Kapitel 62 🎈

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Nachdem ich wieder eingeschlafen war, weckte mich aber schon bald wieder jemand. In meinem Zimmer stehen meine Eltern und einen weiteren Mann in einer Polizeiuniform. Was macht denn die Polizei hier?

„Sie ist wach.", meint meine Mutter und zieht meinen Vater näher an das Bett: „Hey, wie geht's dir?"

„Was ist los?", verwirrt sehe ich zwischen ihnen hin und her. Und dann tritt der Officer auch näher: „Miss Claywell. Ich müsste da ein paar Fragen an sie stellen."

Lauter Fragezeichen schwirren um meinen Kopf. Was ist denn jetzt los? Es ist doch niemand gestorben?

„Taylor, stimmt es, dass sie erst achtzehn Jahre alt sind?"

„Ja?"

„Wie sind sie dann an Alkohol gekommen? Gesetzlich darf man das nur ab 21."

Ach was? Das wird auch seinen Grund haben. Aber ich liege nicht deswegen hier. Und was sage ich denn jetzt?

„Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen, auf die Party zu gehen?", fragt mein Dad, schon vorbereitet den Menschen fertig zu machen der es war. Auch wenn ich Jo nicht besonders gut leiden kann, kann ich ihn nicht ins Messer laufen lassen. Sie werfen ihn sofort wieder auf die Strasse. Anstatt zu antworten, schweige ich. Ich weiss noch nicht einmal wie mir geschieht.

Ich wollte von Anfang an nicht das Haus verlassen. Eigentlich ist Dad schuld.

„Können sie mit bitte schildern, was genau geschah?", der Officer gibt nicht locker. Warum stellt der mich so unter Druck? „Ich... ich...", mehr kriege ich nicht raus. Nur dieses unnütze Gestottere. Doch deshalb habe ich meine Mutter die mich versteht: „Okay, das reicht. Wir sollten sie jetzt besser in Ruhe lassen, damit sie sich gut erholt."

„Das geht nicht.", entgegnet der Officer: „Wir brauchen ihre Aussage bevor sie sich mit den andern Absprechen kann."

Sein scheiss Ernst? Ich bin fast verreckt!

Ich muss mich beruhigen. Tief durchatmen, Taylor. Alles ist gut. Erzähl bloss deine Geschichte: „Meine Eltern wollten, dass ich Jo ein bisschen rum führe, da er neu in der Stadt ist. Zuerst habe ich mich geweigert , da mein Tag furchtbar war und einfach nur noch ins Bett wollte. Aber stattdessen habe ich Layla angerufen, damit sie uns begleitet, da sie mich immer aufheitern kann. Zudritt machten wir uns nun auf den Weg ohne wirklich ein Ziel vor unseren Augen zu haben. Irgendwann kamen wir an diesem Haus vorbei in dem die Party stieg. Wir alle waren einverstanden einen kurzen Blick hinein zuwerfen. Jemand gab mir einen Drink, den ich eigentlich gleich wieder ausspuckte, da der furchtbar schmeckte. Leider vertrugen die paar Tropfen die ich getrunken habe sich nicht mit meinen Medikamenten und den Rest kennen sie ja.", schildere ich ihnen alles. In die Wahrheit verdrehen bin ich schon richtig Profi. Denn die glauben auch jedes kleine Detail. So weit hergeholt ist es auch nicht. Ich hätte auch behaupten können, dass Aliens mich entführt haben, gezwungen haben Alkohol zu trinken und mich dort dann abgesetzt haben. Aber meine erste Variante gefällt auch mir besser.

Doch der Officer wird anscheinend noch gezwungen den nächsten Satz zu sagen: „Dir ist bewusst, wenn rauskommt, dass das eine Lüge ist, du hinter Gittern landest?"

„Ja, schon klar." und ausserdem sieht das jetzige Leben nicht gerade viel besser aus. Aber wenn ich das jetzt laut sagen würde, bekäme Mam die Kriese.

„Okay, dann werde ich das schriftlich auflegen lassen und dann komme ich wieder, wenn wir die Unterschrift benötigen. Einen schönen Tag noch.", der Officer verabschiedet sich und verschwindet endlich. Jetzt kann ich endlich wieder durch atmen. Aber der Horror ist noch nicht zuende. Meine Mam ergreift wieder das Wort: „Jetzt sag uns bitte die Wahrheit. Jo wollte auf die Party, oder?"

Ich sage gar nichts mehr. Bis ich irgendwann die Stille mit einer Gegenfrage unterbreche: „Wer ist Jo eigentlich? Ich spüre doch, dass ihr mir was verheimlicht."

Jetzt wollen mir die beiden nicht antworten.

Die Komunikation in unserer Familie ist ja on fleek. Wann sind wir denn so geworden?

Mam hat anscheinend die selben Gedanken: „Komm schon, Schatz, sag es ihr. Sie hat das Recht es zu erfahren."

„Okay, aber du musst versprechen es niemandem zu sagen. Weder Julia oder Layla noch Ben oder diesem Parker mit dem du seit neustem immer rumhängst. Absolut niemandem!", befehlt mir Dad streng. Irgendwie bekomme ich Angst vor der Wahrheit. Es klingt nach was ernstem.

„Wie du weisst, war ich beim Tod seines Vaters dabei. Das ist schon ein bisschen länger her, und das Jo zu uns kommt, steht auch schon so lange fest. Es ging nur leider nicht früher, da er im Jugendknast sass...", erklärt mir Dad nervös.

Jo sass tatsächlich im Knast? Wusste doch, dass er mir vom ersten Augenblick unsympathisch vor kam. Ich ahnte das so was kommt: „Und dann bringt ihr ihn trotz allem in unser Haus und zwingt mich mit ihm alleine durch die dunklen Gassen zu laufen?"

Unsicher tauschen sie ihre Blicke aus: „Spätzchen, du muss verstehen, dass er viel durch gemacht hat und nun ein stabiles Umfeld braucht."

„Unsere Familie ist ja auch so normal. Ich habe Krebs. Schon vergessen?"

„Nein, natürlich nicht.", Mam versucht sich zu verteidigen: „Aber jeder Mensch hat doch eine zweite Chance verdient."

„Was hat er gemacht? Weshalb ist er dort gelandet?", ich möchte so viele Antworten wie ich nur kriegen kann. Doch bei der blocken sie ab.

„Hat er jemand umgebracht?",  jetzt schütteln sie den Kopf. Also so schlimm ist es also nicht. „Was dann?"

„Das ist nicht so wichtig. Mach dir einfach nicht mehr so viele Sorgen, okay? Lebe lieber dein eigenes Leben.", Mam streicht mir liebevoll durch die Haare: „Alles wird gut werden."

Das hoffe ich. Aber wirklich daran glauben kann ich dennoch nicht. Das ist alles Zuviel.

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