Am nächsten Morgen musste ich leider auch etwas tun, was ich eigentlich nie hatte machen wollen.
Als ich aufwachte, musste ich mit Erschrecken feststellen, dass ich in knapp einer Stunde auf Arbeit sein musste. Und dazu musste ich mich umziehen bzw. wenigstens meine Sachen von zuhause abholen. Außerdem wären eine Dusche und etwas zu essen ganz nett. Ein Gespräch mit Noel stand leider etwas weiter unten auf der Liste.
Dafür schrieb ich ihm wenigstens einen Zettel.
"Hey,
Ich musste zur Arbeit & wollte Dich nicht wecken.
Treffen wir uns am Wochenende auf einen Kaffee?
Helena"
Und sah dann, dass ich in die Gänge kam.
Irgendwie gelang es mir tatsächlich, auf den allerletzten Drücker gerade noch pünktlich zu meinem Kurs zu kommen. Ich sollte junge Fußballspielerinnen über eine gesunde Ernährungsweise informieren, welche Proteine sie am besten zu sich nehmen sollten und bot ihnen meine Sprechzeiten an, in denen ich individuelle Pläne erstellen konnte. Erstaunlicherweise zeigten sie sich ziemlich interessiert, stellten viele spannende Fragen und diskutierten auch untereinander. Im Anschluss übernahm ich die Leitung für ein Aufwärmen im Jungenbasketball. Die Trainerlizenz hatte ich noch vor meinem Auslandsjahr erworben und kam endlich dazu, mein Wissen anzuwenden. Allgemein hatte ich in meinem -mittlerweile fair bezahlten Praktikum- sehr viele Aufgabenbereiche, die mir sehr viel Spaß machten und in denen ich inzwischen das meiste alleine machen durfte.
So war ich den ganzen Tag bis zum Abend ganz gut eingespannt und kam erst spät dazu, mein Handy zu checken.
Noel hatte mir geschrieben. "Helena, wir sollten reden, oder? Ich hoffe, du musstest wirklich zur Arbeit. Ruf mich an!"
Na super. Hatte er so wenig Vertrauen in mich? Was sollte das "sollten reden" bitte heißen? Wollte er reden oder nicht? Scheiße. Ich wurde schon ganz hibbelig bei dem Gedanken an das, was sein könnte. Was, wenn es für ihn anders gewesen war als für mich? Es gab nur einen Weg das herauszufinden: Ich rief ihn noch im Auto auf dem Weg nachhause an.
"Hi, ich bin's Helena", sagte ich.
"Hi" Noel klang erleichtert. "Was gibt's?"
"Du, hör mal, wenn du willst, kann ich dich in 10 Minuten abholen. Ich bin gerade noch unterwegs. Aber wir könnten zu mir gehen, essen etwas und reden?", schlug ich vor.
"Alles klar, ich komme dann raus."
"Bis gleich."
Erledigt. Und doch wurde ich noch ein bisschen aufgeregter bei dem Gedanken, ihn gleich wieder zu sehen.
Und wollte gleichzeitig, so schnell wie möglich zu ihm und musste mich dazu zwingen, das Tempolimit nicht (zu sehr) zu überschreiten und mich selbst ausbremsen.
Die Haustüre öffnete sich in dem Moment, als ich vor Noels Haus anhielt und da joggte er auch schon auf mich zu. Ich schaltete den Motor aus und wartete, bis er eingestiegen war.
"Na, alles gut?", fragte Noel und schnallte sich an.
"Ja. Alles bestens. Und bei dir?", erwiderte ich und sah ihn an.
"Ebenfalls. Wobei ich über deinen Abgang heute morgen nicht sehr glücklich war, aber lass uns mal losfahren, ich habe Hunger", meinte er.
"Nein warte: Es tut mir Leid, ehrlich. Aber ich wollte dich wirklich nicht wecken und hatte auch keine Zeit, um zu reden. Versprochen", sagte ich.
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Zehntausend Gründe Dich Zu Hassen
Teen FictionHelena hasst Noel. Noel hasst Helena. So war das schon immer. Doch bisher konnten sie sich immer noch ganz gut aus dem Weg gehen. Blöd nur, dass ihre Eltern befreundet sind und dazu noch die Mutter von Helenas bester Freundin und Noels Vater heirat...