61 Kapitel

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Als ich am Morgen aufwachte, lag ich alleine im Bett. Ich wurde durch meinen Wecker unsanft aus dem Schlaf gerissen. Juhu, heut ist Montag und das heißt Schule. Ich habe sowas von keinen Bock. Wann Tyler wohl gegangen ist? Und für was hatte er sich bedankt? Höchst wahrscheinlich, dass ich ihm wirklich dabei geholfen hatte, zu entspannen. Aber es hatte auch für mich einen Nutzen, ich hatte einen leeren Kopf und konnte endlich schlafen.
Ich stand auf und ging ins Bad um mich zu duschen. In der Früh musste ich immer kalt duschen, ich hasse warmes Wasser am Morgen. Während ich mich duschte, kreisten meine Gedanken um gestern Nacht. Gestern ging alles von mir aus und ich muss mir selbst eingestehen, dass ich nichts davon bereue. Ich habe es genossen und es hat auch mir geholfen, meine Zweifel und Gedanken abzustellen. Als ich fertig war, stieg ich aus der Dusche, trocknete mich ab und ging in mein Zimmer. Heute sah es draußen ziemlich kalt aus, deswegen zog ich mich etwas wärmer an. Ich schminkte mich noch schnell und ging dann in die Küche. Mom und David waren ja noch in Irland, also sind nur Adam und Tyler da. Aber von Adam fehlte jede Spur. „Wo ist Adam?"
"Der musste früher in der Schule sein, deswegen soll ich dich mitnehmen. Aber bilde dir bitte nichts ein, nur weil wir gemeinsam zur Schule fahren." Ohne ihn anzusehen, wusste ich, dass er gerade idiotisch grinste. „Muss das sein? Bild du dir nichts ein Lawson. So toll bist du nicht." „Das hat sich gestern Nacht aber ganz anders angehört." Jetzt drehte ich mich doch geschockt zu ihm und musste mit einer Verärgerung feststellen, dass er mir zuzwinkert.
Mich faszinierte es. Tyler und ich schlafen miteinander, sehen uns den Tag darauf und wir verhalten uns ganz normal. Keinem ist es unangenehm oder sonst was. Eher fangen wir wieder streiten an, was mittlerweile zu unserem Alltag gehört. Er ist und bleibt ein arrogantes Arschloch und ich hasse ihn nachwievor gleich, nur das ich mir jetzt eingestehe, dass wir öfters Sex miteinander haben. „Halt die Klappe." Ich nahm mir einen Apfel und spazierte Richtung Haustür. „Kommst du Arschloch?"

Im Auto war es seltsamerweise still. Keiner redete etwas. Ich wüsste nicht einmal ein Thema, über das wir beide sprechen könnten. Im Radio lief leise Musik und ich summte mit der Melodie mit. „Warum hast du das gestern getan?"
„Was?" Ich sah Tyler fragend von der Seite an. „Mich geküsst, mich mit in dein Zimmer genommen." Ich überlegte kurz. Soll ich ihm die Wahrheit sagen? Dass ich ihm helfen wollte zu entspannen? Dass ich mir selbst etwas beweisen wollte? „Keine Ahnung, du hast angespannt gewirkt und mir schwirrten die Gedanken." „Worüber?" Sollte ich es ihm sagen? Interessiert es ihn tatsächlich? Ach scheiß drauf, es betrifft ja ihn auch . „Ob es richtig ist, was wir hier tun." „Und?" Ich konnte in seiner Stimme die Nervosität genau heraus hören. „Ich denke schon, wir sind jung und solange es unverbindlicher Sex, ohne Gefühle ist, dann ja." Tyler schwieg ein paar Minuten lang und ich fing an, unruhig auf meinem Stuhl zu zappeln. „Gut, denn ich will das hier nicht beenden. Aber eine Bedingung habe ich."
Jetzt bin ich gespannt!
„Und die wäre?"
„Du gehörst allein mir. Niemand sonst darf dich anfassen, nur ich!" Der Ernst dieses Satzes entging mir nicht. Tyler meinte das so wie er es sagt. „Das gleiche gilt für dich."
„In Ordnung. Glaub mir Baby, wenn ich dich habe, dann brauche ich keine andere."
Was? Hab ich mich gerade verhört? Hat Tyler Lawson mir gerade ein Kompliment gemacht und mir gesagt, dass ich alles bin, was er braucht? Puh, und sowas schon ganz früh Montagmorgens.

Die Stunden vergingen schleppend. In der Pause erzählte ich Jade von gestern Nacht und dem Gespräch heute Morgen. Sie rastete komplett aus und war außer sich vor Freude. Die spinnt doch! Sie schrie so laut durch die Gegend, dass ich nur mit Mühe es schaffte, sie ruhig zu stellen. Das nächste Mal erzähle ich ihr erst was, wenn wir alleine sind, sonst droht Gefahr, dass die ganze Schule etwas erfährt. Es gibt Leute, die haben ihre Ohren überall.
Es läutete und wir mussten zurück in den Unterricht. Noch 3 Stunden durchhalten. Nach der Schule fuhr ich mit Jade nach Hause. Ich war hundemüde, deshalb zog ich mir einen kurzen Pyjama an und legte mich in mein Bett. Heute Nacht kam ich nicht wirklich zum Schlafen und das machte sich jetzt auch bemerkbar. Innerhalb von Sekunden war ich eingeschlafen.

„Catherine wo bist du?" Wer war das? Es waren Schritte zu hören und sie kamen mir immer näher. „Endlich habe ich dich gefunden mein kleiner Engel." Diese Stimme kannte ich, sie gehörte Daddy. Ich saß in meinem Bett, im Haus von David und sah zur Tür. Mein Vater stand dort und betrachtete mich mit einem sanften Lächeln. Er kam auf mich zu, dabei schwankte er etwas und blieb vor mir stehen. Seine Augen waren gerötet und wenn er sprach lullte er ein bisschen. „Du kleines Miststück, denkst du echt, du kannst dich vor mir verstecken? In London? Ich würde dich überall finden Catherine." Plötzlich war seine Stimme finster und kalt, sie gehörte nicht dem Mann, den ich Daddy nannte. Sie war voller Hass und Abscheu. Und schon spürte ich den ersten Schlag von ihm. Ich kauerte mich auf meinem Bett zusammen und ließ weitere Schläge über mich ergehen. Schon nach wenigen Minuten schmerzte mir mein ganzer Körper. „Daddy hör auf, bitte!" Vielleicht hört er ja auf mich. Er holte noch einmal aus und schlug mich mit voller Wucht. Ich fing an wie wild zu schreien und um mich zu schlagen. Wehr dich Catherine! Ich riss meine Augen auf und bemerkte, dass ich in meinem Bett saß. In Davids Haus. Oh nein, er ist hier. Er hat mich gefunden. Gleich ist er da und wird mich wieder schlagen. Ich blickte hektisch in meinem Zimmer umher. Ich muss weg. Weg von ihm. Er darf mich nicht finden!

My biggest fear ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt