Kapitel 30

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Michelle P.o.V.

Manchmal streitet man sich mit jemandem.
Alle Menschen streiten sich mal und danach vertragen sie sich wieder. Doch wie soll man sich wieder vertragen, wenn der Partner sich vom Acker macht.
Schon seit einer Woche herrscht funkstille zwischen uns.
Sein Handy ist aus.
Von seinem Vater habe ich zufällig erfahren, dass Harry alleine nach Los Angeles ist.
Ich bin ratlos.
Wirklich total ratlos.
Meinem Bruder habe ich angelogen und ihm gesagt, dass Harry doch alleine geflogen ist. Weil ich mich nicht wohl gefühlt habe und ich es besser fand, wenn er doch alleine fliegt.
Dazu habe ich ihm noch versichert, dass alles super zwischen Harry und mir ist.
Es ist nur anscheinend nichts gut zwischen uns.
Natürlich wollte ich Abstand von ihm haben.
Ich wollte aber nur einen Tag Abstand. Harry hat es irgendwie falsch verstanden.
Männer sind echt dämlich.
Sie verstehen wirklich alles falsch.

Gerade habe ich wieder das verlangen Harry anzurufen. Was ich mir sparen kann. Es geht seit Tagen nur die Mailbox dran. Seit drei Tagen versuche ich es schon überhaupt nicht mehr ihn anzurufen.
Vielleicht lasse ich ihm ein bisschen Zeit und warte bis er sich meldet. Er kann ja nicht ewig schmollen.
Mein Arm ist langsam auch wieder beweglicher.
Eigentlich könnte ich nach alleine zurück nach London. Doch Harry hat die Schlüssel. Ich habe meine überhaupt nicht mitgenommen.
Ziemlich doof von mir.
Ich hatte aber nicht ahnen können, dass wir uns zoffen.
Sowas weiß man nie im voraus.

Aufjedenfall habe ich keine Lust mehr in meinem Zimmer heute zusitzen. Es ist schönes Wetter. Joe und Abby sind im Pub.
Vielleicht kann ich den beiden ein bisschen helfen.
Ein paar Sachen kann ich schon wieder machen mit beiden Armen.
Irgendeine Aufgabe gibt es bestimmt für mich.
Darum packe ich alles nötige in meine Handtasche und mache mich auf den Weg zum Pub.
Draußen knallt die Sonne extrem auf meinem Kopf. Zum Glück habe ich nur eine rote Hotpan und ein weißes Top an. Sonst würde ich eingehen.
Vor ich zum Pub gehe, werde ich noch kurz zum Postladen gehen. Ich brauche noch Paketband um ein paar Kisten zu zukleben. Das ist auch noch so ein Thema, dass ich gerne von Harry erfahren möchte. Nämlich was mit meinen Sachen ist. Eigentlich sollte diese Firma schon längst dagewesen sein. Wahrscheinlich hat er es verschoben bis er wieder zurück ist.
Ich gehe in den Postladen hinein. Dort halte ich ein kurzes Schwätzchen mit Terry, der auch oft bei uns im Pub ist und dem der Postladen gehört.

Sobald ich dieses Gespräch beenden kann, gehe ich nach draußen.
Fast laufe ich in jemanden hinein. Ich erhebe Sie sofort. Es ist Gemma.
"Huch. Du hast es aber eilig." sagt sie zu mir und lächelt mich an.
"Eigentlich nicht." antworte ich.
Gemma setzt schnell eine ernste Miene auf. Was ist den jetzt los?
"Ich bin froh dich zutreffen. Ich habe sogar schon überlegt, ob ich bei dir klingeln soll. Mein Bruder ist echt ein Trottel. So eine Frau wie dich bekommt er nie wieder. Ich hoffe, dass wir Freundinnen bleiben können, auch wenn du nicht mehr mit Harry zusammen bist."
In meinem Gehirn kommen die Worte an, doch ich kann es im ersten Moment nicht fassen.
"Was hat er dir den erzähl?" frage ich leise.
Meine Knie zittern.
Ich habe einen Kloß im Hals, der immer größer wird.
"Ich hab ihn nach dir gefragt. Da hat er mir erzählt, dass ihr euch getrennt habt, weil es zwischen euch einfach nicht gepasst hat. Dabei wart ihr so ein schönes paar." bejammert Gemma unsere Trennung.
Ich bin sowas von baff. Harry hat sich von mir getrennt.
Eigentlich sollte ich losheulen oder schreien. Doch ich bin im Moment noch zu sehr geflasht.
"Gemma ich muss jetzt weiter." wimmel ich Gemma nun ab.
"Wir telefonieren die tage. Lass den Kopf nicht hängen." sagt sie zu mir und schaut mich mit einem mitleidigen Blick nun an.
"Gerne. Wir sehen uns." sage ich noch zu ihr und gehe benommen zurück in Richtung nach Hause.

Die nächsten Minuten kommen mir vor wie in einem Traum. Als wäre ich nicht mehr in der Realität. Ich schleppe mich, sobald ich Zuhause bin die Treppen hoch und gehe in mein Zimmer. Dort lasse ich mich wie gelähmt auf mein Bett fallen.
Ich versuche die Sache immer noch zu registrieren. Er hat mit mir Schluss gemacht und das noch irgendwie durch seine Schwester.
Ich kann es echt nicht fassen.
Wir hatten doch nur einen kleinen Streit.
Und er macht gleich Schluss.
Er hat mir nicht einmal einen Grund genannt.
Stattdessen hat er sich einfach aus meinem Leben verpisst.
Er ist ein Feigling.
Mich würde es nicht einmal wundern, wenn er seine Handynummer noch gewechselt hat. Damit ich ihn nie wieder erreichen kann.

Ich nehme meinen Stoffteddy in meine Arme und setze mich im Schneidersitz auf mein Bett.
Die ersten tränen fließen über meine Wangen.
Warum weine ich nur wegen diesem Wichser?
Eigentlich sollte ich keine träne wegen diesem Typen verschwenden. Ich kann aber nicht anders.
Mein Herz fühlt sich an als würde es gleich in tausend Stücke zerbrechen.
Wahrscheinlich habe ich ab jetzt immer ein riss an meinem Herzen. Noch nie würde ich so sehr verletzt.
Und es tut gerade so verdammt weh.
Alle seine Worte kommen mir vor wie eine dicke fette lüge.
War ich so dumm, um zu glauben, dass er wirklich etwas für mich empfindet?
Ich bin alleine mit tausend fragen in meinem Kopf. Wahrscheinlich werde ich nie eine Antwort von ihm bekommen.

Ich höre schon förmlich die Stimmen von den anderen. Besonders von Joe und Leo.
"Wir haben es dir doch gesagt, dass der Typ ein arschloch ist und alles vögelt was nicht bei drei auf den Bäumen ist."
Genau das werden die mir an den Kopf werfen.
Sollen sie meinetwegen reden. Ändern wird es sowieso nichts mehr.
Es ist aus!
Ich muss damit klar kommen. Obwohl ich diesen Mann liebe.
Trotzdem muss ich versuchen ihn mir abzuschminken.
Es wird bestimmt schwer.
Doch ich werde mein bestes geben.
Vielleicht sollte ich so Frauenmagazine lesen, die einem raten was man machen kann, wenn man eben verlassen wurde.
So werde ich es machen. Ich werde mich nicht in Liebeskummer suhlen. Sondern gleich dagegen ankämpfen. Erstmal werde ich Leo anrufen und mich wieder mit ihr vertragen. Danach schmiede ich Pläne für meine Zukunft. Vielleicht gehe ich trotzdem nach London.
Ich bin jetzt frei und unabhängig. Ich kann jetzt tun und lassen was ich will. Genau das werde ich auch machen.

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