Kapitel 48.

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Naylas Sicht:

Das konnte nicht wahr sein. Nein! Das konnte einfach nicht passieren! Mein gesamter Körper fing an zu zittern und ich verkrampfte mich. Plötzlich spürte ich eine große warme Hand an meiner Schulter, die mich sanft zu streicheln anfing. Ich zuckte unwillkürlich zusammen und schaute erschrocken in Chris' besorgtes Gesicht.

"Nayla? Was ist denn los mit dir? Du bist so blass und zitterst wie Espenlaub."

Ich versuchte etwas zu antworten, doch mein Mund war wie mit Eisenketten zugeschnürt. Meine Augen waren weit aufgerissen und ich spürte wie sich Tränen ihren Weg über meine Wange bahnten. Chris handelte schnell und hob mich sachte auf seinen Schoß. Vorsichtig wiegte er mich hin und her und versuchte mit beruhigenden Worten auf mich einzureden. Es war in diesem Moment alles zu viel für meinen kleinen Körper und ich vergrub meinen Kopf in Chris' Hemd. Nie wieder wollte ich IHN sehen. NIE wieder!

"Maus was hast du denn? Tut dir was weh? Daniel kannst du mir mal eben ein Taschentuch geben?", fragte Chris nun leicht verzweifelt. Ich konnte jedoch immer noch nicht sprechen, weshalb ich mich einfach nur halt suchend an Chris klammerte. Daniel reagierte wohl schnell, denn einen kurzen Moment später wischte Chris mir mit einem Tuch sanft die Tränen aus dem Gesicht. Kurz blickte ich wieder in die Richtung in der ich Jürgen zuvor erspäht hatte. Er war der grausamste Mensch, nach meinem Erzeuger, auf der gesamten Welt und konnte einem einzelnem Menschen so viel Leid zufügen, wie zehn Personen. Er hatte sich mittlerweile an einen Tisch, am anderen Ende des Eiscafés niedergelassen und quatschte fröhlich mit irgendeinem Mann, den ich jedoch nicht kannte.

Chris folgte meinem Blick und schaute nun auch zu Jürgen herüber. "Nayla macht dir dieser Mann Angst? Erinnert er dich an jemanden?", fragte Chris nun an mich gewandt.

"Sollen wir lieber woanders hingehen?", hakte nun auch Rotschopf nach. Ich nickte nur vor Angst. Chris erwiderte dies und stellte mich vorsichtig auf den Boden ab, bevor er selber aufstand und den Stuhl an den Tisch ranstellte. Daniel tat es uns gleich und genau in diesem Moment passierte es. Jürgen blickte geradewegs zu uns herüber. Erst schien er überrascht, doch dann bildete sich ein ekliges Lächeln auf seinem hässlichen Gesicht, bei dem man seine gelblichen Zähne sehen konnte. Ein kalter Schauer zog sich über meinen Rücken und ich versteckte meine Gesicht an Chris' linken Hosenbein. Leise schluchzte ich auf und mein gesamter Körper zitterte unaufhörlich. Sanft strich mir Chris über die Haare um mich zu beruhigen.

"Kommt schnell, wir gehen rüber in ein anderes Café, da können wir in Ruhe sprechen.", meinte Daniel.

Chris stimmte dem zu und nahm meine Hand in seine und zog mich bestimmend aus diesem Eisladen hinaus. Kurz blickte ich noch einmal zu dem Menschen, der mir so viel Leid zugefügt hatte und sah, wie dieser mir zuzwinkerte und vielsagend zu mir herüber blickte. Es hatte sich bewahrheitet. Es hatte alles gestimmt, was er mir damals immer gesagt hatte. ALLES!
Er würde mich finden, egal wo ich mich aufhalten würde, doch naiv wie ich war hatte ich es ihm damals nie geglaubt und war in jener Nacht, in der er mal wieder zu betrunken war, abgehauen. Die Haustür hatte er damals in seinem Zustand vergessen abzuschließen und genau das war meine Chance gewesen aus meiner persönlichen Hölle zu fliehen. Die paar Sachen, die mir damals die Betreuerin im Heim eingepackt hatte und meinen Teddy nahm ich mit. Es war zwar nicht mehr als ein kleiner Stoffbeutel, aber mehr besaß ich nunmal nicht. Jürgen hatte sich schließlich nie um mich gekümmert und mir somit auch nie irgendetwas gekauft. Ich hatte einmal mitbekommen, dass er als Arzt arbeitete in irgendeiner Klinik, die ich jedoch nicht kannte. Meinte man nicht immer, dass Ärzte Menschenleben retteten und anderen halfen ? Jürgen hatte dies nie getan... jedenfalls nie bei mir. Nett hatte ich diesen Mann noch kein einziges mal gesehen. Nur wenn seine komischen Freunde dabei gewesen waren, aber die waren genauso wie er. Ekelhaft und böse!
Aber wieso war er überhaupt wieder hier? Nachdem mich nämlich irgendeine Frau nach meiner Flucht gefunden und wieder ins Kinderheim gesteckt hatte, kam Jürgen ja ins Gefängnis. Wurde er etwa wieder entlassen?
Ich hatte Angst, unvorstellbar große Angst! Er würde mich finden und dann das Selbe wiederholen, wie damals! Oder noch schlimmer. Ich konnte nicht mehr klar denken und plötzlich wurde mir schwarz vor Augen...

Chris' Sicht:

Daniel und ich liefen zusammen mit meiner Maus in ein anderes Café, welches nur ein paar Straßen entfernt war. Mir war natürlich nicht entgangen, wie dieser wiederwertige Typ sie vorhin angegrinst hatte. Irgendetwas stimmte nicht mit dem, da war ich mir sicher. Nayla hatte zudem ungeheuere Angst gehabt, als sie ihn entdeckt hatte, obwohl davor noch alles in Ordnung war. Sie hatte sogar mit einem für sie fremden Mann auf dessen Gitarre gespielt, ohne ängstlich zu sein. Als wir schon fast an dem besagten Café angekommen waren, spürte ich plötzlich wie Naylas Hand aus meiner Hand glitt und auf dem Bürgersteig zusammensackte. Komplett panisch und geschockt hockte ich mich vor sie und versuchte Nayla, durch leichtes rütteln an ihrer Schulter, zu wecken.

"Oh mein Gott was ist denn nun passiert!", erklang nun Daniels ebenfalls erschrockene Stimme. Kurzerhand hob ich meine Maus auf meinen Arm und ging auf meinen besten Kumpel zu.

"Ich habe keine Ahnung. Vielleicht wurde das gerade alles zu viel für ihren schwachen Körper. Aber du wohnst doch hier! Gibt es hier irgendwo einen Arzt?", fragte ich immer noch panisch.

"Chris komm erstmal etwas runter, Nayla geht es bestimmt gut. Und ja hier gibt es einen Arzt. Komm! Wir gehen zu meinem Wagen und fahren hin.", besänftigte mich mein Kumpel. Ich konnte nur nicken und folgte ihm, mit meiner Maus auf dem Arm, zurück zum Park, an dem er sein Fahrzeug zuvor geparkt hatte. Wir liefen schnell. Ja, eigentlich joggten wir schon fast, aber ich hatte in diesem Moment einfach nur unfassbare Angst um Nayla. Nach einer Rekordzeit von 10 Minuten erreichten wir endlich sein Gefährt und ich legte sie vorsichtig auf die Rückbank. Ich selber setzte mich auf den Beifahrersitz und Daniel fuhr los in Richtung Praxis.
Was hatte es bloß mit dem Mann auf sich? Hatte Nayla damals etwa schon was mit ihm zutun gehabt? Fragen kamen, doch keine Antworten, doch diese sollte ich noch früh genug bekommen...
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Hey ihr krassen Leser✌🏼✌🏼,
Wie versprochen ein neues Kapitel und endlich wisst ihr etwas mehr über die Vergangenheit der Kleinen, doch der liebe Chris tappt leider immer noch im dunkeln.😋😇

Vielen Dank für das viele Feedback unter dem letzten Kapitel! Es freut mich so dermaßen, dass die Story gut ankommt!!!

*<<Es wäre so toll, wenn ihr euch das beibehalten könntet 😘😘😘, dann habe ich viel mehr Motivation etwas zu schreiben.>>*
Ich gehe jetzt Windsurfen, also Bye bye 😘✌🏼✌🏼❤️

Vertrauen oder Angst ?     Ehrlich Brothers FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt