Kapitel 58 🎈

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Meine Mam ruft mich zum Abendessen und ich muss eine kleine Pause einlegen beim lernen. Ich habe schon lange nicht mehr so intensiv gelernt. Das ist sowas von anstrengend.

Und wie nicht anders erwartet, hätte ich es nicht schon wieder vergessen, sitzt auch Jo mit am Tisch. Bäh.

Aber das Essen sieht lecker aus.

Wir geben uns allen die Hände und singen unser Lied zum essen und beginnen mit der Schlacht. Jo versuche ich so gut es geht auszublenden. Er hat sowas an sich, was ich absolut nicht ab kann. Aber vielleicht ist das ja auch einfach nur der hessliche Gestank nach Rauch, der an ihm klebt.

Diese Situation ist noch ganz ungewohnt. Jemanden am Tisch zu haben den ich nicht eingeladen habe. Ich bin sonst die einzige die Menschen einlädt.

Um diese quälende Stille zu brechen, versucht Mam eine Konversation zu starten: „Na, Jo, hast du dich bisher gut eingelebt?"

Mit vollem Mund nickt er.

„Und gefällt es dir?"

Wiederholtes stummes nicken.

Hat er vergessen, wie man spricht? Vorher konnte er es noch ziemlich gut.

„Warum erzählst du denn nicht mal etwas über dich?", Mam gibt nicht so leicht auf, was? Aber jetzt lässt er seine Gabel fallen und schluckt den letzten Bissen runter:  „Und was? Interessiert doch eh keinen wirklich."

„Ach was. Denk doch nicht so. Wir interessieren uns."

Gib es einfach auf, Mam. Er ist zu sturr für solche Unterhaltungen.

Ich stochere in meinen Teigwaren, als ich bemerke, dass mich alle anstarren. Habe ich etwa meine Gedanken laut ausgesprochen?

Ups. Wollte ich eigentlich nicht. Doch der Mensch, der sich am wenigsten dafür interessiert, scheint Jo selbst zu sein. Der wendet sich lieber seiner zweiten Portion zu. Da muss man ja die Augen verdrehen. Was stimmt mit dem Jungen nicht?

„Dann, was hälst du davon, wenn du ihm die Stadt zeigst? Er wäre dir dafür sicher dankbar.", schlägt Mam vor und zieht dabei erstmals Jo's Aufmerksamkeit auf sich: „Ja. Allerdings. Wie wäre es mit heute Abend?"

Dieser hinterwältige Wicht! Er braucht doch nur jemand der ihn zur Party bringt. „Sorry. Muss Hausaufgaben machen."

„Nein, nein, die kannst du ja auch noch morgen machen. Die Idee ist noch nicht einmal schlecht.", meint Dad dazu, wobei ich ihn zum Dad des Jahres kühren muss: „Dein ernst, Dad? Du verbietest deiner Tochter zu lernen, möchtest aber, dass sie bis spät in die Nacht feiert?"

„Von bis spät in die Nacht feiern hat niemand gesprochen. Vielleicht zeigst du ihm die Bowlingarena oder den Dunkin Donut Laden. Dort bist du doch immer mit deinen Freunden.", mein Dad spricht so, als ob er alles über mein Leben wüsste und als ob er genau wüsste, auf was Jo Lust hätte. Davon trifft aber nur eines zu und das auch nicht unbedingt genau. Ich gehe noch an andere Ort als nur diese zwei. Die Karaokebar schon vergessen? Da war ich erst gestern!

Alle starren mich gespannt an. Und was ist mit Julia? Warum kann sie ihm nicht die Stadt zeigen?

„Ach Spätzchen, was ist los? Du hast dich doch noch nie an einem Freitagabend in dein Zimmer eingesperrt um zu lernen. Ist was passiert in der Schule? Hat es was mit Ben zu tun?", bemitleidend legt Mam ihre Hand auf meine Schulter. Seit wann ist sie so? „Lass mich! Warum redet ihr denn alle immer auf mich ein? Ich kann selbst entscheidungen treffen und meine Jungsprobleme kläre ich auch alleine. Danke.", ich möchte schon aufstehen und meinen immer noch halb vollen Teller verräumen, als Dad ein Machtwort spricht: „Nicht in diesem Ton, junge Dame. Wir meinen es doch alle nur gut, aber wenn du dich weiterhin so verhälst, müssen wir dich dazu zwingen heute mit Jo was zu unternehmen."

„Du willst mich zwingen?", wie lange dauert diesen beschissenen Tag denn noch? Warum kann der denn nicht endlich zuende gehen? Aber nein. Alle setzen alles daran den Tag endlos zu gestalten. Ich kann mich ja noch nicht einmal mehr an den Morgen erinnern, da er zuweit weg ist.

„Ja, Taylor, wir werden dich zwingen. Und du wirst nett sein zu ihm. Schliesslich ist er dein neuer Bruder oder sowas in der Art."

„Oder sowas in der Art.", äffe ich mit extrem hohen piepse Stimme meinen Dad nach: „Wisst ihr was, ihr habt gewonnen. Aber Layla wird mich begleiten."

„Okay, dann lernt er wenigstens noch ein paar Leute kennen. So ist er dann nicht ganz alleine wenn er am Montag mit in die Schule kommt."

Wieso habe ich das nicht kommen sehen?

Und warum sagt Julia nichts zu der ganzen Sache? Sie lässt mich einfach so hängen.

Ich habe keinen Appetit mehr. Ich verschwinde nach oben in mein Zimmer und entferne mein Handy vom Ladekabel. Schnell wähle ich Laylas Nummer.

„Hey Süsse, was gibts?", ganz gechillt begrüsst sie mich und ich könnte mir vorstellen, dass sie soeben ihre Fussnägel lackiert oder so was. Ich dagegen gehe in meinem Zimmer auf und ab: „Ich glaube, ich explodier gleich!"

„Ej, wow, komm mal runter. Was ist los?"

„Er ist ein hinterhältiger verdammter Mistkerl! Er bringt meine Eltern gegen mich auf!"

„Wow, warte, von wem sprechen wir denn jetzt?", völlig ahnungslos hört sie mir zu.

„Na von Jo."

„Jo?"

„Ja.", oh, sie weiss es ja gar nicht. Ups: „So ein Junge der in unserem Haus unterschlupf gewährt bekommt. Meine Eltern haben ihn aufgenommen."

„Wie? Und davon erfahre ich erst jetzt?"

„Ich kenne ihn ja auch erst seit ein paar wenigen Stunden. Und das ist so der Horror. Ich verliere meinen Verstand jetzt schon."

„Süsse. Beruhig dich erstmal. Ich bin sicher, so schlimm kann er gar nicht sein. Wann darf ich ihn denn kennen lernen?"

„Heute! Du wirst mich begleiten dürfen während wir ihm die Stadt zeigen.", wieder verstelle ich meine Stimme wie die einer Barbie. Wieso tue ich das? Ich muss mich wirklich wieder mal beruhigen. Ich atme tief durch, schliesse kurz meine Augen und erkläre es ihr nochmals von ganz vorne an: „Meine Eltern zwingen mich, ihm die Stadt zu zeigen statt zu lernen. Aber Jo hat mich vorher schon blöd angemacht und indirekt gesagt, wie spiessig ich bin. Ich soll ihm zu einer Adresse bringen wo eine Party stattfindet. Er kennt da anscheinend wer. Aber ich möchte auf keine bescheuerte Party wo jeder betrunken ist."

„Und jetzt soll ich mitkommen damit wenigstens zwei auf dieser Party nüchtern sind?", genau. Sie versteht mich. „Also abgemacht?"

„Okay, aber ich muss zuerst noch meine Zehnägel fertig lackieren und mein Make-up auffrischen. Danach bin ich ganz für euch da."

Sie ist einfach nur die beste.

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Juhu, ausnahmsweise ein Kapitel zusätzlich an einem Freitag und nicht nur am Montag 🤗

Der Grund: Ich habe die 1k reads geknackt 🤩🤩🤩

Ich freue mich so, auch wenn das für andere nur eine kleine Zahl ist, bedeutet mir das so viel ♥️ Ich hätte niemals gedacht, dass es überhaupt jemals jemand lesen würde was ich hier hinkritzle und deshalb bin ich jedem einzelnen dankbar der es gewagt hat auf diese Geschichte zu klicken und weiter zu lesen.

Danke! Danke! Danke! 🙏🙏🙏

Ihr seid die Besten! (Genauso wie Layla 😉)

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