Part 31: Kälte

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Doch bevor ich mich tatsächlich auf mache in diesen „Sumpf" zu steigen, genehmige ich mir erst noch einmal eine Zigarette. Vielleicht ist es ja meine letzte, je nach dem, was mich darin erwartet.

Vielleicht werde ich von einem mutierten Tier, das in diesem Tümpel lebt gefressen, oder ich ziehe mir eine Vergiftung zu, denn wer weiß, was alles darein gekippt wurde.

Und an allem wäre Sam schuld, weil er mich da hat rein steigen lassen. Damit müsste er für den Rest seines Lebens leben. Pah. Da hast du's.

Du hast sie nicht alle. Tadelt mein Unterbewusstsein und da muss ich ihm recht geben. Ich bin schon ganz vernebelt von dem Gestank der von diesem Tümpel aus geht.

»Jetzt stell dich nicht so an. Hast du Angst deine Haare könnten nass werden?«

Der Typ will mich um jeden Preis um meinen Verstand bringen. Das meine Haare nass werden? Das ich nicht lache. Wofür gibt's Haargummis?!

Da ich mich nicht länger davor drücken kann, mache ich mich daran meinen, Pullover, Schuhe und Hose auszuziehen. Eigentlich hatte ich nicht vor, mich noch mal vor Sam auszuziehen, aber noch weniger Lust habe ich, mit Nassen und Stinkenden Klamotten ins Camp zurück zu gehen.

Ich werde auch so schon nach dieser Brühe stinken, da will ich wenigstens trockene Klamotten für den Rest des Weges haben. Sam sieht mich während meines „Stripteas" argwöhnisch an. So ein Heuchler, als hätte er mich so noch nie gesehen. Er hätte ja wenigsten den Anstand haben können sich umzudrehen, immerhin ist er mein Lehrer, aber was erwarte ich.

Ich gehe vorsichtig auf das Ufer zu. Der Weg ins Wasser ist schon unangenehm genug, denn das so genannte Ufer besteht aus Matsch, in den ich bis zu den Knöcheln einsinke. Bäh.

Als ich die ersten Meter hinter mich gebracht habe und bis zu den Knien in diesem eiskalten, stinkenden Wasser stehe, werfe ich, aus welchem Grund auch immer, einen Blick nach hinten zu Sam, der sich beinahe krümmt vor Lachen. Arschloch. Na warte.

Ich gehe ein Stück weit in die Hocke, damit ich mit meinen Händen bis zum Grund komme und greife mir ein ordentliche Handvoll von dem Schlamm. Ich sehe Sam noch einmal Zuckersüß an, ehe ich mich wieder erhebe und den Schlamm, den ich mir eben gegriffen habe mit allem Schwung den ich aufbringen kann in seine Richtung werfe.

Ich brauche nicht nachzusehen, ob ich mein Ziel erreicht habe, denn der klatschende Aufprall verrät mir, dass ich ganz gut zielen kann.

»Aurora. Im ernst?« Fährt er mich an.

Unbeirrt von seinem gezeter setzte ich meinen Weg zu der Schriftrolle fort und bis ich sie endlich erreiche, muss ich tatsächlich ein Stück weit schwimmen, denn dieser Tümpel ist tiefer als er aussieht.

Als ich endlich in der Hand halte wonach ich gesucht habe, schwimme ich zum Ufer zurück und spätestens jetzt merke ich wie Kalt das Wasser eigentlich ist.

Meine Zehen und Fingerspitzen spüre ich schon gar nicht mehr. Aber es sind nur noch ein paar Meter bis zum Land und zu meinen trockenen Klamotten, die schaffe ich jetzt auch noch.

Etwa anderthalb Meter vor dem Ufer spüre ich wieder den Grund unter mir und ab hier laufe ich wieder. Je weiter mein Körper aus dem Wasser ragt, desto mehr beginne ich total unkontrolliert zu Zittern. Verdammt ist das Kalt.

Auch Sam scheint jetzt zu bemerken, was er mir da gerade angetan hat, denn kurz bevor ich das Land erreiche zieht er seine Jacke aus und kommt auf mich zu. Ich umschlinge mich selbst mit meinen Armen um mich wenigstens ein bisschen vor der Kälte zu schützen aber eigentlich bringt das nichts.

Mir wird erst ein wenig wärmer als Sam seine Warme Jacke um mich legt und mich an seiner Seite zu dem Baum an dem meine Klamotten liegen führt.

Noch immer zittere ich am ganzen Körper und egal wie eng ich Sams Jacke um mich ziehe, mir wird einfach nicht wärmer. Gerade als ich denke, ich müsste gleich erfrieren, knöpft sich Sam neben mir sein Hemd auf.

Schön das wenigstens einem von uns Warm ist. Aber ehe ich noch irgendeinen sarkastischen Gedanke zu Ende bringen kann, öffnet Sam seine Jacke, die ich vor mir zusammen ziehe und drück seinen nackten Oberkörper gegen meinen.

Er zieht mich ziemlich fest in eine Umarmung und verschränkt seine Arme an meinen Rücken. Ich wollte schon protestieren und ihn von mir stoßen als ich merke, dass das tatsächlich besser ist. Und auch wenn es mir eigentlich wiederstrebt, verschränke auch ich meine Arme hinter Sams Rücken und presse mich noch näher an seinen angenehm warmen Körper. Und er riecht so gut, sehr viel besser als ich es vermutlich gerade tue.

Wir stehen vielleicht 10 oder 15 Minuten in dieser Position und keiner von uns sagt ein Wort, aber ich muss zugeben, mir ist so tatsächlich wärmer geworden, auch wenn meine Füße noch immer eiskalt sind, zumindest ein Teil meines Körpers ist wieder auf normale Körpertemperatur gestiegen.

Da ich befürchte uns könnte jemand so sehen und sich was auch immer einbilden löse ich mich von Sam.

»Danke.« Nuschle ich vor mich hin während ich seine Jacke ausziehe und nach meinen Klamotten greife. Diesmal dreht er sich von mir weg. Das kann er sich jetzt aber eigentlich auch sparen.

Und nach einer beinahe endlosen Tortur mache ich mich endlich daran den letzten Hinweis zu lesen.

*17. Januar1706 in Boston, Massachusetts; † 17. April1790 in Philadelphia, Pennsylvania

Elektrizität, Blitzableiter, Glasharmonika, Bifokalbrille

Wer bin ich?

»Naja spätestens bei dem Wort Elektrizität hätte einem ja ein Licht aufgehen müssen.« Scherze ich, belustigt von meiner Wortwahl.

»Tja, möchte man eigentlich meinen. Aber bei Genie's wie Jessica zum Beispiel, wird wohl nie mehr als ein Streichholzflamme aufgehen.«

Hat er gerade Jessica als Dumm bezeichnet? Wäre er nicht wer er nun einmal ist, hätte er sich mit diesem Satz sofort auf die Liste der mir sympathischsten Menschen katapultiert. Aber was soll ich sagen, der Zug ist wohl abgefahren.

»Wir sollten uns auf den Weg machen. Die anderen werden auch so langsam ankommen.«

Sagt er in einem versöhnlichen Ton. Dann geht er wieder voraus, in die Richtung in der vermutlich das Camp liegt.

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