Kapitel 43./ Teil 1

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Chris' Sicht:

Ich war am Boden zerstört. Noch nicht mal nach drei Stunden Suchen nach meiner Maus, hatten wir Erfolg. Ich würde sie nie wieder sehen. Andreas und ich liefen, jeder seinen Gedanken nachgehend, nebeneinander her zurück zu unserer Werkstatt.

''Chris...Bruder das tut mir alles so leid! Du bist daran nicht schuld, okay? Versprich mir, dass du dir jetzt keine Vorwürfe machst!"

Traurig nickte ich und spürte wie mir Tränen in die Augen schossen. Ein dicker Klos, der einfach nicht verschwinden wollte, hatte sich in meinem Hals gebildet und meine Unterlippe zitterte unaufhörlich, ich hatte sie verloren. Nach nichtmal einem Tag war sie vor mir geflüchtet! Ich bin ein schlechter Mensch. Leise versuchte ich ein-und auszuatmen und die Tränen wegzublinzeln, doch ohne Erfolg. Bei mir brachen wieder alle Dämme und die Tränen liefen in Strömen über meine Wangen. Ein lautes Schluchzen durchbrach die Stille, welches von mir ausging.
Andreas seufzte und nahm mich, wie so oft schon, in den Arm. Sanft strich er mir beruhigend über den Rücken und ich genoss seine brüderliche Umarmung.

"Chris, weißt du noch was wir Papa als letztes versprochen haben bevor er verstorben ist?" Andreas hatte sich etwas von mir gelöst und schaute mich mit seinen treuen, schokoladenfarbigen Augen an. Erneut stiegen mir bei den Gedanken an meinen geliebten Vater die Tränen in die Augen.

"Ja i–ich weiß,a–aber i–ich ka–kann das nicht mehr."schluchzte ich.

"Christian Reinelt, du gibst nie auf und jetzt erst recht nicht! Sprich aus, was wir Papa versprochen haben. So weh es auch tun möge. Ich will es laut von dir hören !"sprach Andreas eindringlich auf mich ein. Dabei brach er nie den Blickkontakt zu meinen tränenverschleierten Augen ab.

"Pa–Papa wir versprechen dir, da–dass wir immer sta–stark bleiben, auch wenn du nicht mehr bei uns sein kannst."zum Ende hin brach meine Stimme gänzlich ab und ich fing wieder lautstark an zu schluchzen. Andreas schaute mich lieb an und nahm mein Gesicht sanft in seine großen Hände.

"Wir haben es versprochen. Wir haben es IHM versprochen! Wir bleiben stark, egal was kommt und das musst du genau jetzt sein Chris! Ich bin für dich da und habe immer noch die Hoffnung, dass wir Nayla wiederfinden. Mhm?"sanft lächelte er mich an und blickt mir mal wieder fest in die Augen.

"Ja du hast recht. Ich habe dich so lieb, was wäre ich nur ohne dich"murmelte ich traurig.
"Das mein liebster Bruder, weiß ich bis heute nicht."grinste Andreas plötzlich.
Es steckte mich an. Ja, das Grinsen meines Bruders hatte mich schon immer angesteckt. Ein leichtes Lächeln Schlich sich auf meine vertrockneten Lippen und ich boxte ihm leicht gegen die Schulter.

"Na siehst du, das ist der Chris den ich kenne!" Ich nickte nur und schaute auf den steinerneren Boden, auf dem auch unsere Trucks standen.

"So, los Chris wir gehen jetzt erstmal zu mir und denken über weitere Maßnahmen nach. Okay?" Wieder nickte ich und setzte ein gequältes Lächeln auf.

"Die Kids und Steffi freuen sich bestimmt auch dich zu sehen." Er legte wieder brüderlich einen Arm um meine Schultern und spazierte los in Richtung Haus. Auf Andreas' Kinder und seine Frau konnte ich mich momentan irgendwie nicht nicht freuen, was sonst nie der Fall war.

Nach kurzer Zeit erreichten wir Andys Haus, welches mit verschiedenen Blumen im Vorgarten beschmückt war. Steffi liebte Pflanzen und Blumen über alles, was man nicht nur am Vorgarten erkennen konnte. Auch der richtige Garten hinterm Haus war bepflanzt und immer sehr gepflegt. Sogar um das Gehege der Schafe, welche mein Bruder hobbymäßig hielt, waren Blumen ringsherum bepflanzt. Natürlich so, dass die Tiere sie nicht fressen konnten. Allgemein sag der Garten vor allem im Frühling und Sommer wunderschön aus. Doch auch alledem konnte ich mich momentan nicht erfreuen. Es war wie eine tiefe Grube aus der man nicht mehr heraus kam, um das Tageslicht zu erblicken. Stattdessen sah man nur die Dunkelheit. Ja, so fühlte es sich an und ich konnte rein gar nichts dagegen tun. Leider... Manche dachten wahrscheinlich, dass ich übertrieb, doch dem ist nicht so.
Ich vermisste meine kleine Maus so sehr, dass es unheimlich weh tat. Die ganze Welt wollte ich ihr doch noch zeigen und  nicht alle Menschen so sind wie ihr Erzeuger. Zudem wollte ich endlich wissen, was damals alles vorgefallen war, sodass Nayla nun so verängstigt war. Sie tat mir so leid...

"Kommst du jetzt Bruder?" Andreas stand schon an der Haustür und schaute mich vorsichtig an.

"Ja klar, war nur in Gedanken."hauchte ich niedergeschlagen. Mein Bruder nickte verstehend und betätigte die Klingel. Langsam schritt ich zur Haustür und stellte mich neben Andreas. Dieser schaute mich nur mitfühlend an und klopfte mir aufmunternd auf die Schulter.

Zwei Sekunden später wurde die Tür schwungvoll geöffnet und Steffi, Andreas' Frau strahlte uns an. Sie war ein sehr liebevoller, treuer Mensch und das war es, was mein Bruder so sehr an ihr liebte. Ihre schulterlangen, naturblonden Haare hatte sie etwas nach hinten geflochten, sodass man ihr makelloses Gesicht besser sehen konnte. Steffi war eine sehr hübsche Frau, sie war nicht eine von den Klappergestellen, die man auch als Topmodels bezeichnete, sondern hatte schöne Kurven und war etwas  kräftiger gebaut, was daran lag, dass sie viel Sport trieb. Ihre blau–grauen Augen schminkte sie nur zu besonderen Anlässen, da Make-up sonst für sie als unnötig erschien. Sie hatte zu allem eine sehr gesunde Einstellung, das mochte ich an meiner Schwägerin sehr.
An diesem warmen Sommertag trug sie eine roséfarbene, luftige Bluse und eine zerrissene Jeans. Dazu hing eine wunderschöne, grazile Kette mit einem Herzchenanhänger um ihren Hals, welche sie letztes Jahr von Andreas zum Geburtstag geschenkt bekommen hatte. Darauf hatte Andy extra seine n und ihren Namen eingravieren lassen. Ja, mein Bruder verstand etwas von romantischen Geschenken, wovon ich leider nur träumen konnte.
Zu guter letzt trug Steffi wie immer ihren goldenen Ehering um ihren Ringfinger.

"Na ihr beiden, kommt schnell rein ich habe das Mittagessen schon fertig. Achja und wir haben ein kleines Problem, aber kommt erstmal rein." Sie gab Andreas einen Kuss und umarmte mich wie immer, doch schaute dann in mein trauriges Gesicht.

"Hey Chris, was ist denn mit dir passiert? Hast du etwa geweint?" Mit bestürztem Gesicht musterte sie mich und wandte sich kurz an Andreas.

"Schatz, ich glaube das besprechen wir lieber in Ruhe im Haus."versuchte Andreas die Situation sanft umzulenken.

Seine Frau verstand zwar die Welt nicht mehr, doch besaß ich momentan nicht die nötige Kraft über meine kleine Nayla zu sprechen. Kurz schüttelte ich ich meinen Kopf, um die Gedanken loszuwerden und trat ins Haus ein. Mein Bruder hatte sich bereits die Schuhe ausgezogen und wartete im Türrahmen. Kurz seufzte ich auf und zog meine weißen, normalo Chucks aus und stellte sie an die orange–gestrichene Flurwand zu den anderen Schuhen.
Wir waren schon im Begriff ins Wohnzimmer zu gehen, da hielt uns Steffi zurück.

"Ähm wie soll ich sagen, ähh wir haben wie eben schon angedeutet ein kleines Problem.."stammelte sie vor sich hin. So schlimm wie meines kann es ja wohl nicht sein.

"Was ist denn? Los rede Schatz!"sprach Andreas interessiert und doch etwas besorgt.

"Ja, also die Jungs und Lotta waren ja wie immer vorne im Waldstück spielen und ehm wie soll ich sagen. Sie kamen mit einem mir unbekannten Mädchen zurück, welches komplett verängstigt war und jetzt immer noch ist."
Andreas und ich schauten uns ungläubig an und mein Herz machte einen Sprung. War das vielleicht meine Nayla?

"Steffi, wo ist das Mädchen jetzt!"sprach ich aufgeregt. Diese war komplett durcheinander und stammelte dann "Naja, im Wohnzimmer, aber..." Weiter kam sie nicht, denn ich rannte wie von der Tarantel gestochen an ihr vorbei zum Wohnzimmer. Und wen ich dort entdeckte, ließ mein Herz noch höher schlagen, doch zugleich zog es sich auch  schmerzvoll zusammen...
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So mein Lieben, nach langer Zeit endlich ein neues Kapitel😅😘 Bis jetzt mein längstes Kapitel was ich je geschrieben habe. Vielen Dank, dass manche sich meine Anmerkung im letzten Kapitel zu Herzen genommen haben!!💛💛
Über 18K Reads Leute das ist soo krass! Ich Danke euch dafür! Es wäre schön wenn das mit dem Voten so bleiben könnte, das bedeutet mir unglaublich viel, genauso das Feedback, das noch wichtiger für mich ist💛💛😘😘
Bis zum nächsten Mal 💛🤗😘

Ps: Ich war letzten Sonntag mal wieder bei den Ehrlichs (siehe Bild oben) war wieder mega cool wie immer. Jetzt heißt es wieder warten bis nächstes Jahr...😅😔

Vertrauen oder Angst ?     Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt