Vier Jahre später
"Und Ihr beiden seid euch wirklich sicher?"
Der Mann sieht zwischen mir und meiner Begleitung hin und her. Ich drehe mich zu ihm. Er sieht mich an. Ich muss lächeln. Diese Augen, dieser Blick, dieses Lächeln, meine Hand in seiner, das Kribbeln auf der Haut, in meinem Magen. Es ist immer noch genauso, wie damals. Ich sehe ihm in die Augen, er drückt meine Hand fester.
"Ja, das sind wir", erwidern wir gleichzeitig und schmunzeln.
"Also, gut, dann fange ich mit ihnen an, Frau Forster. Wollen Sie Helena Sophia Forster, den hier anwesenden.."
Ich wachte von meinem Wecker auf. Natürlich bestens gelaunt. Wie jeden Samstag Morgen. Nach einer Party. Nicht.
Na super, jetzt verfolgte er mich schon in meine Träume. Genervt beugte ich mich zum Nachtkästchen, um den Alarm auszuschalten. Schon besser. Mein Kopf fing dafür an zu dröhnen, ich beschloss den Traum zu verdrängen. Also versuchte ich mich abzulenken. Als Erstes brauchte ich Flüssigkeit. Ich stand langsam auf, um meinen müden, verkaterten Körper in die Küche zu bewegen. Genauer gesagt zum Kühlschrank. Doch etwas blockierte mir den Weg dorthin. Besser: Irgendjemand.
"Nana, Helena, du musst in zwei Stunden am Flughafen sein. Hast du schon alles gepackt?", fragte Xenia.
"Mhm", brummte ich nur und schob sie zur Seite, um mir eine Flasche mit kaltem Wasser aus dem Kühlschrank zu nehmen. Gar ausgetrocknet trank ich den halben Liter in einem Zug.
"Du bist ja ein Sonnenschein heute Morgen! Und so willst du dich von mir verabschieden?", fragte sie weiter.
"Tut mir Leid, X. Und es ist ja nur ein Abschied auf Zeit", tröstete ich sie und nahm sie in den Arm.
"Du stinkst nach Alkohol und Rauch", flüsterte sie, drückte mich aber trotzdem.
"Ich werde dich auch vermissen."
Xenia lachte.
"Komm, Faulpelz, geh duschen! Ich helfe dir auch beim Packen", bot sie an.
"Danke", seufzte ich und schlurfte ins Bad.
Anschließend (und nachdem ich mich einigermaßen zurecht gemacht hatte) ging es mir schon besser. Xenia hatte Kaffee gekocht und half mir tatsächlich noch dabei meine letzten Sachen zusammenzupacken. Es war heftig, wie viel sich in ein paar Monaten angesammelt hatte.
Und eigentlich wollte ich Barcelona auch nicht verlassen. Viel zu gut hatte es mir hier gefallen. Ich hatte mich quasi sofort eingelebt, besonders Xenia sei Dank. Und nun? Ging es zurück nach München. Gerade rechtzeitig schafften wir es mit ihrem Auto zum Flughafen. Und einen tränenreichen Abschied später saß ich tatsächlich im Flugzeug und sah auf die Stadt hinunter, die in den letzten Monaten mein Zuhause geworden war. Vor fast einem Jahr war ich hierher gekommen, wollte eigentlich nur ein Semester bleiben und hatte dann spontan beschlossen, dass ich meine Bachelor Arbeit, sowie zwei weitere Prüfungen ebenso hier schreiben konnte. Mein Studiengang wurde sowieso auf Englisch unterrichtet. Xenia hatte ich noch in Berlin kennengelernt. Gleich in ihrer ersten Woche war ich ihr begegnet. Dem einzigen Mädchen, das absolut zielstrebig und selbstbewusst durch die Uni marschiert war, obwohl sie dort noch ganz neu war. So orientiert war ich gerade nach zwei Semestern gewesen. Und hatte dann direkt ein Seminar mit ihr, wo ich mich dann zielstrebig neben sie setzte.
"Ist da noch frei?", hatte ich gefragt.
"Ja klar, setz dich doch!", hatte Xenia mit einem Lächeln gesagt und kurz darauf zugegeben: "Ehrlich gesagt kenne ich hier außer meinen Mitbewohnern noch keinen!"
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Zehntausend Gründe Dich Zu Hassen
ספרות נוערHelena hasst Noel. Noel hasst Helena. So war das schon immer. Doch bisher konnten sie sich immer noch ganz gut aus dem Weg gehen. Blöd nur, dass ihre Eltern befreundet sind und dazu noch die Mutter von Helenas bester Freundin und Noels Vater heirat...