Kapitel 13.✔️

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Nayla's Sicht:

Während er mich anschnallte, spürte ich schon meine  Angst aufkommen. Es kam mir genauso vor wie bei Jürgen. 

Wenn ich mal vergessen hatte zu putzen oder aufzuessen, setzte er mich ins Auto, schnallte mich an und raste los. Jürgen fuhr immer in abgelegenen Gegenden. Dort angekommen machte er Vollbremsungen aus voller Fahrt, bis ich überall Abdrücke vom Gurt hatte. Es tat so weh und er wiederholte dies so lange, bis ich fast keine Luft mehr bekam. Seltsam, dass es ihm nie weh getan hatte. Währenddessen lachte Jürgen gehässig und schadenfroh. Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich daran zurück dachte. Nach jeder dieser Horrorfahrten meinte dieser gemeine Mensch, dass ich es verdient hätte solche Bestrafungen zu bekommen, da ich mich nie benehmen konnte. Ich wusste ja, dass Jürgen Recht hatte! Ich war schon immer unbrauchbar gewesen. 

Sogar mein Vater hatte mich nie gemocht. Ich war an allem Schuld. Wie es in den Wald schallt, schallt es auch wieder heraus. Diesen Spruch hatte er mir immer eingetrichtert.

Hoffentlich enttäuschte ich Chris nicht so sehr, wie Jürgen und meinen Vater. Ich wollte doch nie jemanden enttäuschen. Doch in diesem Moment konnte ich mich nicht beherrschen. Mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen. Ich hatte solch eine Angst, dass Chris jetzt das Gleiche tun würde, wie Jürgen oder noch viel schlimmer. Das Auto sah sehr sportlich aus, es könnte sicherlich doppelt so schnell fahren wie das von Jürgen. Ich drückte meinen Teddy ganz eng an mich, mit ihm würde ich alles durchstehen. Mir entglitt ein leises Wimmern und ich kniff die Augen zusammen, sodass mir bloß keine Tränen entweichen konnte. Ich hörte nur wie neben mir die Autotür ins Schloss fiel. Hatten sie mich jetzt hier alleine eingeschlossen?
Doch in diesem Moment wurde auf der anderen Seite die Autotür geöffnet und Chris trat herein und setzte sich neben mich.

Chris' Sicht:

Nachdem ich sie angeschnallt hatte, hastete ich auf die andere Seite des Seat Cupra ST von meinem Bruder und setzte mich neben meine kleine Maus. Sie jedoch wimmerte vor sich hin und klammerte sich an ihren Teddy. Ich legte eine Hand auf ihre Schulter. Doch sie zuckte fürchterlich zusammen und rückte ein Stück von mir weg. Hatte sie vielleicht Schmerzen? Ich würde sie zuhause gleich mal fragen. 

"Nayla?", begann ich, sie zeigte jedoch keine Reaktion.

"Nayla schau mich an!", sagte ich nochmal in einer sanften, jedoch auch strengen Stimmlage. Sie schaute mit gläsernen Augen hoch, traute sich aber nicht in meine Augen zu schauen.

"Sieh mir in die Augen!", meinte ich mit der selben Tonlage. Man sah wie sie mit sich kämpfte, doch tat es schlussendlich. Ich lächelte leicht und fing sofort an zu reden, bevor sie es sich doch noch anders überlegte.

"Wir fahren jetzt zu meinem Zuhause, was ab jetzt auch dein Zuhause sein wird. Ich werde dir nie etwas tun und wünsche mir eine wundervolle Zeit mit dir. Magst du mir vielleicht erzählen, weshalb du gerade so viel Angst hast?", fragte ich ruhig und nahm die Kleine sofern es mit Gurt möglich war in den Arm.

Sie schluchzte an meine Schulter, doch mir war das egal wenn mein T-Shirt oder meine Jacke nass wurde. Eine Umarmung. Man merkte sofort, wie wichtig diese Umarmung für Naila gerade war.
Als Antwort auf meine Frage flüsterte sie mir, "vielleicht später" ins Ohr und löste sich leicht aus der Umarmung. Damit musste ich mich erstmal zufrieden geben. Trotzdem nahm ich mir vor sie später noch einmal zu fragen. Ich musste unbedingt wissen, ob sie ärztliche Behandlung bräuchte.

Vertrauen oder Angst ?     Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt