Kapitel 19

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Michelle P.o.V.

Ich versuche mich auf die Arbeit zu konzentrieren. Es fällt mir nur total schwer heute.
Andauernd denke ich an Harry. Oder besser gesagt denke ich an dieses Foto mit diesem Mädchen.
Wer ist Sie?
Und was empfindet Harry überhaupt für dieses Mädchen?
Soll ich ihn auf dieses Foto ansprechen?
Wahrscheinlich komme ich rüber wie eine eifersüchtige Tussi.
Dabei habe ich überhaupt keinen Grund eifersüchtig zu sein.
Immerhin bin ich nicht seine feste Freundin.
Die ganze Zeit, habe ich eigentlich gedacht, dass ich mit dieser Situation klarkomm. Es ist aber gerade so, als hätte mein Bruder die richtigen knöpfe gedrückt, um mich wieder in die Realität zu holen.
Ich war nie der Typ für lockere Sachen.
Was hat Harry nur mit mir gemacht, damit ich da zugestimmt habe?

Es sind seine Augen. Diese schönen Vertrauenswürdigen grünen Augen. Sobald man ihm in die Augen sieht, vergisst man Räum und Zeit. Außerdem hat er das schönste lächeln, dass ich je gesehen habe.
Es ist aber auch seine lustige herzliche Art, die jede Frau in seinen Bann zieht.
Ich bin ihm total verfallen. Andauernd geht er mir nicht aus meinem Kopf.
Ich möchte andauernd bei ihm sein. In seinen Armen liegen, wo ich mich geborgen fühle.
So hab ich mich noch nie gefühlt.
Und ich weiß nicht, was ich machen soll.
Ich bin in Harry verliebt. Und ich halte diese Situation kaum noch aus. Ich kann nicht mehr so weitermachen.
Sonst zerbreche ich wirklich noch daran.

"Mimi! Du solltest nebenbei auch Bierzapfen. Wo bist du heute nur mit deinen Gedanken." holt Chase mich aus meinen Gedanken.
Ich schüttel meinen Kopf. Chase schaut mich mit hochgezogen Augenbrauen an.
Ist das peinlich.
"Sorry. Ich bin heute ein bisschen müde." lüge ich ihn an.
Schnell zapfe ich ein paar Bier.
Claire unsere neue Kellnerin schnappt sich gleich ein paar und teilt mir andere Bestellungen mit. Es ist freitagabend und jede Menge los.
Ich darf wirklich nicht träumen.
Chase hilft mir ein bisschen hinter dem Tresen.
Ich habe eben die Bestellungen ein wenig schleifen lassen.
"Du wirst heute traurig. Wenn du mit mir reden willst, kannst du das gerne tun." sagt er und zwinkert mir zu.
"Danke. Ich will aber nicht reden." winke ich ab.
Ich rede bestimmt nicht mit Chase über meinen Kummer.
Er ist kein Freund von mir. Wir sind einfach nur Kollegen. Mehr wird zwischen uns nicht sein.

Irgendwie war ich ein bisschen froh darüber, Harry's Familie für heute abzusagen. Ich wäre wahrscheinlich vor Nervosität gestorben.
Ich frage mich, was Harry Ihnen von mir erzählt hat. Die haben mich nämlich so behandelt, als wäre ich mit Harry zusammen. Was ich ja leider nicht bin?
Ich werde nie mit ihm zusammen sein.
Anscheinend bin ich ihm nicht gut genug. In London waren wir kaum zusammen aus.
Er wollte mich nicht den Paparazzos zum fraß vorwerfen. Aber mit diesem Mädchen kann er inmitten von London herumknutschen. Wütend schlage ich gegen den Zapfhahn.
"Was hat dir der Zapfhahn getan?" fragt Bill einer unserer Stammkunden.
Er sitzt heute alleine am Tresen. Sonst ist er mit einigen anderen Stammgästen da. Die sind heute aber in Manchester auf einem Fußballs. Darunter ist auch Harry's Papa.
"Ich bin heute ein bisschen gereizt." antworte ich ihm.
"Soll ich dich mit einem Kartentrick aufmuntern?" fragt er schelmisch.
"Nein danke. Ich möchte nicht, dass du mir Karten aus meinem Körper herausziehst, wo man keine Karten normalerweise findet."
Bill ist ein notgeiler alter Sack.
Darum werde ich nicht zur Verfügung stehen für seine Kartentricks.

Ich schaue zur Tür, da sie gerade geöffnet wird.
Mein Herz macht einen Sprung, als ich Harry ins Pub kommen sehe.
Eigentlich habe ich ihm geschrieben, dass er heute nicht hierher kommen soll, weil ich sowieso keine zeit habe.
Ich muss aber bemerken, dass er nicht alleine ist. Diese Alice ist bei ihm und noch ein hübsches Mädchen in einem sehr engen Kleid. Er hat einen Arm sogar um dieses Mädchen gelegt und führt sie ins Pub. Er flüstert ihr ins Ohr und sie fängt verlegen an zu lachen.
"Chase, ich komm gleich wieder. Ich muss Whisky aus dem Raum neben an holen." sage ich zu Chase, der gerade mal wieder am Tresen ist.
Ich muss jetzt einfach mal fünf Minuten für mich haben. Um mich abzureagieren, um nicht los zu heulen.
Deswegen verkrieche ich mich ins Lager.
"Scheiße!" fluche ich und lasse mich an der Wand entlang auf den Boden sinken.
Ich kann das nicht mehr.
Das ist soviel für mich.
Ich kann nicht dabei zusehen, wie er vor meiner Nase mit einer anderen flirtet.

Ich spüre warme tränen über meine Wangen kullern. Schnell versuche ich mir diese tränen wegzuwischen. Doch sie fließen schneller, als meine Hände sie wegwischen können.
Verdammt nochmal!
Ich will doch nicht weinen.
Aber es tut gerade so weh.
Mein Herz ist eben in tausend Stücke zersplittert.
Was haben diese Mädels?
Warum kann Er mich nicht so lieben, wie ich ihn liebe?
Was mache ich nur falsch?
"Mimi dieser Styles nervt mich. Er möchte dich sehen." ruft Chase.
"Hey des ist der Bereich nur für Angestellte." knurrt Chase im nächsten Moment.
Kurz darauf höre ich Schritte und Harry's Duft umhüllt den Raum.
Ich winkel meine Knie an und verberge meinen Kopf in meinen Schoß.

Irgendwie kann ich das schluchzen zurückhalten. Obwohl es fast vor dem durchbrechen ist und in meinem Hals sich ein dicker Kloß bildet.
"Michelle." sagt Harry leise.
"Ich hab Kopfschmerzen. Kannst du bitte gehen. Ich brauche gerade einen Moment alleine." wisper ich ihm zu.
Ich muss mich zusammen nehmen. Er soll mich nicht so sehen. Keiner sollte mich so sehen.
Kurz bevor mein Bruder mit mir gesprochen hat, war ich noch so glücklich, über das, was ich mit Harry habe. Jetzt bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus.
Ich war das letzte mal so traurig, als mein Dad gestorben ist.
Damals habe ich gedacht, dass dieser Schmerz nie wieder aufhört.
Sein Tod hat ein Loch in mein Leben gerissen. Harry hat nach diesen dieses Loch verschwinden lassen. Ich habe mich nicht mehr so alleine gefühlt.
Doch jetzt fühle ich mich wieder alleine.

"Michelle rede mit mir. Ich mach mir gerade echt sorgen und glaube nicht, dass du Kopfschmerzen hast." bemerkt Harry eindringlich.
Ich hebe meinen Kopf und schaue in seine besorgten Augen.
Er hat sich vor mir in die Hocke gesetzt.
"Ich kann es nicht mehr." murmel ich.
"Was kannst du nicht mehr?" fragt er ängstlich.
Ich muss aufstehen, um jetzt nicht einzuknicken. Es ist so am besten. Ich kann nicht mehr.
Harry steht auch auf, als ich aufstehe. Schnell wische ich mir die Tränen aus meinem Gesicht. Wahrscheinlich sehe ich aus, wie eine Leiche.
Ich kann es nur nicht mehr ändern.
"Ich kann es nicht mehr mit uns. Ich bin nicht der Typ für solche lockeren Sachen. Zwar habe ich am Anfang gesagt, dass ich es kann. Doch ich kann es eben nicht. Darum möchte ich es jetzt beenden." sage ich zu ihm.
Bestimmt hört man mein Herz brechen. Doch es ist besser so.
"Wie du willst." antwortet er leise.
Er wendet seinen Blick von mir ab und geht langsam aus dem Lager.

Ich stehe regungslos da.
Das war es jetzt?
Mehr hat er nicht dazu zusagen?
Anscheinend habe ich ihm wirklich nicht viel bedeutet. Sonst hätte er doch gesagt, wie "Wir sehen uns".
Was habe ich eigentlich erwartet?
Ein kleiner Teil hat anscheinend gehofft, dass er mir seine Liebe gesteht und wir zusammen sind.
Doch wir sind in keinem Liebesfilm. Ein Happy End habe ich auch nicht verdient.
Ich muss mich jetzt auch noch zusammenreißen. Die Arbeit ruft.
Vielleicht lenkt die Arbeit mich auch ein bisschen ab.
Ich gehe zurück ins treiben und erkenne gleich, dass Harry mit den beiden Mädchen verschwunden ist.
Worüber ich sehr dankbar bin. Sonst wäre der Tag meine wahr geworden Hölle geworden.









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