Louis POV

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Als Liam die Küche betritt, kann ich sofort sehen, dass er geweint hat und komplett fertig mit den Nerven ist.

Zwei Dinge, die mich erschrecken.

Ich hab ihn noch nie weinen sehen und am Boden zerstört ebenfalls nicht. Weil ich ihn so gut kenne, fällt es mir auf, doch für die Anderen sind seine Tränen unauffällig.

Was zur Hölle ist passiert?

Er tritt an den Kühlschrank und holt eine Flasche Orangensaft raus, ehe er sich schweigend ein Glas einschenkt und in einem Zug leert.

Wieso hab ich das Gefühl, er hätte jetzt gerne einen Whiskey?

Aus den Augenwinkeln heraus kann ich sehen, dass Niall unseren Freund beobachtet und ihm kurz zunickt, was Liam erwidert.

Was weiß Niall?

Was weiß Liam?

Was lief da oben mit Elea?

Hat sie ihnen noch mehr erzählt?

Kaum denke ich an sie, betritt sie auch schon die Küche. Ihr Blick ist etwas gequält und als ich sie anschaue, weicht sie mir aus.

Perrie und Eleanor stehen beide mit dem Rücken zu ihr, sie atmet durch und zaubert ein Lächeln auf ihr Gesicht, ehe sie anfängt zu sprechen.

„Ihr müsst Perrie und Eleanor sein."

Die Mädels drehen sich zu ihr um und bemerken natürlich nichts. Elea kann verdammt gut schauspielern und sie täuscht unsere Freundinnen hervorragend.

Wow.

Es gehört einiges dazu, von Null auf Hundert schalten zu können, doch ich schätze mal, sie hat das im Laufe ihrer Leben perfektioniert.

„Hallo Elea, schön, dich kennen zu lernen."

„Danke, dass du den Jungs geholfen hast."

„Kein Ursache, wirklich."

„Nein, ernsthaft. Wenn du nicht gewesen wärst, säßen sie jetzt alle im Knast und wir müssten sie dort besuchen. Danke Elea."

Sie schaut verlegen weg und lächelt leicht.

Ich weiß jetzt schon, dass Perrie und Eleanor sie mögen. Das ist nicht zu übersehen.

Wenn das mal gut geht.

Zayn schweigt beharrlich und ebenso tun es Liam und Niall. Lediglich Perrie und Eleanor reden mit Elea und verwickeln sie in ein lockeres Gespräch über das Leben hier in der Stadt, über das Haus, über alles mögliche. Sie beantwortet alles brav und lenkt geschickt mit Gegenfragen ab.

Derweil tritt sie an den Schrank, nimmt sich einen Teller und tut sich was von den Rührei drauf. Dabei wirft sie Liam einen kurzen Blick zu.

Nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch nachdem ich sie nicht aus den Augen lasse, fällt mir das natürlich auf. Genauso wie es Zayn auffällt.

In dem Moment klingelt das Telefon und Elea zuckt sichtlich zusammen.

Sie wendet sich von uns ab, stellt den Teller auf die Theke und zieht eilig ihr Handy aus der Tasche. Noch in der Küche geht sie ran und wir alle hören Geschrei am anderen Ende der Leitung.

„Heather, was ist los?"

Wer ist Heather?

„Er ist hier. Elea, er ... Garry ist total ... betrunken und ... er will ... uns ... umbringen. Ich hab .... Angst. Elea, ich hab solche Angst!", die Frau klingt hysterisch und redet so laut, dass sogar wir sie hören können.

„Okay, bleib ganz ruhig. Hat er eine Waffe?"

Sie fragt sie allen Ernstes, ob er eine Waffe hat?

Elea verlässt die Küche und schnappt sich die Autoschlüssel, ehe sie in die Küche zurückkommt und mit einem Taschentuch ein Messer aus dem Block zieht.

Ein Fleischermesser wohlgemerkt.

Was zur Hölle hat sie vor?

Zayn und ich stehen auf und folgen ihr, während sie weiter mit Heather telefoniert. Elea klingt ruhig, aber das muss sie auch, um ihre völlig verängstigte Freundin zu

beruhigen. Da schreit ein Baby wie am Spieß im Hintergrund und jemand hämmert wie wild gegen die Tür.

„Heather, ich will, dass du dich mit Lauren im Badezimmer versteckst und die Tür mit der Kommode verriegelst. Wenn er die Tür eintritt, bevor ich da bin, verteidigst du dich so, wie ich es dir gezeigt habe. Du schaffst das! Ruf die Polizei an und sag' ihnen, dass dein Ex-Freund betrunken ist und dich und Lauren bedroht. Ich bin unterwegs. Leg auf."

„Elea ..."

„Leg auf!", die 21-jährige schreit es fast ins Telefon und Heather befolgt die Anweisung.

Elea betätigt einen Knopf und die Garagentür öffnet sich automatisch. „Ich hab keine Zeit, um jetzt zu diskutieren. Ihr bleibt hier."

„Wir können helfen."

„Ihr bleibt hier!"

„Das ..."

Sie fährt uns finster an, während sie sich Handschuhe anzieht und die Tür öffnet.

„Jungs! Das ist meine Sache und ich mache das allein!"

Wir bleiben stehen und sehen zu, wie sie mit dem Wagen gekonnt aus der Garage rast.

Es bleibt nur eine Staubwolke in der Einfahrt zurück und die Reifen quietschen laut auf, als sie mit Vollgas ihrer Freundin zu Hilfe eilt. 

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