Everybody Talks

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Ich stocherte in meinem Essen herum. Warum hatte ich mich noch einmal dazu überreden lassen, zu bleiben? Ich wäre zehntausendmal lieber bei Noel als hier in dieser komischen Familienrunde. Die Blicke, die meine Mutter Marcus zuwarf, waren echt zu viel für meinen Magen. Und Rebeccas engelshaftes Dauergrinsen ging mir auch auf die Nerven. Sie erzählte ein bisschen von ihrem Urlaub, aber erwähnte jetzt natürlich mit keinem Wort den kleinen Nervenzusammenbruch, den sie heute Vormittag gehabt hatte. Hätte ich mich auf ihr Niveau herabgelassen, hätte ich ihn angesprochen. Aber so tickte ich eben nicht.

"Helena, Schatz, du isst ja kaum etwas", stellte meine Mutter fest.

Ich zog es vor, sie zu ignorieren.

Und zum Glück kam mir jetzt auch Rebecca zur Hilfe. Wobei man es schlecht Hilfe nennen konnte. Sie fragte ganz direkt: "So, Marcus. Wie sieht es denn jetzt eigentlich aus? Lässt du dich jetzt scheiden?"

Ich verschluckte mich fast an einem Salatblatt und meine Mutter schien ihr Weinglas noch fester zu umklammern.

Marcus blieb dagegen sehr ruhig.

"Nun, natürlich haben wir uns getrennt, bis zur Scheidung dauert es allerdings noch etwas. Aber das sollte weitgehend ohne Probleme ablaufen. Wir haben einen Ehevertrag, durch den eigentlich alles geregelt ist."

"Wie ist jetzt dein Verhältnis zu den anderen Kindern? Ich frage nur, weil eine Freundin von mir jetzt mit Theo zusammen ist."

"Was? Wer?", fragte meine Mutter mich.

"Nun allzu gut ist es nicht, aber wir sehen uns ja regelmäßig."

"Okay. Es ist Liz."

"Woher kennt sie denn Theo?", hakte Marcus nach.

"Naja von der Party nach deinem Geburtstag eben. Ich habe Theo doch mitgenommen und dann eben meinen Freunden vorgestellt."

"Ach an dem Abend...", nickte er und warf meiner Mutter vielsagende Blicke zu. Ich wollte glaube ich gar nicht mehr wissen.

Irgendwie wechselten wir das Thema und ich hörte eine Weile wieder nur zu. Bis Elisa sagte:

"Ja, Mädels, wenn wir doch mal endlich wieder alle zusammen sitzen, kann ich euch gleich noch fragen, ob es für euch in Ordnung wäre, wenn wir in dieser Konstellation auch Weihnachten feiern. Wir könnten auch zu Marcus Familie rausfahren."

"Zusammen feiern, ja. Aber ich fahre nirgends hin", sagte ich.

"Darf ich erfahren warum?"

"Der 25. ist abends die einzige Möglichkeit, an der ich meinen Freund sehen kann. Und nachdem wir dieses Jahr schon nicht mit den anderen feiern, finde ich mir steht wenigstens das zu."

"Helena, entspann dich, wir könnten bis abends locker zurück sein", sagte Rebecca. "Ich bin für alles bereit."

Ich konnte kotzen, ehrlich! Wie konnte sie das tun?

Mir bei jeder Chance in den Rücken fallen.

"Ja, das stimmt. Aber schön, dass ihr einverstanden seid, dann können wir uns gleich ein paar Gedanken über die Planung machen."

Und ab hier stieg ich aus. Planung? Wir wurden wieder einmal vor vollendete Tatsachen gestellt.

Vielleicht konnte ich Noel ja irgendwie dazu überreden, nur mit mir Weihnachten zu feiern. Wobei das wahrscheinlich etwas früh und überdramatisch war. Er sah Leon ja auch nur noch selten. Da sollte ich ihm die Familienzeit gönnen können.

"Helena?", fragte meine Mutter irgendwann.

"Mhm?"

"Du bist also einverstanden. Am 24. feiern wir drei zusammen, am 25. fahren wir raus zu Marcus Eltern und für den 26. lässt Rebecca sich etwas einfallen", fasste sie noch einmal zusammen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 29, 2017 ⏰

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