Kapitel 53

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Michelle P.o.V.

Seitdem ich gestern beim Frauenarzt war, bin ich nicht mehr so sicher wegen einer Abtreibung. Gestern habe ich schon den Herzschlag von dem kleinen Baby gehört. Ich bin in der siebten Woche schwanger. Mein Baby ist schon so groß wie eine Heidelbeere.
Ich kann doch die kleine Heidelbeere nicht töten.
In zwei Tagen kommt Harry. Bis dahin kann ich mir überlegen, wie ich es Harry am besten mitteilen werde.
Leider habe ich überhaupt keine Idee, wie man seinen Freund sagt, dass man schwanger ist.
Ich habe schon ein paarmal vor dem Spiegel geübt. Noch habe ich nicht die passende Worte gefunden.
Ich würde gerne die Zeit drei Tage verdrehen, damit ich es ihm endlich sagen kann. Im Moment liegt diese Sache wie ein Berg in meinem Magen.

Ich habe schon überlegt, ob ich Harry anrufen soll und ihm alles am Telefon sagen soll. Er hat immerhin zwei Tage Zeit um darüber nachzudenken. Vielleicht kann er sich auch ein bisschen abreagieren. Ich bin mir sicher, dass er erstmal sauer sein wird.
Mittlerweile kenne ich meinen Freund und ein eigenes Kind steht bei ihm nicht an erster Stelle. Er hat auch immer total abweisend reagiert, wenn ich mal auf dieses Thema gekommen bin.
Außerdem hat er mir schon öfters zu verstehen gegeben, dass er die nächsten Jahre kein Kind möchte.
Ohje!
Ich habe wirklich Angst davor, es ihm zu sagen.
Leo ist mehr die positiv denkende in der Hinsicht. Sie ist der Meinung, dass Harry sich nach ein paar Tagen bestimmt freuen wird.
Mich wundert es schon ein bisschen, dass sie überhaupt so von Harry denkt. Am Anfang konnte sie ihn nicht wirklich leiden. Die beiden haben sich jedoch in den letzten Monaten kennengelernt und verstehen sich jetzt ganz gut. Ich hätte auch nie gedacht, dass die beiden sich je verstehen werden.

Nachdem ich eine Zeit darüber nachgedacht habe, Harry die Nachricht am Telefon zusagen, bin ich zu dem Entschluss gekommen ihn wirklich anzurufen. Ich kann nicht mehr warten. Außerdem hat er so wirklich zeit in ruhe darüber nachzudenken.
Es klingelt eine Weile bis er ans Handy geht und mich begrüßt.
"Hi Schatz. Wie komme ich zu der Ehre, dass du mich anrufst?"
Meinstens ruft Harry mich an. Ich weiß ja nie, ob er zeit hat zum telefonieren.
"Ich muss etwas mit dir besprechen." komme ich gleich auf den Punkt.
"Ok. Um was geht es?" hakt er unsicher nach.
Oh man!
Ich bin total am zittern. Wie soll ich es ihm nur sagen? Dabei ist es eigentlich ganz einfach. Ich muss nur ein paar Wörter aussprechen.
"Ich bin Schwanger. In der siebten Woche." verkünde ich ihm kurz und schmerzlos.
Totenstille legt sich über die andere Leitung.
Ich kann sein Atem hören. Somit weiß ich wenigstens, dass er noch am Telefon ist.
"Harry? Bitte sag etwas?" flehe ich ihn an.
"Ich muss los." sagt er brummig und im nächsten Moment höre ich nur noch ein Besetztzeichen.

Er hat einfach aufgelegt!
Ich habe ja keine Freude erwartet. Doch er hätte wenigstens etwas dazu sagen können.
Fuck!
Jetzt bin ich noch unsicherer.
Was soll ich nur tun?
Ich kann keine zwei Tage warten, bis ich etwas von Harry höre.
So ein Mist.
Warum musste ich blöde Kuh es ihm auch am Telefon mitteilen. Das war eben die schlechteste Idee in meinem Leben.
Ich brauche dringend etwas von Leos Optimismus. Die ist nur leider mit Niall in Japan.
Ich muss selbst meinen Optimismus finden.
Harry hat bestimmt wirklich etwas zu tun. Er wird danach anrufen und wir können in ruhe darüber reden. So würde wahrscheinlich Leo jetzt klingen.
Ganz kommt es in meinem Kopf noch nicht an.
Ich muss es einfach oft genug hintereinander sagen.
Immerhin weiß er es jetzt schon einmal Bescheid.
Ich lege mich ein bisschen auf die Couch und mache meine Augen zu. Kurz darauf schlafe ich ein.

Ein paar Stunden später.. 

"Michelle, wo bist du!" Ich werde von der wütenden Stimme von Harry aus meinem Schlaf gerissen.
Schockiert stehe ich auf und schaue mich verschlafen um.
Harry kommt gerade ins Wohnzimmer gestürmt.
Er wirkt richtig wütend.
Ich stehe unbehaglich auf und gehe langsam auf ihn zu.
"Du treibst ab! Ich bestehe darauf." brüllt er mich wütend an.
Wie versteinert stehe ich vor ihm. Tief im Inneren wünsche ich mir, dass ich immer noch schlafe.
"Ich rede mit dir! Verdammte Scheiße nochmal." schreit Harry und tritt wütend nach dem Tisch. Dieser knallt krachend direkt in die Wohnwand. Ich gehe ein Stück von ihm weg, weil ich Angst bekomme. Harry kommt nun auf mich zu und ich lege schützend meine Hände auf meinen Bauch.

Ich bin mir nun sicher, dass ich nicht mehr schlafe. Tränen fließen mir über meine Wangen.
Anscheinend hat er sich nicht abreagiert. Sondern ist direkt hier hin aufgebrochen. Somit war mein Plan eine Schnapsidee.
"Harry lass uns doch in ruhe darüber reden." flehe ich ihn an.
"Hier gibt es nichts mehr zu reden. Ich will kein Kind. Du kannst dich jetzt gleich entscheiden. Zwischen dem Kind oder mir. Solltest du dich jedoch für dieses Kind entscheiden, kannst du deine Sachen packen und dich Verpissen."
Diese Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht. Das kann er doch nicht so meinen. Außerdem möchte ich nicht gleich eine Entscheidung treffen.
"Ich will mich jetzt nicht entscheiden. Gib mir ein paar Tage Zeit." schluchze ich.
"Nein. Ich gebe dir keine paar Tage Zeit. Ich will jetzt eine Entscheidung von dir." bellt er mich an.

Meine Welt bricht gerade zusammen. Ich kann diese Entscheidung nicht treffen.
Nicht jetzt.
Es geht um mein Baby.
Unser Baby.
"Harry es ist auch dein Baby. Es hat ein Recht dazu, dass wir in ruhe darüber reden." Versuche ich ihn umzustimmen.
"Es ist mir egal. Anscheinend hast du dich ja entschieden. Du weißt ja, wo die Tür ist. Wenn ich zurück bin, dann bist du weg. " sagt er kalt und verschwindet in Richtung Ausgang.

Ich breche auf meine Knie zusammen. Das kann nicht sein ernst sein.
Das will er nicht wirklich.
Trotzdem möchte ich hier erstmal nicht bleiben. Ich rappel mich auf und gehe schluchzend ins Schlafzimmer. Dort packe ich in einen Rucksack das nötigste ein. Ich hab keine Ahnung, wohin ich soll. Niall und Leo sind in Japan. Und Louis ist in Los Angeles.
Ich hab ein bisschen Geld und hoffe dass ich mir ein Hotelzimmer nehmen kann.
Sonst weiß ich echt nicht weiter. Mit meinem Rucksack gehe ich zur Haustür. Tief im Inneren hoffe ich, dass Harry zurückkommt und sich bei mir entschuldigt.
Doch er kommt nicht zurück.
Ich lasse den Schlüssel auf der Kommode liegen und Blicke ein letztes Mal zurück. Nun mache ich mich auf ins ungewisse. Raus nach London.
Schwanger und Alleine.

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