Elea's POV

18 2 0
                                    

Es ist schon wieder passiert.

Ich heule schon wieder wie ein kleines Kind drauf los und die Jungs kriegen es mit.

Oder in dem Fall Liam und Louis.

Ich hasse diese Schwäche.

Mann sollte doch meinen, dass ich in all den Jahrhunderten gelernt hätte, meine Gefühle unter Kontrolle halten zu können.

Aber nein, stattdessen breche ich neuerdings bei jeder Kleinigkeit in Tränen aus.

Was ist bloß los mit mir?

„Hey, alles wird gut, Elea."

„Ach hör auf, so einen Scheiß zu erzählen!", ich mache mich verärgert von Louis los und stehe auf, um Distanz zwischen uns zu bringen. Er sieht mich fragend an, woraufhin ich meinen Gedanken Luft mache. „Bei den ganzen Dingen, die ich noch zu erledigen habe, kann überhaupt nichts gut werden. Liam und Niall fehlen noch und ich hab bisher nur Einen von den Beiden. Ich muss sichergehen, dass es Graham und Kyle gut geht und ich muss euch hier rausbringen. Von jetzt an wird es ein Wettlauf mit der Zeit sein, um alles zu erledigen. Ein Leben reicht dafür gar nicht aus!", ich raufe mir durch die Haare und bin mit meinen Gedanken überall und nirgends.

„Wir können uns nicht erinnern, wir MÜSSEN alles in einem Leben erledigen. Das ist der Sinn dahinter! Das nennt man Leben, Elea!"

Louis sieht aus als wäre er jetzt wütend und ich rudere zurück. Meine Worte haben ihn bestimmt verletzt und ich seufze auf.

„Ich weiß, ich weiß. Ihr könnt euch nicht erinnern, aber ich schon. Ich bin es nicht gewöhnt die Zeit als eine Grenze sehen zu müssen. Louis, es sind über 3000 Jahre."

„Dann sind es jetzt halt nur noch sechzig oder so.", sein trockener Kommentar lässt mich realisieren, dass ich wirklich nicht mehr wieder geboren werde.

Es ist vorbei.

Mir wird schlecht und ich haste zum Mülleimer, in den ich mich übergebe.

Harrys Freund ist sofort an meiner Seite und streicht mir über den Rücken, während er gleichzeitig mein Haar nach hinten hält.

„Scheiße, es tut mir leid. Ich hätte es anders sagen sollen."

„Nein, ist okay. Alles gut. Ich muss mich schließlich dran gewöhnen.", ein erneuter Gedankenschub bezüglich der Endgültigkeit überkommt mich und damit eine neue Welle der Übelkeit. Mein ganzer Mageninhalt landet nach und nach im Mülleimer.

Super.

Nach einer Weile hört es endlich auf und ich sinke zurück auf die Fersen. Louis beobachtet mich besorgt.

„Wie schaffen die Menschen das?", ich habe mich nie selbst damit auseinandersetzen müssen und wenn ich jetzt überlege, war das wohl immer ein Vorteil.

„Sie leben einfach."

„Und was ist mit den Dingen, die sie nicht schaffen?"

„Die schaffen sie nicht."

„So einfach?"

„Für die Meisten. Manche bereuen es und manche versuchen bis zu ihrem Lebensende alles zu tun, was sie tun wollen. Manchmal ist das aber nicht möglich.", da kommt der weise Louis zum Vorschein und es bringt mich zum Lächeln.

Wer hätte gedacht, dass er so weise und ernst sein kann?

„Dann sollte ich mich wohl ranhalten.", mit noch etwas wackeligen Knien stehe ich auf und Louis tut es mir gleich.

„Ranhalten?"

„Alles zu erledigen."

„Elea ..."

„Es gibt Dinge, die ich tun MUSS, bevor mein Leben zu Ende ist. Ich werde es wenigstens versuchen und ein Unmöglich gibt es bei mir in diesem Fall nicht. Bist du dabei oder nicht?"

Er sieht mich lange an und nickt schließlich.

„Ich lasse dich nicht allein."

„Danke."

Danach packe ich schweigend weiter und Louis hilft mir kommentarlos. Ich weiß, dass ihm die Fragen förmlich auf der Seele brennen, doch er hält sich zurück und lässt mir meine Ruhe. Vielleicht, weil er weiß, dass ich es ihm erzählen werde, wenn die Zeit dafür gekommen ist.

Die Zeit kommt genau zehn Minuten später, da halte ich es selbst nicht mehr aus und berichte ihm von den meisten meiner Plänen. Seine Antwort darauf ist ein schelmisches Grinsen. Er weiß natürlich genau, dass Geduld in dieser Hinsicht nicht meine große Stärke ist.

Oh Mann, die Jungs fangen an, mich viel zu gut zu kennen.

Vielleicht sollte ich mir darüber mal Gedanken machen.

BegegnungenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt