Kapitel 95 🎈

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Leise und unauffällig gehe ich zum Treffpunkt in den Proberaum. Ich spüre schon einzelne Blicke auf meinem Rücken und Gerede wie: „Ich habe gehört, dass sie gestern ins Krankenhaus eingeliefert worden sei und fast ums Leben gekommen ist." oder: „Wenn dieses Gerücht stimmt, wieso ist sie dann hier?" aber auch Gerüchte wie: „Keine Ahnung was passiert ist, aber ich hörte was von Medikamenten. Vielleicht hat sie ja Pillen geschluckt." „Aber doch nicht Taylor, sie ist doch braver als der Weihnachtsmann." „Das ist nur das, was ich gehört habe."

Ich getraue mich gar nicht umzudrehen, um zu sehen, wer über mich spricht. Aber wenn das eigene Leben nun mal zu uninteressant ist, tut es mir mehr leid für sie. 

Ich setze mich auf einen Tisch am Rand und hole mein Handy nach vorne. Auf Snapchat habe ich an vielen Orten Sanduhren, weil ich gestern ja nicht so eine gute Gelegenheit hatte Snaps zu verschicken. Die Flämmchen sind mir persönlich aber auch nicht so wichtig, aber wenn ich die 615 mit Julia verliere killt sie mich ganz bestimmt. Also verschicke ich an alle meine Freunde einen guten Morgen und sehe mir danach die an, die ich auch noch bekommen habe. Die meisten uninteressant, trotzdem sehe ich sie mir an. Das sind sowieso hauptsächlich Leute, die ich nicht allzu oft sehe, aber trotzdem in Kontakt bleiben möchte. Deswegen bin ich nicht ganz abgeneigt gegen die Flämmchen, die Motivieren mich ein bisschen.

Aber ich bleibe nicht lange ungestört, jemand hat tatsächlich den Mut mich auf letzte Nacht anzusprechen. Leider ist diese Person Ben mit Leon im Schlepptau: „Taylor? Erzähl mir jetzt bitte sofort die Wahrheit! Was ist gestern passiert nachdem du auf dein Zimmer gegangen bist?"

Ich sehe von meinem Handy hoch in seine verletzten Augen. Sie wünschen sich sicher, dass ich sage, dass alles nur gelogen ist. Doch lügen kann ich nicht: „Was hast du alles gehört?"

„Anscheinend hast du eine Überdosis genommen und musstest ins Spital eingeliefert werden. Sag das dies nicht wahr ist!"

„Okay, es ist nicht wahr."

Er atmet erleichtert aus: „Danke. Aber was hat es denn dann mit diesem Gerücht auf sich? Wer erfindet denn sowas?"

Ich atme auch aus, ich muss ihm eine Erklärung liefern, die glaubhaft, aber nicht ganz der Wahrheit entspricht: „Weil ich tatsächlich die letzte Nacht im Krankenhaus war, nur nicht mit einer Überdosis."

„Was?", ich spüre richtig wie viel ich an ihm liege. Es tut mir so weh ihn so zu sehen. „Es ist alles wieder gut. Du musst dir keine Sorgen machen."

„Ich mache mir aber Sorgen! Du hast eine ganze Nacht im Krankenhaus verbracht!"

„Schrei das doch noch ein bisschen lauter, die Leute in China haben es noch nicht gehört.", meint Layla und stellt sich zu uns. Sie setzt sich neben mich auf den Tisch und legt ihren Arm um mich: „Alles in Ordnung, Spatz?"

Ich nicke: „Ja, Laurel und ich haben uns auf den Balkon ausgesperrt und irgendwann bekam ich eine Panikattacke. Ich bekam keine Luft mehr. Vielleicht vermisse ich Jo mehr als ich zugeben möchte.", ich muss mir eine Träne aus dem Auge wischen bevor sie hinunter kullern kann. Ich schäme mich dafür, dass ich Jo als Ausrede nutze, aber gelogen ist das eigentlich auch nicht. Ich vermisse ihn. Extrem. In diesem Moment möchte ich ihn nur noch umarmen und sagen, wie leid, dass es mir tut. Ich wünschte, ich hätte ihn besser kennenlernen dürfen. Er wäre ein super Bruder gewesen. Nein. Er war ein super Bruder! Er hätte es nur länger sein sollen.

Layla schließt mich ganz in ihre Arme und flüstert mir zu: „Alles wird gut. Er ist hier."

Und in diesem Moment kann ich seine Anwesenheit tatsächlich spüren. Wie er mit seinem schiefen Lächeln mir zuzwinkert, als hätte er wieder einen hinterhältigen Plan, bei dem ich ihm Beihilfe leisten muss.

Ich vermisse ihn wirklich, auch wenn sich unsere Beziehung hauptsächlich darauf beruht hat.

Er war nun mal Jo Thomson.
Der restliche Tag lief im Ganzen eigentlich normal ab. Die Blicke wie heute früh wurden immer weniger und wir konnten uns das letzte Mal voll und ganz auf Jessica und Logan und deren Dramen konzentrieren. Bis wir alle unsere Koffer packten und sie in den Bus hieven. „Eigentlich war diese Woche doch gar nicht mal so schlecht. Findet ihr nicht?", meint Leon stolz als wir vier etwas abseits von den andern das letzte Mal das Motel betrachten.

„Nur das du fast eine Alkoholvergiftung hattest, Layla Drogen untergeschoben wurden, die sie fast zum Selbstmord drängten, ich eine Nacht im Krankenhaus verbracht habe und Laurel für kurze Zeit grüne Haare hatte. Doch, abgesehen davon wirklich nicht übel.", füge ich dazu. Schließlich darf man diese Dinge nicht vergessen, auch wenn man es gerne möchte.

„Doch nicht immer alle Dinge so negativ sehen, Tayli.", ich drehe mich um als ich das jemand hinter mir sagen höre: „Silas!"

Ich umarme ihn sofort. Er ist vermutlich das positivste dieser Woche. Ohne dieses Lager hätte ich ihn nie mehr getroffen. Oder jedenfalls erst später. „Versprich mir, dass wir uns wiedersehen!"

„Selbstverständlich, Tayli. Spätestens dann, wenn du das nächste Mal im Krankenhaus liegst.", witzelt er. Aber in angesichts der Tatsache, dass er die Wahrheit kennt, wissen wir beide, dass wir uns bald wiedersehen.

Ich könnte heulen.

„Ich sag dir Bescheid. Lasse für den Notfall aber den Klingelton eingeschaltet.", zwinkere ich ihm zu.

Schön wäre es jetzt, wenn das wirklich nur Späße sind. 

„Kinder, kommt schon. Der Bus wartet nicht ewig und je früher wir hier abfahren können, desto früher habt ihr Wochenende. Also Hopp!", ruft Miss Monroe über die Schüler.

„Wir müssen los.", meint Ben und legt dabei seine Hand auf meine Schulter: „Hey, Silas, hat mich gefreut dich kennenzulernen." Die beiden schlagen ein und dann gehen wir schon zum Bus. Silas sieht uns noch lange hinterher. Und ich ihm. Bis der Bus losfährt.

Ich habe einen Platz zwischen Fenster und Layla ergattert und träume die ganze Busfahrt über.

Meinen Zustand ist schwierig zu beschreiben. Ich schlafe, bin aber trotzdem wach. Ich kriege alles mit, kann mich aber nicht regen oder antworten. Ich sitze einfach nur da und starre aus dem Fenster. Die Landschaft, oder größtenteils die Autobahn, zieht an uns vorbei als gäbe es kein Ende.

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Hallelujah!!! Ein neues Kapitel 😅🥳

Ich entschuldige mich dafür das es soo lange gedauert hat, aber ich bin wirklich nicht dazu gekommen. Auch in nächster Zeit bin ich immernoch extrem ausgebucht, aber ich gebe mir Mühe!

Hier mal ein kleiner Zeitvertreib das ihr die Geschichte nicht ganz vergisst 😉Hoffentlich wisst ihr noch wie es geendet hat 😅🙈

Geniesst eure Zeit und hoffentlich dauert es nicht mehr so lange wie letztes Mal bis ein neues Kapitel kommt ♥️

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