Kapitel 19 🎈

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"... Ein Schmetterling! Ja... ähm... Yoga? Pilates? Yes! Weiter... eine Kreuzfahrt! Ähm... das weiss ich... ähm... ähm... ein Liebesfilm? Ein... ein... aaaah, Titanic! Yes! Schnell weiter! Nein.", ich errate so schnell es geht die Gesten von meinem lieben Freund und kriege fast die Krise als der Timer klingelt. Voller Adrenalin und Euphorie stehe ich auf und fasse sein Gesicht in meine Hände und drücke ihm ein Kuss auf die Lippen.

Wir sind sowas von am Gewinnen. Ich habe ja gesagt, dass ich das beste Team habe. Wir wissen nun mal immer was der andere denkt.

"Ihr Schummelt doch! So gut kann man gar nicht sein.", motzt Kira an uns rum die zusammen mit Annabelle den zweiten Platz verteidigt.

"Und ob das geht. Ihr seht es ja.", lache ich und lasse mich wieder von Ben auf seinen Schoss ziehen.

Immer noch lachend küsse ich ihn erneut und blende alles um mich herum aus. Ich hätte früher niemals daran geglaubt, dass ich so viele und so grosse Gefühle für nur einen bestimmten Menschen haben kann. Ich liebe Ben. Er ist perfekt. Ich liebe alles an ihm, auch seine Fehler. Jeden Einzelnen. Ich kuschle mich enger an ihn und blicke zur Tür, die gerade aufgeht und meine Eltern hineinkommen: "Wow, hier ist aber was los.", stellt meine Mam fest und kommt zu uns in die Runde um alle kurz zu begrüßen: "Soll ich euch Sandwiches machen? Die mögt ihr doch immer so sehr?"

Sofort steigt Leon die Freude ins Gesicht. Mam bemerkt es natürlich auch sofort und geht lachend in die Küche. Auch mein Dad kommt zu uns und stellt sich neben mich und drückt mich an der Schulter: "Geht es euch gut?"

"Alles bestens.", antworten wir im Chor, ausser Layla, die fragt: "Hey, Mr. Claywell, wieso spielen sie und Mrs. Claywell nicht mit uns?"

Er beginnt schüchtern zu lachen: "Erstens, nennt mich bitte Randy, zweitens, sehr gern, aber ihr habt jetzt schon ein Vorsprung der unmöglich ist aufzuholen."

"Diese Punktzahl ist doch unnötig. Es geht um den Spass den wir haben.", erkläre ich ihm, wobei er ein Blick auf das Spielfeld sieht: "Ja klar, lass mich raten, du bist im Team rot?"

Dabei hat er leider recht. Unser Vorsprung ist und wird vermutlich auch einfach zu gross bleiben. Natürlich müssen die Gewinner den anderen klarmachen, dass die Punktzahl nicht wichtig ist, aber am Schluss trotzdem wie die Besten fühlen. Aber ich nicht. Denn alles was ich brauche um glücklich zu sein sind meine Freunde, meine Familie und vor allem Ben.

Und dieser Sieg natürlich.

Aber jetzt sollen sich meine Eltern dazusetzen und sich eine Figur schnappen. Was sie dann auch tun und eine gute halbe Stunde später haben sie sogar schon fast Layla und Leon eingeholt, die so schlecht spielen, dass sie kaum vom Fleck kommen. Aber sie stellen sich auch wahnsinnig blöd an. Sie können sich einfach nicht konzentrieren.

"Aaaah! Ich kann nicht mehr. Wer wollte denn so einen Scheiss spielen?", jammert Layla wobei wir ihr alle im Chor antworten: "Du!" Mein Dad beginnt an unserem Anblick zu schmunzeln was mich wiederrum zum Lachen bringt.

"Ich fülle den Krug nochmals mit Wasser.", sage ich vor mich hin, nehme den Krug an mich und erhebe mich von Bens Schoss in die Küche. Alles ganz normal, nur das mir mein Vater folgt: "Hey Liebes. Wie geht's dir?"

"Super! Wieso fragst du?"

Er senkt sein Blick zu Boden und kommt anschliessend näher: "Schatz, dir ist doch wohl hoffentlich klar, dass du niemandem was vormachen musst?"

"Jaja, aber mir geht es wirklich gut. Mir ging es schon lange nicht mehr so gut. Und in solchen Momenten vergesse ich immer alle meine Probleme. Wieso kannst du das nicht auch?", liebenswürdig blicke ich in seine wunderbaren Augen, welche schon leicht glasartig wirken: "Deine Mutter hat mir erzählt, dass du dich weigerst deinen Freunden die Wahrheit zu sagen."

Das war nicht die Antwort die ich erhofft hatte. Ich drehe meinen Kopf zur offenen Küche heraus ins Wohnzimmer wo Annabelle und Kira gerade weiterspielen und völlig nervös herum zappeln. Dann zu Boden.

"Taylor, du verdrängst damit nur die Wahrheit. Denkst du, damit würde die Krankheit verschwinden?"

"Natürlich nicht! Ich warte nur auf den richtigen Moment um es ihnen zu sagen."

"Wie wäre es mit jetzt?"

Geschockt sehe ich in seine Augen. Nie und nimmer werde ich jetzt mit der Wahrheit kommen. Einen schlechteren Moment kann es gar nicht geben: "Ich verderbe doch jetzt nicht den ganzen Nachmittag. Sie würden mir jetzt sowieso nicht glauben."

"Aber du musst es ihnen sagen. Glaub mir, danach wirst du dich erleichtert fühlen. Und je länger du es herauszögerst, desto schlimmer wird es nur werden.", er versucht mich zu überreden aber erfolglos. Ich werde das nicht tun: "Ich werde ihnen ja die Wahrheit sagen, aber noch nicht jetzt. Ich habe noch genügend Zeit. Und solange es mir gut geht muss sich auch niemand Sorgen machen. Ich bin alt genug meine Entscheidungen selber zu treffen."

Wütend greife ich nach dem Wasserkrug und gehe zurück ins Wohnzimmer wo nichts Spannendes bisher geschah. Kira und Annabelle konnten unseren Vorsprung nicht einholen und Layla und Leon sind eher noch weiter zurückgefallen. Die armen. Aber ich komme gar nicht dazu, mich wieder zu Ben zu setzen, Layla zieht mich schnell weg in den eiskalten nassen Garten.

"Layla? Was soll das? Es ist arschkalt!"

"Aber ich muss mit dir reden und es darf uns sonst keiner hören."

"Und deshalb zehrst du mich in den Garten? Was ist denn mit den vielen anderen warmen Räumen hier im Haus?", ich schlottere und zittere extrem. Wir tragen noch nicht einmal eine Jacke, geschweige denn Schuhe. Wieso hat sie dann nicht so kalt?

"Also? Mach aber schnell. Um was geht es?"

"Dich."


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