Kapitel 71 🎈

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„... ich bedanke mich bei Ihnen recht herzlich fürs zuhören und verabschiede mich somit von Ihnen.", beende ich meinen Vortrag und lauter Beifall ertönt. Ging doch ziemlich gut.

Den ganzen Vortrag über sprach ich laut und deutlich ohne zu stottern und ohne welche sonstigen Probleme. Ich zog es einfach durch. Alles um mich herum habe ich ausgeblendet. Ich musste mich noch nicht einmal gross Mühe geben. Es hat einfach geklappt. Auch als noch Fragen gestellt wurden, konnte ich die ohne Probleme beantworten. Da kann ich mir selber auf die Schulter klopfen.

Und als ich von der Bühne runter trat, grinsten Parker und ich uns gegenseitig an: „Tolle Leistung, Mayday. Wovor hattest du denn solche Angst?"

Ich falle ihm wieder um den Hals: „Keine Ahnung. Hatte es mir schlimmer vorgestellt."

„Lag es an Jo?", spricht Parker die unvermeidliche Frage aus.

Auch wenn man das denken mag und ich überglücklich bin, dass er gekommen ist, kann das doch nicht alles an nur einer einzigen Person liegen? Oder etwa doch? Ich bin kein Psychiater der sowas beurteilen kann. Und zuviele Gedanken möchte ich daran auch nicht verschwenden. Ich bin nur froh, habe ich das so erfolgreich hinter mich gebracht: „Keine Ahnung. Habe nur nicht erwartet, dass er kommt."

„Ich denke niemand hat das.", grinst Parker, legt seinen Arm über meine Schulter und führt mich zurück unter die Leute, die fast alle schon aufgestanden sind und sich auf den Weg nach draussen befinden, wo es Kaffee und Kuchen gibt. Nur meine Leute haben gewartet und Layla nimmt mich auch sofort in den Arm um mir zu gratulieren. Sowie Julia und Mam auch.

Ich denke die sind alle genauso erleichtert wie ich, da es ändlich hinter uns liegt. Ich denke, ich habe alle ein wenig unter Druck gesetzt mit meinem Verhalten.

Ich kriege Tonnenweise Komplimente, auch von fremden Personen. Doch etwas fällt mir wieder auf: Jo ist bereits verschwunden ohne etwas gesagt zu haben. Soll bei dem mal jemand durchblicken.

Also beschliesse ich ihn suchen zu gehen.

Ich kann nicht anders. Ich bin Taylor Claywell. Das ist mein Wesen. Ich kann nichts dagegen tun.

Ich gehe durch den überfüllten Flur durch, bei denen Eltern mit Lehrer, Lehrer mit Schüler und Schüler mit College-Menschen reden. Natürlich gibt es auch die desinteressierten Schüler und/oder Geschwister, die sich mit ihren Handys und Kopfhörer zurückgezogen haben.

Und selbstverständlich, wie soll es auch anders sein, gibt es noch die Schüler die sich auf ihren Wolkenkratzer High Heels und hautengen Miniröcken extrem toll fühlen und sich mir in den Weg stellen: „Laurel? Nadia? Kann man euch helfen oder wieso stellt ihr euch mir in den Weg?"

„Du kannst uns gar nichts helfen, wir sind schon gut genug und du sollst uns nichts vermasseln. Ich wollte dir nur nochmals unter die Nase reiben, dass ich heute schon mit fünf Collegeverträter geredet habe und alle sehr an mir interessiert sind. Und nicht, das du was falsches denkst, ich rede hier von Harvard, Stanford, Yale und Princeton. Sie waren alle sehr begeistert von mir.", prallt Laurel direkt los und wirft dabei ihr langes Haar hinter ihre Schulter.

Und obwohl ich selbst Absatzschuhe trage, muss ich zu ihr hoch sehen: „Ach nein, was du nichts sagst. Da freue ich mich doch mal für euch und gleichzeitig auch für mich, weil ich es kaum erwarten kann so weit weg wie nur möglich von dir zu sein.", kontere ich ohne gross darüner nachzudenken. Wieso musste ich das auch sagen? Ich wollte das eigentlich nicht tun. Denn jetzt kommt es: „Wie? Versteh ich das jetzt richtig? Du bleibst hier? Du gehst auf kein College?"

Toll. Jetzt habe ich es mir schon eingebrockt: „Nein. Ich werde auf kein College gehen. Vielleicht später einmal, aber zuerst möchte ich ein Jahr aussetzen. Das brauchst du nicht zu verstehen."

„Hast recht. Versteh ich echt nicht. Ich dachte immer, du seist das Vorzeigemädchen?", meint sie und runtzelt dabei ihre Stirn.

Auf diese Diskussion habe ich nun keine Lust mehr, als ob ich sie je hatte, also sage ich total ernst: „Vorsicht, wenn du so viel nachdenkst entstehen Falten und die gehen dann nie mehr weg!"

Erschrocken fasst sie sich an die Stirn, wobei ich nur lachen kann. Wie oberflächlich kann man eigentlich nur sein? Auch Nadia guckt total besorgt und öffnet sogleich die Frontkamera ihres iPhones. Also ernsthaft jetzt? Ab diesem Anblick kann man wirklich nur lachen.

Sie beachten mich nicht mehr länger und ich kann mich an ihnen vorbei zwängen. Jetzt aber auf zu meiner richtigen Mission.

Jo.

Wo hat sich denn der verkrochen?

Immer wieder sprechen mich Leute auf meinen Vortag an und langsam frage ich mich, wie viele Leute eigentlich da waren. Aber ich möchte nicht mit denen reden. Ich möchte Jo finden.

Nach langer Suche, als ich schon fast aufgeben wollte, finde ich ihn aber. Draussen auf dem Parkplatz ist er eine am rauchen. Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?

Der einsame Wolf.

„Hey!", rufe ich ihm über den Parkplatz zu und gehe zu ihm. Er entdeckt mich natürlich sofort, kommt mir aber weder entgegen, noch flüchtet er. Ist zumindest ein Anfang: „Wieso bist du so schnell wieder verschwunden?"

„Hätte ich noch länger bleiben müssen? Ich war da und habe keine Sekunde deines Referates verpasst, reicht das nicht?", er zieht nochmals an seiner Zigarette und bläst den Rauch hoch in die Lüfte.

„Ich wusste noch nicht mal, dass du kommst..."

Darauf zuckt er nur mit den Schultern.

„Ich wollte mich dafür bei dir bedanken. Dafür, dass du gekommen bist."

„Musst du nicht. Wie gesagt, ich will nicht plötzlich als der liebe Kerl gelten. Diese Rolle passt nicht zu mir."

„Wieso bist du dann überhaupt gekommen?", fragend beobachte ich, wie er erneut einen tiefen zug nimmt: „Du musst mir einen Gefallen tun!"

„Okay, welchen?"

Er wirft die Zigarette auf den Boden und tritt drauf um sie auszulöschen: „Dein Vater hat mir was weggenommen was ich ganz dringend wieder brauche. Wenn ich es nicht schnell wieder bekomme, kriege ich ernsthafte Probleme."

„Wieso sollte mein Dad dir etwas wegnehmen was dir Probleme bereitet?"

„Meinungsverschiedenheit. Also? Hilfst du mir?"

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt