Kapitel 44.

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Naylas Sicht:

"Es tut mir Leid, a-aber ich bin doch bloß eine Last f-für dich. Außerdem ha-haben mir ja auch die Frauen vom Einkaufen gesagt, dass ich dich ihnen nicht wegnehmen soll.", ich traute mich nicht ihn anzuschauen. Zu viel war schon wieder passiert...

Kurze Zeit sagte keiner von uns etwas und ich spielte nervös mit meinen Fingern. Eine Strähne meiner rotblonden Locken fiel mir ins Gesicht. Sie hatte sich wohl nach dem ganzen Tag aus dem Zopf gelöst, den mir Chris heute morgen geflochten hatte. Sanfte Finger strichen mir die Strähne wieder zurück hinters Ohr. Komischerweise zuckte ich bei seiner Berührung nicht wie sonst immer zusammen.

"Nayla, ich denke wir müssen mal ein ernstes Gespräch führen. Aber nicht hier und jetzt. Komm, wir gehen mal zurück ins Wohnzimmer zu den anderen." Chris blickte mich ernst an, als ich meinen Blick hob und ängstlich nickte. Was meinte er mit ernsten Gespräch? Mich durchzog ein eiskalter Schauer, doch ich konnte nicht weiter darüber nachdenken, da er mich aus dem Bad herauszog. Wir folgten dem hellen Parkettboden, welchen ich zuvor noch gar nicht bemerkt hatte, ins Wohnzimmer, in welchem Chris mich gefunden hatte.

"Mummy? Was ist passiert mit diesem Mädchen? Und wieso kennt Onkel Chris sie?"

"Ach Lotta, ich denke das werden die Beiden dir gleich selber erzählen.", antwortete die Mutter von ihr, als Chris und ich das Wohnzimmer betraten.

Von der Couch aus, blickten mich nun vier Augenpaare an. Die Kinder, welche mich hierher geschleppt hatten und deren Mutter saßen dort. Andreas stand vor der riesigen Fensterfront und blickte in den Garten, in welchem ich nun sogar Schafe erblicken konnte. Wieso hielt man Schafe? Ich meinte die konnte man doch gar nicht knuddeln! Also da hatte ich meinen Teddy auf jeden Fall lieber!

"Ich glaube wir müssen jetzt mal etwas erklären.", seufzte Chris während er sich ebenfalls auf die Couch setzte. Ohne zu überlegen setzte ich mich mit etwas Abstand auf den Boden und schaute ihn vorsichtig an. Andreas hatte sich mittlerweile auch zu uns gedreht und lächelte mich sanft an. Nun waren alle Blicke auf mich gerichtet, weshalb ich beschämt zur Seite schaute.

"Also Nayla, die Kinder, die dich Gott sei Dank gefunden haben, sind Andreas' Kids und das ist Steffi, seine Frau und Mama der drei Rabauken." Chris zeigte zu der blonden Frau und lächelte, was sie erwiderte.

"Ich habe dich die ganze Zeit gesucht und nun läufst du einfach den Kids in die Arme. Echt super, dass ihr sie gefunden habt." Er strahlte Moritz, Michel und Lotta an und gab ihnen ein High-five. Naja, von in die Arme laufen konnte ja nun nicht die Rede gewesen sein.

"Sag mal, wieso bist du überhaupt weggelaufen?", fragte nun Andreas und schien mich mit seinem Blick zu durchdringen, weshalb ich wegschaute. Überfordert blickte ich auf meine Hände und zuckte mit den Schultern. Ich kam gerade mit dieser Situation nicht zurecht. Es waren zu viele Leute hier im Raum und zu viele Augen, die auf mich gerichtet waren und darauf warteten, dass ich etwas tat.


Flashback:

"Na los du kleines Ding!" Ja, er nannte mich ein ,,Ding". Vor mir saßen Jürgen und irgendwelche Freunde von ihm und musterten mich lüstern. Es war alles so schlimm.

"Na komm, zeig uns was Jürgen dir gestern ,,leider" antun musste!", lachte einer und funkelte mich an. Es war widerlich. Ich schluckte, es hatte ja eh keinen Sinn. Er würde mich nur noch mehr schlagen. Vorsichtig zog ich mein T-Shirt hoch und entblößte meinen von Narben geprägten Bauch. Alle fingen an zu lachen und hauten Jürgen anerkennend auf die Schulter. Wieso tat man so etwas einem kleinen Mädchen an?

"Sie ist zwar noch ziemlich jung, aber könntest du sie mir mal als Putze ausleihen?", lachte nun wieder einer dieser Säcke und zeigte seine gelben Zähne. Jürgen stimmte mit ein.

"Klar doch, die ist eh nicht mehr Wert, als der Dreck unter meinen Schuhen oder du Schlampe?" Ich nickte traurig und schaute zu Boden.

"Seht ihr, sie ist ein Drecksstück, eine Missgeburt, aber das sieht man ja und sie weiß es selber.". wieder fing er an zu lachen.

"Klar doch, du hast gute Arbeit geleistet, Alter.", stimmte einer dieser Fieslinge mit ein.

Ja, so sah mein Leben aus. Komplett zerstört und nutzlos, wie ich. Und das schon in so jungen Jahren. Dieser Albtraum sollte endlich ein Ende haben...

Flashback Ende


"Hey Nayla, Maus! Hey hörst du mich?" Mein Körper zuckte zusammen. Chris hatte sich zu mir herunter gekniet und blickte mir ernsthaft besorgt in die Augen.

"Was war los? Ist alles in Ordnung?", fragte er mich ernst. mein Körper zitterte noch immer und ich war noch immer unfähig etwas zu antworten.

"Ich denke es wäre besser, wenn wir nachhause gehen.", meinte Chris ruhig zu den anderen und legte mir beschützend eine Hand auf die Schulter, was jedoch genau das Gegenteil bewirkte, denn ich zuckte mal wieder zusammen. Ich war noch wie in Trance, durch diesen quälenden Rückblick, doch ich hatte nicht die Kraft gehabt ihn zu unterdrücken. Chris war aufgestanden und hatte sich bei SEINER Familie verabschiedet.

"Komm Maus." Ich nickte und er nahm vorsichtig meine zierliche Hand und ging mit mir aus dem Haus, hinaus ins Freie. Sofort fühlte ich mich etwas besser und fand es auch nicht schlimm, dass Chris mich vorsichtig festhielt. Konnte er mich auch komplett festhalten, bevor ich zurück in meine Zweifel und Ängste verfiel? Ich wusste es noch nicht. Es würde sich bestimmt noch zeigen...
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Hey lovely people 😌💛, es geht weiter nach langer Zeit. Vielen Dank für eure tollen und lieben Kommentare, ich hoffe das ihr euch das beibehaltet, denn das freut mich wirklich am meisten.😍😍
Was denkt ihr so über den Flashback ?
Bis bald💛👋🏻👋🏻😘

Vertrauen oder Angst ?     Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt