Kapitel 15 🎈

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Alle Schüler wurden dazu aufgefordert sich zu ihren Spinden zu begeben und zu warten. Ich habe mich entschieden, nichts zu sagen. In meinem Spind habe ich schliesslich nichts. Alles ist in meiner Tasche.

Eine Gruppe von Lehrern und zwei Streifenpolizisten kommen um die Ecke. Jetzt ist unser Flur dran. Ich werde noch nervöser.

Von überall her höre ich Schüler sagen wie: "Dieser kranke Dealer soll sich endlich stellen!" Oder: "Eigentlich hätte ich jetzt ein Date, aber nein, ich sitze hier fest."

Alle hassen mich.

Ich habe mich wieder falsch entschieden. Ich hätte mich in der Pause stellen sollen und die Wahrheit offenbaren. Aber die werden mir das niemals glauben wenn ich ihnen das sagen würde. Sie würden meine Mutter kommen lassen, nach meinem Arzt fragen und was auch immer.

Warte. Da fällt mir ein, Dr. Carter hat mir einen Krankenpass gegeben. Sowas wie ein Ausweis wenn ich mal Probleme habe und niemand weiss, wie sie mich behandeln müssen. Da Medikamente sich gegenseitig bekämpfen können. Den muss ich immer bei mir tragen. Ich glaube ihn in mein Portemonnaie getan zu haben.

Ich werde ihn später suchen. Ich muss jetzt zum Direktor.

"Warte! Wo willst du hin? Wir dürfen nicht weg!", versucht Layla mich aufzuhalten. Mann, ich hasse es zu lügen: "Ich muss dringend auf die Toilette. Davon dürfen sie mich nicht abhalten."

Jetzt schnell weg. Sie hat gemerkt, dass ich gelogen hab. Sie hat es bestimmt in meinen Augen gesehen. Ich kann nicht lügen. Was manchmal auch besser ist, doch jetzt möchte ich am liebsten nur noch weinen. Ich gefährde die Freundschaft zwischen Layla und mir. Das ist Grund genug.

Im Flur des Direktors ist keine Menschenseele. Noch nicht einmal seine Sekretärin sitzt an ihrem Platz.

Ich klopfe an die grosse braune Tür und öffne sie, als eine männliche Stimme von innen ruft: "Herein!"

"Miss Claywell? Was machen sie hier? Sie müssten bei ihrem Spind stehen. Es gibt keine Möglichkeit mich davon zu überzeugen diese Aktion abzubrechen.", meint er als er mich sieht.

Tief durchatmen, Taylor.

Langsam und unsicher trete ich näher: "Auch nicht, wenn ich gestehe?"

Interessiert sieht er von seinem Blätterstapel hoch. Er glaubt mir nicht. Natürlich, sie suchen nach einem Drögeler und ich bin eine der reinsten Seele an dieser Schule.

Ich setze mich auf einer der Sessel ihm gegenüber: "Bevor sie was falsches denken. Ich nehme keine Drogen. Mir wurden die Tabletten verschrieben."

"Und weswegen? Sie waren nur ein ganzer und ein halber Tag krank. Um ihnen das zu glauben, brauche ich schon was schriftliches.", ich habe doch gesagt, dass er mir nicht glaubt.

Ich beginne in meiner viel zu grossen Tasche rumzu noschen. Ich bräuchte nicht so eine grosse Tasche, wenn nicht so viele Medikamente hier drinnen wären. Aber ich finde mein Portemonnaie und darin auch der Wisch von Dr. Carter: "Hier! Versprechen sie mir aber, es niemandem zu erzählen. Ich habe es noch nicht einmal meinen engsten Freunden erzählt."

Er immt den Schein genau unter die Lupe.

Meine Gefühle sind wilder als eine Achterbahn. Einerseits fühlt es sich gut an, einmal die Wahrheit zu sagen. Andererseits bin ich mir immer noch nicht sicher, ob es wirklich das richtige ist.

"Können sie jetzt bitte die Aktion abbrechen und die Schüler nach Hause schicken?", frage ich nach. Deswegen bin ich auch nur hier.

Er hat einen kleinen Schock erlitten, kriegt sich aber langsam wieder ein, stockt aber sehr fest: "Das... tut mir schrecklich leid... ich hatte keine Ahnung... ich... sie... tut mir leid... ich werde sofort runter gehen und... ja..."

Ich kann mich jetzt auch wieder runter schleichen, nehme aber ein anderer Weg als Kellerman. Niemand soll sich was einbilden. Kellerman ist schon da und beginnt auf die Lehrer einzureden. Ich gehe wieder zu Layla, die wie jeder anderer da gespannt zusieht: "Was habe ich verpasst?"

"Keine Ahnung. Anscheinend hat es sich geklärt. Was hast du gemacht?", fragt mich Layla. Ich wusste, sie glaubt mir nicht. Aber das Zeichen von ihr, dass sie nicht wütend ist, zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Bleibe aber bei meiner Version: "Ich war auf der Toilette."

"Nein, ernsthaft jetzt!", hackt sie nach.

"Möchtest du wirklich Details hören? Also ich habe die Tür hinter mir abgeschlossen, den Deckel nach oben geklappt..."

"Hör auf damit! Egal was und wie, danke. Ich bin stolz auf dich und jetzt verschwinden wir endlich aus diesem Höllenloch.", sie boxt mir in die Schulter wobei wir beide beginnen zu lachen.

Arm in Arm gehen wir nun den Flur runter zum Eingang. Ich weiss genau, dass Kellerman mir noch hinterher sah, aber jetzt geht es mir noch gut und in nächster Zeit wird das auch so bleiben. Mir kann niemand mein Glück nehmen!

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Ein bisschen Angst habe ich ja schon. Jetzt läuft irgendwie wieder alles gut, die Frage ist jetzt nur noch, wie lange? So wie ich mich und mein Leben kenne, dauert es nicht lange, bis irgendwas schreckliches passiert.

Aber nun der Tradition zufolge gehen wir nun Donuts essen. Die Theaterprobe haben wir jetzt ohnehin schon verpasst. Wieso also noch unnötigen Stress?

Es dauert nicht lange und wir sieben sitzen wieder an unserem Stammtisch und lachen über jeden Scheiss den Hintern ab. Entschuldigung meine Ausdrucksweise.

"Was? Das hast du nicht ersthaft getan? Oder?", fragt Kira Conner, der soeben erzählte, dass er auf der Arbeit eine ganze Bestellung hat auf den Boden fliegen liess. Sein Boss wurde so wütend, dass er ihr gefeuet hat. Er war noch nie ein guter Kellner gewesen. Ausserdem war das Restaurant viel zu vornehm für ihn.

In den letzten drei Monaten wurde er schon fünfmal gefeuert. Er kann einfach nicht an was dran bleiben.

Er gibt sich auch nicht Mühe. Er braucht das Geld und nur deswegen sucht er überhaupt. Keine Ahnung wie er die Jobs findet. Aber er ist einfach nicht der Typ zum arbeiten. Er hat noch nie ein Job gefunden, der ihm richtig Freude bereitet hat.

Traurig eigentlich. Er hat schon so vieles ausprobiert und niemand möchte einmal unglücklich in einem miserablen Beruf enden bei dem man nicht mit ganzen Herzen dabei ist.

Ich wollte immer schon etws machen, um den Bedürftigen zu helfen. Ich wollte auch schon nach Afrika und jede Menge alte Kleider und Sachen denen spenden gehen. Wer weiss ob das jemals passieren wird.

Conner erzählt weiter von lustigen Erlebnisse die er schon mal bei der Arbeit erlebt hat. Wir anderen sechs können uns kaum mehr vor lachen auf den Sitzbänke festhalten.

Doch dann geschah etwas was mich in Schockstarre versetzte. Ich konnte es gar nicht glauben.

Die Tür geht auf und herein kommt...

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt