Kapitel 6. ✔️

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Naylas Sicht:

Ich wusste es einfach nicht. Wie sollte ich solch eine schwere Entscheidung binnen weniger Sekunden fällen? Sollte ich mitgehen oder lieber nicht? Ich hatte Angst, wie immer. Jede einzelne Faser meines Körpers sträubte sich gegen diese Männer. Doch ganz tief in meinem Inneren kamen sie mir vorerst nett und freundlich vor. Ich schüttelte den Kopf. Nein! Mein Vater war damals genauso. Es war sicherlich bloß eine Masche. Erst freundlich und liebevoll und dann entwickelten sich diese Persönlichkeiten zu aggressiven Monstern, die vor nichts und niemandem halt machten. Er wurde gewalttätig meiner Mutter und mir gegenüber, da er immer mehr zu trinken anfing. Getränke die ihn zu einem seltsamen Mann machten. Einem Mann, der sich nicht mehr meinen Vater nennen konnte und dies auch nicht wollte.

Ich starrte Löcher in den Boden. Es waren grausame Erinnerungen, die ich leider nie vergessen würde und auch nicht konnte. Wie ein Elefant, der auch nie vergessen würde, wie seine Artgenossen Stück für Stück ausgerottet werden. Ich spürte wie mir wieder Tränen über die Wangen liefen, jedoch konnte ich mal wieder nichts dagegen tun. Zu lange hatte ich sie mein Leben lang zurückhalten müssen. Ich hasste es vor anderen Leuten zu heulen. Insbesondere vor MÄNNERN! Ich war schwach. Zu schwach für die Welt, in der ich lebte.
Plötzlich hob Chris, wie zuvor meinen Kopf mit seinem Zeigefinger an und nahm ihn sanft in seine großen warmen Hände.
So war ich wieder gezwungen ihn anzuschauen. Ich hasste solche Situationen.

"Hey Maus, was ist los?", begann er schuldbewusst zu fragen.

"Nichts." Ich wollte nicht mit ihm reden. Wenn ich etwas falsches sagte, würde ich bestraft werden, da war ich mir sicher.

"Alles ist gut Kleine, ich werde dir niemals etwas antun. Wirklich, das verspreche ich dir! Erzähl mir doch bitte was los ist, sonst kann ich dir nicht helfen.", sprach Chris nun versprechend.
Mir wurde immer unwohler und mein Magen fing an zu grummeln, aber auf eine unangenehme Art und Weise. Mir war übel.

"Und, wie hast du dich nun entschieden?", fragte Chris sichtlich gespannt und riss mich aus meinem Gefühlschaos.
Es war eigentlich nur eine Frage. Eine Frage, auf die man einfach nur zu antworten hatte. Alle Kinder, die ich aus dem Heim so kenne, würden sicherlich nicht einmal darüber nachdenken. Bei mir war es anders. Ich wollte nicht wieder in diesen schrecklichen Kreislauf geraten, bei welchem man von einer grausamen Familie zur anderen und letztendlich wieder im Heim landen würde. Meine Antwort, würde also mein ganzes Leben verändern. Ob ins Gute oder Schlechte, konnte ich zu diesem Zeitpunkt leider noch nicht wissen.

Ich hob langsam meinen Blick und starrte Chris' Oberkörper an, zu scheu um in seine Augen zu blicken. Mein Leben konnte eigentlich gar nicht mehr schlimmer werden, ich musste mich einfach nur überwinden und mal wieder ein Risiko eingehen.

"Ich weiß es nicht genau, aber warum nicht. Ich würde gerne mitkommen.", flüsterte ich leise und ohne jegliche Emotion. Auch wenn es sich nicht erfreut oder der Gleichen angehört hatte, sprang dieser Chris auf einmal erfreut auf und sprang wie ein Flummi, den die älteren Kinder hier ihm Heim besaßen und immer gegen die Wände flippen ließen, durch das gesamte Zimmer. Als er jedoch plötzlich auf mich zugeraunt kam, kauerte ich mich zusammen und kniff die Augen zusammen. Was hatte ich falsch gemacht?

"Bi-Bitte t-tu mir nicht weh. Bitte! Ich tu alles was du willst!" Ich vergrub ängstlich meinen Kopf in meinen Händen und wimmerte.

"Hey Maus, wir tun dir nicht weh, das hatten wir doch schon gesagt. Vertrau uns!", meinte Chris auf einmal sanft. Das war leichter gesagt, als getan..

Plötzlich spürte ich, wie sich zwei starke Arme um mich schlossen und ich hochgehoben wurde. Da ich sehr schlank und somit leicht war, stellte dies kein Problem da. Als ich vorsichtig die Augen öffnete, bemerkte ich, dass nicht Chris, sondern dessen Bruder mich festhielt.
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