Part 81: Dad

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Mein Körper und Geist registrieren sofort, dass sie sich ab jetzt nicht mehr zusammen reißen müssen. Ein beklemmendes Gefühl legt sich wie ein Schraubstock um meine Brust, der mir allmählich die Luft aus den Lungen quetscht.

Meine Gedanken springen von A nach B um dann doch nur wieder bei Sam zu landen. Wie in Trance betrete ich das Flugzeug und lasse mich dann von einer der Stewardessen zu meinem Sitz in der ersten Klasse bringen.

Als ich den Flug gebucht habe, hatte ich nur im Sinn, dass es in der ersten Klasse bequemer und entspannter ist. Jetzt bin ich mir selbst dankbar für diesen Einfall. Ich kann mich zurückziehen und muss nicht notgedrungen mit jemandem reden, weil er mir für die nächsten Stunden so nah kommt als wären wir schon 20 Jahre verheiratet.

Ich verkrieche mich in meinem Sitz, wie das Häufchen Elend das ich nun mal bin.

»Kann ich ihnen schon etwas zu trinken bringen.«

»Wodka bitte.«

»Das kann ich erst nach dem Start ausschenken. Einen Orangensaft vielleicht?«

»Ja. Danke.« Wieder ernte diesen Blick. Der den auch meine Mom drauf hatte.

Mache ich wirklich so einen bemitleidenswerten Eindruck?
Kann man mir an der Nasenspitze ansehen, dass ich abserviert wurde?

Vielleicht kann man es bei anderen sehen, wenn es einen selbst schon mal getroffen hat.
Aber wer sollte sie Abservieren?
Sie ist bildschön.

Aber ich wurde auch verlassen und dich bin auch heiß! Manche würden sich nach mir die Finger lecken. Ich müsste nur mit dem Finger schnippen und hätte schon mehr Angebote als ich bewältigen könnte. Und dennoch sitze ich jetzt hier.

»Ihr Orangensaft. Den anderen bringe ich ihnen dann sobald wir gestartet sind.« Flüstert sie und wirft mir einen aufmunternden Blick zu.

»Danke.« Sie wendet sich gerade zum Gehen ab, als mir noch etwas einfällt. »Ach, ehm... Kann ich meinen Laptop benutzen.«

»Natürlich.« Ich danke ihr erneut mit einem Nicken und krame dann in meiner Tasche nach meinem Laptop und meinen Kopfhörern.

Wie heißt es so schön, Musik an, Welt aus. Nur funktioniert das natürlich wieder mal nicht, oder besser gesagt nur bedingt.

Die nette Stewardess von vorhin hat mir gerade meinen dritten Wodka gebracht. Ich vermute sie hat Bedenken ich könnte mich ins Delirium saufen, wie meine Mom sagt.

Der erste und zweite Wodka war noch ok, aber ich habe das Gefühl, dass sie den hier mit etwas Wasser verdünnt hat.

Dennoch ist mein Geist schon wieder etwas von dem Alkohol beschwipst und ich gebe auch ihm die Schuld für das, was ich gleich tue. Ich öffne mein E-Mail-Programm, was glücklicherweise auch ohne Internetempfang funktioniert und öffne eine neue Mail.

Ich starre einige Minuten auf den Bildschirm und versuche meine Gedanken zu ordnen.

Wo fang ich nur an?

Ich war nie ein großer Schreiberling. Vielleicht sollte ich einfach das Schreiben, was mir gerade in den Kopf kommt ohne großartig darüber nachzudenken, so wird es ehrlicher. Weil es eben genau das ist, was mir durch den Kopf geht. Ich fange also an....

Lieber Sam, ..... Löschen.

Sam,

eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich genau anfangen soll...
Ich kann dir nur sagen, dass es mir leid tut.

Es tut mir leid, dass ich dir nichts von Harvard erzählt habe, oder besser gesagt, dass ich es dir nicht sofort gesagt habe.

Aber es tut mir nicht leid, dass ich in Harvard angenommen wurde, denn das habe ich verdient.
Auch nicht, dass ich meinen Traum verwirklichen will, denn dafür habe ich hart gearbeitet.
Aber ich weiß, dass ich uns zumindest die Chance hätte geben sollen darüber zu reden und alle Optionen abzuwägen. Die Chance habe ich uns genommen, als ich dir beinahe nebenbei davon erzählt habe. Ich weiß, dass das alles hätte anders laufen sollen.

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