Kapitel 27

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Michelle P.o.V.

"Du solltest gehen!"
"Ich gehe nirgends hin. Ich werde Michelle nicht alleine lassen."
"Irgendwann merkt meine Schwester was du für ein arschloch bist. Dann haue ich dir endlich in deine Scheiß fresse."
"Dann mach es doch einfach. Wir können gerne nach draußen gehen."
Dieser Streit lässt meinen Kopf fast explodieren. Ich habe das Gefühl einen Hammer im Kopf zu haben.
Meine Augen habe ich noch geschlossen. Ich habe bis eben noch geschlafen. Aufjedenfall solange bis mein Bruder und Harry angefangen haben sich zu streiten.
Gequält öffne ich meine Augen.
Ich schaue mich um.
Vor mir stehen mein Bruder und Harry. Die beiden schauen sich an als würden sie sich gleich gegenseitig umbringen. Ich muss die Situation beenden bevor die beiden sich an die Gurgeln gehen.
"Mein Kopf tut weh. Könntet ihr leise sein." mache ich mich bemerkbar.

Sofort ist es still.
Harry eilt gleich an meine Seite und setzt sich neben mich aufs Bett. Ich schaue ihn an und stelle fest, dass er die ganze Zeit hier gewesen sein muss. Er trägt immer noch die gleichen Sachen von gestern und unter seinen Augen zeichnen sich leichte Ringe. Gestern Abend war ich kurz wach als mein Bruder kurz hier war. Ich war aber zu müde und wollte schlafen. Darum ist er nach ein paar Minuten wieder gegangen. Ich glaube, dass er und Abby bei Niall untergekommen sind. In meiner Müdigkeit habe ich so etwas in der Art mitbekommen.
"Warst du nicht Zuhause?" frage ich Harry.
"Nein. Ich hab auf dem Stuhl geschlafen." antwortet er mir.
Ich finde es total süß von ihm.
Obwohl er wirklich nicht die ganze Nacht bei mir hätte bleiben müssen. Ich habe ja immerhin geschlafen.
Aufjedenfall hat er sich einen Kuss verdient. Ich versuche mich langsam aufzurichten.
Harry schaut mich dabei skeptisch an. Wahrscheinlich sehe ich aus wie ein sterbener Marienkäfer, der auf den Rücken liegt und nicht mehr hoch kommt. Nur liege ich auf den Rücken und mein einer Arm ist unbeweglich.
"Kann ich dir helfen?" fragt Harry mich.
"Kuss und Umarmung." sage ich wie ein kleines Kind.
Harry grinst mich verschmitzt an und hilft mir dabei mich auszurichten. Er schiebt in meinen Rücken ein Kissen und fährt die Kopflehne mit der Fernbedienung hoch. Darauf hätte ich auch kommen können.
Aufjedenfall kann ich nun um meinen Freund umarmen.
Gleich fordere ich meinen Kuss ein.
Ich blende durch den leidenschaftlichen Kuss alles um mich herum aus.

Nach ein paar Minuten jedoch, holt mich Abbys freudiges gequiesche in die Realität zurück.
Ich löse meine Lippen von Harry und lege meinen Kopf auf Harry's Schulter. Ich liebe es in seinen Armen. Dort fühle ich geborgen und wohl.
Über Harry's Schulter kann ich Abby und Joe beobachten. Während meine Freundin grinst wie ein Honigkuchenpferd auf Drogen, schaut mein Bruder mal wieder grimmig. Zum ersten Mal fällt mir auf, dass mein Bruder sich endlich mal die Haare auf ein paar Millimeter gekürzt hat. Kurze Haare stehen ihm einfach besser. Dadurch zieht er gepflegten aus. Er erinnert mich sogar ein bisschen an Dad.
Was mich wieder ein bisschen traurig macht. Ich vermisse meinen Papa.
Ich unterdrücke jetzt erstmal die Trauer. Harry muss wirklich mal nach Hause. Ich brauche ein paar Sachen. Heute morgen hat der Arzt verkündet, dass ich zwei Tage hierbleiben muss. Außerdem würde es Harry auch gut tun mal duschen zugehen.
"Schatzi, du musst mal nach Hause um ein paar Sachen für mich zu holen. Außerdem ruft die dusche nach dir." erwähne ich.
Harry löst sich von mir und schaut mich gespielt empört an und fragt mich schrill,
"Willst du etwa sagen, dass ich stinke?"
"Ja." Ich grinse nun selbst wie ein Honigkuchenpferd auf Drogen. Harry schafft es immer mich zum grinsen oder zum lachen zubringen.

Harry gibt mir einen schnellen Kuss auf die Wange und löst von mir.
"Da Madam wünschen, dass ich duschen gehe und ihr Kleider bringe, werde ich mich auf den Weg machen." sagt Harry und klingt wie ein Lord.
Mein Freund hat echt einen Schaden. Aber dafür liebe ich ihn.
"Denkst du an mein Handyladegerät?" erwähne ich.
Der Inhalt meiner Tasche hat zum Glück keinen Schaden abbekommen.
Nur mein Akku vom Handy ist leer.
"Ich geh lieber mal mit Harry mit. Damit du nicht nur Unterwäsche bekommst." erwähnt Abby.
"Hört sich gut an." antworte ich meiner Freundin.
Ich bin wirklich glücklich darüber, dass Abby nichts gegen Harry hat. Ich habe sogar das Gefühl, dass sie ihn mag.
"Ich würde ihr mindestens noch einen BH einstecken." scherzt Harry.
Abby rollt vergnügt mit ihren Augen. Dann legt sie ihre Hände auf seinen Rücken und dirigiert Harry zur Tür.
"Bis später." ruft Abby und drückt meinen Freund durch die Tür.
"Bye Baby." ruft Harry noch schnell, bevor die Tür sich schließt.

Nun bin ich mit meinem Bruder alleine.
Eine unangenehme Stille legt sich in den Raum.
Mein Bruder nimmt einen Stuhl und schiebt ihn leise an mein Bett.
Ich zupfe mit meiner gesunden Hand ein paar fussel von der Decke. Harry hat dafür gesorgt, dass ich ein Einzelzimmer bekommen habe. Er zahlt die extra Summe für dieses Zimmer pro Tag. Dafür bin ich ihn unendlich dankbar. Vor ein paar Jahren war ich im Krankenhaus, weil mein Blinddarm herausgeholt wurde. Ich war wirklich total fertig nach der Operation. Leider war bei mir eine portugiesische Frau. Ihre Familie war immer von morgens bis abends bei ihr und wenn ihre Familie weg war, hatte sie mit ihrer Familie telefoniert. Südländische Menschen haben einfach sehr laute Stimmen. Dafür können Sie zwar nichts. Aber mich hat es um einige Stunden Schlaf gebracht. Ich war froh wieder Zuhause zu sein.
Jetzt kann es mir nicht mehr passieren. Dank meinen Wundervollen Freund.

Mein Bruder räuspert sich laut. Darauf drehe ich meinen Kopf zu ihm.
Ich schaue in seine brauen Augen. Jetzt sieht man seine Augen wenigstens wieder.
Vorher waren seine Haare öfters wild in seinem Gesicht. Bestimmt hat Abby ihn gezwungen sich endlich die Haare zuschneiden. Sie fand seine Mähne nicht so toll. Es gibt halt Männer denen stehen lange Haare und es gibt Männer denen stehen keine langen Haare. Auf meinem Bruder trifft aufjedenfall letzters zu.
"Auch wenn Harry und Ich keine besten Freunde werden, werde ich ihm eine Chance geben. Man merkt wie verrückt er nach dir ist und er liebt dich eindeutig. Außerdem habe ich dich solange nicht mehr so glücklich gesehen wie mit Harry. Er tut dir wirklich gut." sagt er nachdenklich zu mir.
Das sind ja ganz neue Töne. Damit hätte ich in diesem Jahrtausend nicht mehr gerechnet. Mein Bruder ist ein richtiger sturkopf.
"Danke. Es bedeutet mir wirklich viel, dass du ihn eine Chance gibst." meine ich ehrlich zu ihm.
"Sollte er dir trotzdem weh tun. Muss ich ihm als großer Bruder von dir alle Knochen brechen. Das kannst du ihm übrigens auch gerne erzählen." sagt er schmunzelnd.
Damit kann ich leben.
Anscheinend wendet sich doch noch alles zum guten. Es ist schon ein großer Schritt, wenn mein Bruder einlenkt. Außerdem ist er meine Familie und ich hasse es mit ihm zu streiten.
"Kuscheln." rufe ich erfreut und breite meinen unverletzten Arm nach ihm aus.
Schon schlingt er seine Arme um mich und drückt mich an sich. Er könnte auch mal duschen gehen. Das verkneife ich mir aber jetzt, ihm das mitzuteilen. Ich will diesen Versöhnungsmoment genießen.

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