Kapitel 8. ✔️

2K 98 10
                                    


Naylas Sicht:

Nun stand ich hier vor diesen beiden Brüdern und blickte auf ihre, mit Nieten besetzten Schuhe. Mir wurde unwohl und mein Magen verkrampfte sich. So viele schlechte, grausame Erinnerungen kamen mir in den Sinn und eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus.

Flashback:
Wie ich es täglich tat, saß ich auf meinem Bett, in meinem kleinen Zimmer und guckte aus dem dreckigen Fenster. Als ein Zuhause, konnte ich diesen Raum jedoch nicht betiteln.
Ein lautes klirren durchschnitt die Stille, auf welches ein scheppern folgte. Was passierte hier? Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, die Augen weit aufgerissen und immer bereit zur Flucht, saß ich nun angespannt da. Kam es aus dem Wohnzimmer?
Auf einmal ertönte ein schriller Schrei. Meine Mutter! Jedoch wurde dieser kurz darauf durch ein aggressives zuschmeißen der Haustür übertönt.
Tränen bahnten sich den Weg über meine zarten Wangen nach unten. Vor Angst zitternd lauschte ich angespannt nach weiteren Geräuschen.
Nur durch meine Vorstellungen und schlimmen Erfahrungen, konnte ich mir ausmalen, was sich dort unten gerade mal wieder abgespielt hatte.
Mein Erzeuger war sturzbetrunken, warf seine leeren Flaschen nach meiner Mutter, während diese sich versuchte zu retten und aus der Hölle flüchtete. Mich jedoch hatte sie dabei vergessen. Nun war ich alleine mit einem gewalttätigen Mann, welcher vor nichts und niemandem zurückschreckte und sich außerdem mein Vater nannte.

"NAYLA! Komm sofort HER!", schrie er plötzlich mit seiner kratzigen ekelhaften Raucherstimme.

Ich musste hart schlucken. In diesem Zustand war er immer unberechenbar. Er wäre in der Lage mich hier und jetzt umzubringen und das, mit nur einem Handgriff. Die Angst zerfraß mich förmlich und ich hörte mein Blut in den Ohren rauschen. Schnell wischte ich mir unsanft über die Wangen. Er durfte nicht mitbekommen, dass ich schon wieder nur geheult hatte. Tränen bedeuteten Schwäche und Schwäche durfte man nie zeigen! Mein Atem ging viel zu schnell, als ich die knarzende Treppe zum Wohnraum hinunter spurtete.
Und dort saß er auch schon, mit seiner fetten Wampe auf dem ranzigen Sofa und starrte mich hasserfüllt an. Seine gelben Zähne verrieten schon alles über seine Körperhygiene und der Gestank, der von ihm ausging, schien dies nochmals zu unterstreichen.

"Hör auf mich so bescheuert anzustarren! Räum' sofort die Scherben weg! Ich will hier alles blitze blank wieder vorfinden!", schrie er so laut, dass mir das Trommelfell zu reißen schien, jedoch war ich schon schlimmeres gewohnt.

Kurzerhand sprang er auf, wobei er fast drohte umzufallen durch sein starkes Schwanken. Sofort steuerte er den Weg in sein Zimmer an, jedoch nicht ohne davor noch einmal mich anzurempeln, sodass der Fußboden fast mein neuer bester Freund geworden wäre. Ich sollte mich wundern, weshalb er mich jetzt alleine ließ, aber leider wusste ich, dass er nur etwas bestimmtes suchte.
Nur wenige Sekunden später ertönte ein freudiger Aufschrei und mein Erzeuger trat zurück in das Wohnzimmer. Feindselig starrte er mich an und lachte vernichtend auf. Angstschweiß bildete sich auf meiner Stirn und langsam wanderten meine wässrigen Augen zu dem Gegenstand, den er geholt hatte.
Ein Ledergürtel, um genauer zu werden, ein Gürtel mit spitzen, silbrig glänzenden Nieten. Er liebte Nieten über alles und kaufte sich diese speziellen Gürtel immer billig beim Schwarzmarkt. Jedoch waren diese nicht zu dem Zweck hergestellt worden, wie er sie bei mir anwendete. 

"Bitte Vater! Ich tu auch alles was Sie möchten. Bitte schlagen Sie mich nicht. Es tut jedes Mal mehr weh!", flehte ich unter Tränen.
"Ach mein süßer Spatz, warum weinst du denn. Es ist doch alles wie immer.", antwortete er nur in einem schmierigen Ton. Und er hatte Recht, es war alles wie immer!

Während des Aufräumens schlug er immer wieder diabolisch auf mich ein. Die Nieten bohrten sich in mein zartes Fleisch, bevor sie ruckartig wieder verschwanden. Ich schrie und weinte. Es war grauenvoll, nicht zumutbar. Ich spürte, wie meine Sicht immer mehr drohte zu verschwimmen und das hämische Lachen meines Erzeugers das letzte war, was ich hörte, bevor mir schwarz vor Augen wurde.
Flashback Ende

Ich ging verstört durch meine Gedanken zwei Schritte zurück. In mir spielten die Gefühle Achterbahn. Wie würde es wohl bei diesem Chris ablaufen. Würde er mich auch schlagen? Ich wollte keine Schmerzen mehr zugefügt bekommen. Als ich meinen Blick vorsichtig hob, schauten mich zwei Augenpaare verdutzt an.

"Maus, was ist denn jetzt schon wieder los?", fragte Chris leicht verletzt und nicht wissend, was er falsch gemacht hatte.
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Hoffentlich hat es euch wieder gefallen, wenn nich schreibt es gerne in die Kommentare😊
Schönes Wochenende noch weiterhin 😊💛

Vertrauen oder Angst ?     Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt