DIENSTAG
Man möchte meinen, wieder nur ein normaler Schultag, aber das ist wie immer in letzter Zeit weit gefehlt.
Auch wenn nichts Außergewöhnliches passiert ist, bin ich dennoch froh als ich wieder Zuhause bin. Vi war heute wieder da. Sie hat zwar nicht mit mir geredet aber immer wenn ich ihr Begegnet bin, was sich zum Glück auf den Schulflur beschränkt hat, habe ich schnellst möglich das Weite gesucht und bin ihren Blicken ausgewichen.
Auch wenn ich mich unnachgiebig gebe, ich fürchte bei ihrem nächsten Versuch sich zu Entschuldigen werde ich über kurz oder lang einknicken.
So sehr wie ich ihr fehle, so sehr fehlt sie mir auch. Sie ist eben meine Person. Die Person, mit der ich über alles reden kann und auch über alles reden möchte, auch wenn es nicht geht. Insgeheim habe ich mir in letzter Zeit oft gewünscht ihr einfach alles zu erzählen, nur um jemanden zu haben mit dem ich offen darüber reden kann. Offen über mich und Sam reden kann. Natürlich könnte ich auch mit meiner Mom, Tyler oder Mars reden aber sie sind eben nicht meine beste Freundin. Sie sind nicht meine Person.
Als ich Zuhause ankomme ist meine Mom nicht da, jedenfalls steht ihr Auto nicht in der Auffahrt. Aus einem mir unerklärlichen Grund werfe ich einen beiläufigen Blick in den Briefkasten, obwohl ich das sonst nie tue wenn sie da ist.
Es ist als wollte mir irgendetwas in mir sagen das ich es tun soll. Beinahe mechanisch laufe ich die wenigen Schritte bis zum Briefkasten und mit einer Handvoll Briefe mache ich mich auf den Weg ins Haus.
Ebenfalls völlig untypisch für mich, sehe ich die Briefe auf meinem Weg durch und bleibe abrupt stehen. Als Nächstes habe ich einen kleinen Herzinfarkt und mir ist warm und kalt zu gleich.
Harvard!
Auf einem der Briefe steht Harvard!
Da ist er.Ich hatte nicht einmal mehr daran gedacht. Ich hatte alles andere im Kopf nur nicht mehr Harvard und das letzte Woche die Briefe rausgeschickt wurden.
Was mache ich jetzt?
Was wenn das die Absage ist?
Oder die Zusage?Ich glaube ich habe vergessen wie man geht. Ich will rein gehen und den Brief öffnen und versuche einen Fuß vor den anderen zusetzen doch ich bin wie versteinert.
Ich hoffe darauf, ich bete sogar dafür aber rechne nicht damit. Ich habe mir von Anfang an gesagt, dass eine Zusage mehr als unwahrscheinlich ist und es kein Weltuntergang wäre wenn sie mich nicht nehmen. Dennoch bin ich mir sicher, dass ich am Boden zerstört wäre. Was mache ich also jetzt?
Wider erwartend das ich jetzt dazu in der Lage bin, starte ich einen erneuten Versuch rein zu gehen.
Und diesmal klappt es, in irgendeiner Ecke meines Gehirns rufe ich den Bewegungsablauf des Gehens ab und bin nach nur wenigen Schritten im Haus. Das war's dann aber auch. Ich hab's wieder vergessen.
Meine Tasche, die Autoschlüssel und die restlichen Briefe landen unachtsam neben mir auf dem Boden und in den Händen halte ich den Brief.
Ich halte ihn mit beiden Händen fest, beinahe als hielte ich den heiligen Gral in meinen Händen.
Naja genau genommen, ist es für mich ja sowas wie der heilige Gral.Wenn ich ihn jetzt öffne ist es Endgültig, dann gibt es kein Zurück.
Ist es die Zusage, ist der Fortgang meines Lebens für die nächsten 10 Jahre beschlossene Sache.
Ist es die Absage könnte ich Gefahr laufen Alkoholikerin zu werden.
Ich merke fast gar nicht, wie mir unsanft die Türklinke in den Rücken gerammt wird.

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Maybe love? Definitely passion!
Storie d'amoreAurora ist 21 und geht zur Highschool. Um sich ihren Traum von einem Harvard-Studium zu erfüllen, arbeitet sie nebenbei in einem Club. Das ist auch der Ort, an dem sie den Mann kennenlernt, der ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt. Sam... Und diese...