74 Kapitel

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Spät aber doch :) 

Kuuussi :*


Tyler POV

Neben uns wurde ein Krankenbett von einem Pfleger weggeschoben und ich musste zweimal hinsehen um die Person, die in diesem Bett lag, zu erkennen.
Cathy hatte einen Verband um den Kopf. Ihre Wangen waren eingefallen und ihr Gesicht war blass. Sie sah so zerbrechlich aus. Diese Person im Krankenbett hatte keine Ähnlichkeiten mit meiner Catherine, wie ich sie sonst kannte. 
Anne und David folgten dem Pfleger in das Krankenzimmer, aber Adam und ich durften nicht mit hinein. Am liebsten hätte ich diesem Spasten eine gegeben, aber was würde es mir bringen? Ich würde wahrscheinlich aus dem Krankenhaus fliegen. 

Adams Drohung kam mir wieder in den Sinn. Ich trat vor ihm und sah ihn mit ernster Miene an.
„Ich werde nicht gehen, bevor sie nicht aufgewacht ist und ich mir sicher bin, dass es ihr gut geht."
Adam sah etwas irritiert aus, fing sich dann aber wieder.
„Sie hat dir gesagt, dass du dich bei ihr nicht mehr blicken lassen sollst. Schon vergessen?"
„Mir ist das scheißegal!"
„Aber du gehst nicht zu ihr, du kannst hier vor ihrem Zimmer sitzen, aber wehe du wagst dich auch nur in ihre Nähe!"
Er stieß mit seinem Finger gegen meine Brust und provozierte mich mit seinem arroganten Blick. Denkt er ich habe Angst vor ihm und nehme seine Drohung ernst?
Ich packte seine Hand und schupfte sie von mir weg und gab ein simples „Pf" von mir. Wenn ich Catherine sehen will, dann mache ich das auch.

Der Pfleger verließ Cathys Zimmer nach einer viertel Stunde und Anne und David kamen gegen 11 Uhr Nachts aus dem Zimmer. Das Krankenhauspersonal hat uns nicht angesprochen, vermutlich denkt jeder wir sind Familie, denn die Besuchszeit ist schon längst vorbei. Adam stürmte schon auf sie zu, bereit sie mit Fragen zu durchlöchern. Ich hiefte mich schwer von diesen unbequemen Plastikstühlen hoch. Meine ganzer Körper fühlte sich schon zentnerschwer an. 
„Und? Wie geht es ihr?" Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf Anne.
„Ihre Vitalfunktionen sind gut, aber sie wacht einfach nicht auf. Der Krankenpfleger meint, dass es der Schock und ihre Schwäche ist, aber ich mache mir Sorgen."
„Was macht ihr jetzt?"
„Wir fahren nach Hause und packen die wichtigsten Sachen für Catherine ein. Im Moment können wir nichts tun und das Krankenhaus ruft mich an, wenn sich ihr Zustand verändern sollte."
Adam drehte sich zu mir.
„Ich fahr mit ihnen mit nach Hause, dann brauchst du mich nicht heimbringen. Ich komm morgen nicht in die Schule, sag den anderen Bescheid."
Glaubt er wirklich, dass ich in die Schule gehen werde? Es ist nur langweilig und mein Kopf ist jetzt definitiv nicht bei der Schule.
„In Ordnung, ich gehe noch schnell aufs Klo, dann fahr ich auch heim."
Adam klatschte mit mir ein und entfernte sich von mir. Zum Glück musste ich nicht warten bis er weg ist, denn David und Anne warteten schon beim Lift auf ihn und er musste sie noch einholen.

Ich konnte nicht gehen, bevor ich sie nicht noch einmal gesehen habe. Adam hat mir zwar gedroht, dass ich nicht zu ihr gehen darf, aber auf das scheiß ich. Also schlich ich mich leise in ihr Zimmer und ging auf ihr Bett zu. Im Zimmer war alles weiß und kahl. Ein Bett, daneben ein Schiebekästchen, ein Schrank und ein Tisch mit einem Stuhl.
Ich blieb neben ihrem Bett stehen und fuhr ihr vorsichtig über die Wange. Sie sah so zerbrechlich aus mit dem Verband um den Kopf und ich hatte Angst, ihr mit meiner Geste weh zu tun.
Ich nahm den Stuhl und stellte ihn so leise wie möglich neben sie. Wenn ich sie so leblos liegen sehe, machen sich komische Gefühle in mir breit. Ich kenne diese Gefühle nicht, aber ich weiß, dass sie mir nicht gefallen. Wieder kreisten meine Gedanken um ihren Zustand. Warum Alkohol?
„Was ist nur passiert?" Ich flüsterte diese Frage leise in den stillen Raum und es hallte von allen Seiten. Mir behagte, dass sie mir nicht antworten konnte, dass auch kein schnippischer Kommentar von ihr kam.
Vorsichtig nahm ich ihre Hand und fuhr vorsichtig mit meinen Daumen über ihre Knöchel. Ihre Hand war so klein und kalt. Normalerweise werde ich grob von diesen Händen gepackt und mit den Nägel gekratzt.
Ich kann nicht glauben, dass Catherine Alkohol getrunken haben sollte. Das würde sie nicht tun, auch wenn sie verletzt wäre.


„Ich wollte diese Worte nicht sagen. Sie waren grausam und gelogen, außerdem wollte ich mich bei dir entschuldigen, aber vermutlich reicht jetzt nicht mal mehr eine Entschuldigung."
Mein schlechtes Gewissen überwältigte mich und sie hier so leblos liegen zu sehen, verstärkte es nur.
Ihr Brustkorb hebte sich langsam und stetig, nur mein Atem war zu hören. Mein Blick heftete sich auf ihre zarte Hand und meinen Rythmus, sie zu streicheln. 
„Warum?"
Mein Kopf, den ich gesenkt habe, schnellte nach oben und blickte in die blauen Augen von Catherine. Sie ist wach. Jedoch verstand ich ihre Frage nicht, also legte ich meinen Kopf leicht schief und sah sie verständnislos an.
„Warum hast du es dann gesagt?" Sie hat also gehört was ich gesagt habe. Ihre Stimme klang kraftlos und kratzig.
„Ich weiß es nicht." Um meine Antwort zu verdeutlichen, schüttelte ich auch meinen Kopf. 
Ihre zierliche Hand bewegte sich in meiner und drückte kurz zu. Dabei verzog sie ihr Gesicht und man konnte sofort erkennen, dass sie Schmerzen hatte. Ihre Augenlider flatterten wieder zu und ich begann mir Sorgen zu machen. Ich drückte schnell auf den Notfallknopf, um einen Arzt oder eine Schwester zu rufen.
Nach ein paar Sekunden, kam eine Krankenschwester und sah mich kurz verwirrt an, legte dann aber ihren Fokus auf Catherine.
„Sie ist aufgewacht, hat dann vor Schmerz ihr Gesicht verzogen und jetzt wurde sie wieder bewusstlos."
„Ich werde sie mir ansehen, bitte warten sie draußen."

Es wäre das Beste, wenn ich Adam und Anne benachrichtigen würde, immerhin warten sie auf diesen Anruf. Im Warteraum holte ich mein Handy heraus und wählte Adams Nummer.
Sobald ich bemerkte, dass er abgehoben hat, redete ich schon.
„Sie ist aufgewacht."
„Du bist noch bei ihr?" In seiner Stimme schwang etwas Verwunderung, aber auch Zorn mit. Gekonnt ignorierend antwortete ich mit einer normalen Stimme.
„Ja."
„Wir kommen sofort!"


My biggest fear ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt