Langsam drang die Stimme in mein Bewusstsein und ich drehte mich nach rechts. Matt, der Freund von Daniel, saß neben mir und sah mich merkwürdig an.
„Hey alles ok mit dir?"
„Ja klar."
Ich kenne Matt nicht und ich glaube nicht, dass er sich meine Leidensgeschichte anhören möchte. Mein Blick richtete sich wieder nach vorne auf die Alkoholflaschen, die perfekt aneinandergereiht dastanden. Ich sah mir jede einzelne genau an und versuchte mir im Kopf vorzustellen, wie wohl jede Einzelne schmeckt. „Das glaube ich dir nicht." Matts Stimme riss mich aus meinen Gedanken und mein Blick richtete sich erneut auf ihn. Was solls, noch schlimmer als jetzt kann es nicht mehr werden. Wenn er mich schon fragt, dann muss er auch damit rechnen, dass ich ihm die Ohren vollheule. Ok heulen würde ich jetzt nicht unbedingt bei ihm.„Ok, mir geht es wirklich nicht gut. Ich habe mit ein paar Leuten gestritten und das nagt an mir."
„Wir machen einen Deal. Ich lade dich auf einen Drink ein und du erzählst mir alles." Bekanntlich löst ja Alkohol alle Probleme, aber bin ich schon so tief gesunken? Ich hasse Alkohol und habe mir geschworen, nie welchen zu trinken. Nein, so schwach bin ich nicht.Gedanklich schlug ich mit der Faust auf die Theke. Außerdem fiel mir ein, dass ich nicht einmal ein Geld bei mir habe und trinken möchte ich schon etwas . Nach Hause konnte ich nicht, also blieb mir wohl keine andere Wahl, als sein Angebot anzunehmen.
„Eine Cola bitte." Matt sah mich einen Augenblick irritiert an, setzte dann aber wieder ein Lächeln auf. Er winkte den Barkeeper herbei und bestelle für mich eine Cola und für sich ein Bier. „Los, erzähl." Vielleicht hilft es mir ja wirklich, wenn ich mit einer außenstehenden Person darüber rede. Wie gerne würde ich jetzt mit Jade hier sitzen und ihr alles erzählen. Sie würde mir die besten Ratschläge geben und mich sicher aufbauen.
„Ich habe gestern auf dieser Party mit Jade gestritten und Adam hat heute erfahren, dass ich mit seinem besten Freund seit Wochen eine Affäre habe." Ich stütze meine Hände auf den Tresen ab und vergrub meinen Kopf darin. Adam wird so enttäuscht von mir sein. Ob er je wieder mit mir reden wird? Ist die Freundschaft zwischen ihm und Tyler auch zerstört? Eigentlich kann es mir ja egal sein, aber ich möchte nicht, dass Adam einen seiner besten Freunde verliert, nur wegen mir.
„Mit welchem besten Freund? Lawson?" Ich riss den Kopf in Matts Richtung. Woher? Mein Kopf wollte sich bewegen, verneinen, aber ich war nicht fähig dazu. Sollen sie doch erfahren wie dumm ich bin. Dasselbe naive Mädchen, wie alle anderen vor mir.
„Du hast mit Tyler Lawson seit Wochen eine Affäre?" Gott, wenn er das sagt, dann klingt das gleich viel schlimmer. Sein Blick machte mich etwas stutzig, denn seine Augen begannen zu funkeln und er versuchte ein Grinsen zu unterdrücken. Findet er das etwa amüsant? Mein Gesichtsausdruck muss ihm die Bestätigung zeigen und ich vergrub erneut meinen Kopf in meinen Händen.
Es war lange Zeit still. Keiner von uns redete und wir nippten nur an unseren Getränken. Matt tippte dauernd etwas an seinem Handy. „Keine Sorge Cathy. Das kommt sicher alles wieder in Ordnung." Ernsthaft jetzt? Er redet für Minuten nichts und dann kommt sein Trost? Noch dazu so ein schwacher Trost? Gedanklich schlug ich mir diesmal an die Stirn. Ich habe gerade einem Wildfremden erzählt, dass ich mit Tyler Lawson eine Affäre habe. Gehts noch bescheuerter?
Ich finde Matt irgendwie komisch, aber er mich vermutlich auch. „Danke für den Trost. Ich komme gleich, ich geh nur schnell aufs WC." Ich rutsche vom Hocker und suchte nach den Toiletten. Meine Scham stieg und ich brauchte jetzt dringend einen Schub kaltes Wasser ins Gesicht, sonst bekomme ich nie einen klareren Kopf.
Bei den Tresen angekommen setzte ich mich wieder neben Matt und trank meine Cola in einem Zug aus. Ich wollte nicht länger hierbleiben, sondern irgendwohin an einen Ort wo ich alleine bin. Das kalte Wasser hat nicht wirklich geholfen, deswegen wollte ich noch ein bisschen in der Stadt spazieren gehen.
„Willst du nicht noch etwas trinken? Ich lad dich gerne ein."
„Danke, aber ich geh jetzt."
„Ach komm Cathy, bleib noch ein bisschen und unterhalte dich mit mir." Spätestens jetzt finde ich diesen Typen mehr wie seltsam. Redet nicht mit mir und jetzt will er, dass ich bleibe um zu reden? „Über was willst du dich den unterhalten?"
„Wie ist es so mit Rover unter einem Dach zu wohnen?"
„Ganz ok. Ich hab ihn gerne, also ist es nicht so schlimm. Kennst du Adam gut? Also seit ihr miteinander befreundet?"
„Oh ja, wir verstehen uns ausgezeichnet." Ich wollte ihm antworten, aber es kamen keine Wörter über meine Lippen. Sie begannen zu kribbeln und fühlten sich doch taub an.Matt beugte sich zu mir vor und sah mir forschend ins Gesicht. Er hat längst bemerkt, dass mit mir was nicht stimmt, aber warum unternimmt er nichts? Irgendwie fühlt sich mein Körper komisch an. Als wäre er aus Watte. Ich verlor immer mehr die Kontrolle über ihn. Ich wollte etwas sagen, aber mein Mund gehorchte mir nicht mehr. Es fing sich alles an zu drehen. Matt saß neben mir und nippte an seinem Getränk, als würde hier gerade nichts geschehen.
Ich brauche frische Luft, sonst kollabiere ich hier noch. Mit wackligen Beinen stand ich auf und ging nach draußen. Vor der Bar am Parkplatz fing sich alles noch stärker an zu drehen und ich musste mich übergeben. Jedoch kam nur Magensäure und die Cola wieder rauf, denn mein Magen war leer. Die Umgebung nahm ich nicht mehr wahr, sondern versuchte mich mit aller Kraft auf den Beinen zu halten, aber das war schwerer wie gedacht. Die Luft schien immer dünner zu werden und ich bekam keine Luft mehr. Ich geriet in eine Atemnot und versuchte krampfhaft Luft zu holen, aber es gelang mir nicht. Hilfe. Ich brauche Hilfe. Was ist hier los? Was stimmt nicht mit mir? Zuzüglich der Atemnot bekam ich auch noch eine Panikattacke. Hilfe. In der Ferne hörte ich eine Stimme aber mein Blickfeld wurde schwarz und ich fiel hart zu Boden.
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My biggest fear ✓
Roman pour AdolescentsCathy und ihre Mutter flüchteten von einem kleinen Ort in England, in die Millionenstadt London. Aus dem Vorsatz, die Probleme hinter sich zu lassen, wurde nichts, denn kaum ist sie in London, bekommt sie das Doppelte an Problemen dazu. Ihr größtes:...