Kapitel 16 🎈

123 6 0
                                    

OMG!!!

Das ist doch gar nicht möglich...

Wieso...?

Ich...

"Taylor? Hallo? Erde an Taylor. Kannst du uns hören? Hey, nimm mal ihr Puls um zusehen, ob sie noch lebt!", höre ich dumpf daneben und nehme ein wildes fuchteln vor meinem Gesicht war. Alles ist recht verschwommen, denn alles was ich sehe und für was ich Augen habe ist der Mannin der Militärischen Uniform in der Tür, der sich umsieht.

Er ist hier.

Ich stehe langsam auf ohne auch den Blick von ihm abzuwenden. Jetzt hat er mich gesehen. Ebenso geschockt sieht er zurück. Es ist einfach viel viel zulange her.

Langsam aber auch habe ich mich wieder in griff. Bin zwar immer noch geschockt, aber das Glücksgefühl durchfliesst mich in Strömen.

Ein riesen Grinsen bildet sich in mein Gesicht und ich strahle mehr als jeder Weihnachtsbaum.

Wir stehen einfach nur da und grinsen uns durch den ganzen Laden an.

... und dann renne ich los in seine Arme.

Mir ganz egal was die anderen von mir denken. Sie kennen den Mann nicht so gut wie ich und sie haben keine Ahnung wie sehr ich ihn vermisst habe.

Er dreht mich um sich und es tut so gut. Ich habe ganz vergessen wie schön es ist, seine Wärme zu spüren.

"Was machst du hier?", sind die ersten Worte die ich rausbekomme.

"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Ausserdem habe ich dich wahnsinnig vermisst!", gibt er mir als Antwort.

Ich sehe in seine zutiefst dunklen Augen in die ich mich früher immer schon verlieren konnte: "Komm! Ich stell dir meine Freunde vor!" An seiner Hand ziehe ich ihn hinter mir her. Mein Grinsen ist noch nicht verschwunden, es wurde eher noch stärker.

Ich blicke in die verwirrten Blicke meiner Freunde. Ben ist unterdessen aufgestanden. Er fragt sich sicher am meisten, wer der fremde Mann ist, den ich umarme.

"Darf ich vorstellen: Das hier ist mein Dad!"

Bens Augen vergrössern sich um das doppelte. Er hat ihn noch nie im richtigen Leben gesehen. Ich habe Geschichten erzählt und auch schon Fotos gezeigt, die aber schon zehn Jahre alt waren. Ausserdem müsste er ja in Irak sein. Wer würde denken, dass man ihn hier antreffen könnte. Ich ja auch nicht.

Mein Dad richtet sich zuerst an Ben. Er reicht ihm seine Hand und fragt: "Du bist bestimmt Ben. Der Freund meiner Tochter."

Ben muss schlucken. Darauf war er nicht vorbereitet. Er weiss ja auch nicht, was ich ihm alles erzählt habe. Und mein Dad ist beim Militär und mit dem Blick mit dem er Ben betrachtet, könnte man schon Angst bekommen. Doch er verwandelt es schnell wieder in ein Lachen. Niemand kann was gegen Ben sagen. Er ist perfekt! Für mich auf jeden Fall.

Daddy begrüsst auch noch die anderen und jeder stellt sich vor. Endlich hat er auch Gesichter zu den ganzen Geschichten die ich ihm erzählt habe. Vielleicht hat er sie ja auch schon auf einem Foto gesehen, welches ich ihm geschickt habe. Real ist es dann aber doch noch etwas anders.

"Und wieso sind sie hier?", fragt Leon interessiert.

Hoffentlich erwähnt er den Brief nicht. Er darf ihn jetzt nicht erwähnen.

Anscheinend habe ich geheime Superkräfte, denn Daddy sagt nur: "Ich wollte sehen, ob hier alles in Ordnung ist und das ihr meine Tochter auch anständig behandeln.", beim zweiten Teil des Satzes seht er nur zu Ben. Typisch Vater halt. Das habe ich mein ganzes Leben vermisst. Ich konnte nie die Erfahrung spüren, dass ein Vater besorgt um seine Tochter ist, ich in dem Fall, weil ich einen Jungen mochte. Dieses Gefühl tut gut.

Ben kann dies weniger behaupten, denn er muss schon wieder schlucken.

Ich suche Bens Hand um sie fest zu drücken. Er lässt Daddy gar nicht mehr aus den Augen. Er weiss wahrscheinlich gar nicht mehr, wie ihm geschieht.

"Hey, Baby, ich habe meinen Dad schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, macht es dir was aus wenn ich heute meine Zeit etwas mit ihm verbringe?", ich sehe hoch in sein Gesicht, was sich blitzschnell zu mir wendet: "Nein nein, kein Ding. Ich verstehe das. Wir sehen uns morgen wieder, okay Liebling?"

Daddys Blick haftet stark auf uns. Ach Daddy...

"Ich habe aber was dagegen! Wir haben dich in der letzten Wochen auch kaum gesehen und ich möchte dein Dad auch kennen lernen!", motz Layla drauf los. War ja klar, dass sie nicht so lange ruhig sein kann.

Ohne Worte, aber mit bösen Blicken, können wir sie aber davon überzeugen, uns gehen zu lassen. Wir sehen uns ja morgen schon wieder.

🎈

Mein Dad ist direkt vom Flughafen hier her gekommen und war noch gar nicht zuhause. Weshalb er immer noch seine Uniform trägt und eine riesen Tasche bei sich hat. Sein Taxi ist schon weg und ich habe kein Auto. Mein Dad hat mir versprochen das Auto fahren bei zu bringen. Wir sind noch nicht dazu gekommen.

Laufen wir halt. Wir haben genug zu bereden. Aber wir kennen beide das Hauptthema, dennoch versuche ich es so lange es geht hinaus zu zögern: "Habe ich dir eigentlich erzählt, dass ich die Hauptrolle unseres Schulmusicals spiele? Das ist eine riesen Ehre für mich. Oder als ich zusammen mit Ben das Kinderparadies renoviert habe. Das war auch klasse. Ach ja, Laylas Verwandtschaft aus dem weit entfernten Indien kommt auch in nächster Zeit zu besuch und da muss ich mit ihr zusammen Bauchtanzen auf was ich mich weniger freue..."

"Taylor?", Daddy stoppt mich zum Glück. Ich rede wieder viel zu viel. Wie immer wenn ich aufgeregt bin: "Wie wärs wenn du endlich zum wichtigen Teil über gehst? Versteh mich nicht falsch, es freut mich das du so glücklich bist und das du alles mit mir teilen willst, aber du weisst weshalb ich hier bin. Also? Wie geht's dir?"

Er weiss wie er mein Mund stopft. Jetzt sage ich gar nichts mehr. Ich möchte nicht über meine Krankheit reden, stattdessen: "Du kannst stolz auf mich sein, meine Noten in der Schule sind weit über dem Durchschnitt."

"Taylor!", schreit Daddy schon fast. Für ihn ist es kein Spass. Es ist ja auch kein Thema zum Lachen. "Was hat der Arzt gesagt?"

Ich bin wieder still. Können wir nicht damit abwarten, bis wir zuhause sind? Dann können wir in Ruhe zusammen mit Mam alles besprechen. Doch für ihn ist das keine Option. Er legt seine Hand auf meine Schulter. Diese Berührung zeigt mir, dass es doch kein Traum ist. Das ist alles real. Er ist wirklich hier. Ich bleibe stehen. Seine Hand immer noch auf meiner Schulter. Und jetzt knicke ich ein.

Ich lasse alles raus. Alle Worte, alle Tatsachen, alle Zweifeln, alle Tränen. Und wie glücklich ich bin, dass er das mit mir durchstehen will. Das nimmt mir eine grosse Last, dennoch ist sie immer noch zu gross. Ich pack das nicht.

Er nimmt mich fest in seine Arme und drückt mich gegen seinen breiten harten Oberkörper: "Keine Sorgen, Prinzesschen, wir stehen das gemeinsam durch. Ich werde nicht so schnell wieder verschwinden."

Ich liebe ihn!

Das waren genau die richtigen Worte die ich gebraucht habe. Wo ist er denn nur die letzten Jahre gewesen wenn ich ihn gebraucht habe? Mein Leben wäre so viel einfacher gewesen, wenn er nie weggegangen wäre. Aber ich möchte ihm hier jetzt keine Vorwürfe machen. Er ist genauso wie ich, er möchte überall helfen wo er kann. Bisher waren das meistens verwundete Soldaten. Doch jetzt steht mein Leben auf dem Spiel. Und egal was auch geschieht. Ich werde diesen Krebs bekämpfen, für Daddy. Und das wir noch mehr Zeit miteinander verbringen können.

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt