Kapitel 54 🎈

106 7 1
                                    

„Dad? Hi, ich bins. Was ist los?"

"Hi Spätzchen. Ach nichts wichtiges, wir wollten nur sicher gehen, dass es dir gut geht.", meint er. Doch irgendwie klingt er nervös. „Und sonst ist auch wirklich nichts?"

„Ja, also nein. Wirklich. Soll ich dich nach der Schule abholen kommen? Ich habe eine kleine Überraschung für dich."

„Eine Überraschung? Für mich? Was denn?", total begeistert grinse ich ins Handy hinein. Er kann es zwar nicht sehen, aber er spürt es sicher. Schliesslich höre ich auch raus, dass er grinst: „Das sage ich dir doch nicht, sonst wäre es keine Überraschung mehr."

„Komm schon, Daddy. Bitte. Du weisst, ich hasse Überraschungen."

„Ja, ist mir zu Ohren gekommen. Aber jetzt muss ich leider Schluss machen. Wir sehen uns heute Abend. Bye Spätzchen."

„Tüssii. Bis heute A...", und schon hat er aufgelegt. Sein Ernst? Noch nicht einmal Aussprechen lässt er mich? So wichtig bin ich ihm also? Okay, vielleicht hatte er tatsächlich was besseres zu tun und ich habe gerade im unpassendsten Moment angerufen. Was auch immer. Aber was könnte die Überraschung sein?

Ich versorge mein Handy in meiner Hosentasche und genau in dem Moment kommen Kira, Annabelle und Conner auf mich zu: „Hey, Leute!"

Conner schlegt seinen Arm sofort um mich als er mich sieht. Den Anderen schlingt er um Annabelles Schultern und flüstert: „Hey, was gibt's neues?"

„Nichts.", flüstere ich unsicher zurück, doch dann verstärkt er seine Lautstärke plötzlich und schreit mir beinahe in die Ohren: „Dann lass uns zu den anderen gehen!" Er steuert direkt Ben und Layla an, die sich nicht bewegt haben seit ich sie habe stehen lassen.

Es begrüssen sich kurz alle und Conner lässt noch einen blöden Spruch liegen, der alle zum Lachen bringt. Dann fragt Layla: „Hey, wo ist eigentlich Parker?"

„Ond Leon fehlt auch.", stelle ich fest. Doch Conner meint gleich: „Ach, von dem müsst ihr nicht erwarten, dass der noch kommen wird. Hinterfragt es gar nicht."

Okay? Und Parker? Er hat mich ja auch mal angerufen. Soll ich ihn zurück rufen? Doch da spricht Ben angeblich seine Gedanken aus: „Dieser Idiot brauchen wir doch eh nicht."

Bevor ich Parker verteidigen kann, kommt mir Layla zuvor: „Wie war das? Ob dus glaubst oder nicht, er ist schon ein richtig guter Freund von uns geworden."

„Du kannst ihm doch wenigstens eine Chance geben.", ergänze ich und Conner meint: „Stimmt. So ein übler Kerl ist er nicht."

„Stellt ihr euch jetzt alle gegen mich? Euer ernst?"

„Ej, Bro, beruhig dich mal. Wir stehen auf keiner Seite. Es ist nur nicht fair, wenn du über Parker herziehst und ihn gar nicht richtig kennst. Er hat sich verändert.", sagt Conner und hat dabei sowas von recht. Hat er schön gesagt.

„Ach ja, ich glaube ja, der verheimlicht uns was.", behauptet Ben frech. Aber auch er hat recht. Niemand hier ausser mir weiss von seinem Tumor. Aber ich bin nicht viel besser. Eigentlich bin ich genau gleich. Und wenn er mir vertrauen kann, sollte er ihm auch vertrauen können.

„Ben!", jetzt wird Layla etwas lauter: „Er ist unser Freund. Wir vertrauen ihm. Wieso kannst du das denn nicht auch tun?"

Schön wie sie meine Gedanken ausspricht. Aber zum Glück bringt Kira uns alle zum Schweigen. Bevor hier noch ein Krieg ausbricht: „Leute! Seit ruhig! Ich habe Parker gefunden. Seht doch mal darüber." Mit ihrem Kopf zeigt sie nach rechts, in welche Richtung wir nun alle sehen. Und tatsächlich. Parker steht dort auf einem Tisch mit einer Gitarre.

Was hat dieser Spinner denn jetzt vor?

Er sieht in unsere Richtung und beginnt auf seiner Gitarre einen Akkord zu spielen. Die Gitarre scheint gestimmt zusein, denn jetzt beginnt er richtig eine Melodie zu spielen. Und starrt immer noch zu uns. Und dann beginnt er zu singen: „Oh, there's she goes again, every morning is the same. You walk on by my house. I wanna call out your name."

Ich verstehe ihn nicht. Was tut er da? Für wen singt er eigentlich?

Und dann kneift mir Layla in den Arm und flüstert zu mir rüber: „Kann es sein, dass Parker für dich singt?"

Das kann ich aber nicht glauben. Wieso denn für mich? Wir sind doch nur Freunde.

„I keep craving craving you don't know it, but it's true. Can't get my mouth to say the words they wanna say to you."

Was will der von mir?

"It's typical for love."

Was?

"Can't wait anymore. Won't wait I need to tell you how I feel. When I see us together forever. In my dreams. You're with me. We'll be everything I want us to be. And from there. You knows."

Nein. Ich weiss gar nichts. Wieso singt er für mich? Und wieso zieht Layla mich in seine Richtung? Und wieso muss ich immer stärker grinsen wenn ich ihm näher komme?

„Maybe this can be the night that we kiss, for the first time. Or is that just me and my imagination?"

Ja. Ich denke schon. Ich weiss nicht was er sich da einbildet? Zwischen uns ist nichts! Wir sind doch nur Freunde?

Nach seinem kleinen Ständchen springt er vom Tisch runter und kommt direkt auf Layla und mich zu. Ich sehe es ihm an, dass er nervös ist, was sonst nie vorkommt. Was tue ich denn jetzt? Aber vielleicht hat er ja gar nicht für mich gesungen, sondern für jemand anderen? Das kann natürlich gut möglich sein. Aber dann hätte er mich nicht die ganze Zeit angestarrt und würde jetzt zu mir kommen. Falsch, er ist schon da: "Na? Wie hat es dir gefallen?"

"Gut. Wirklich gut. Ich wusste gar nicht, dass du singen kannst.", stottere ich irgendwas nervös in der Gegend rum. Und dafür, dass mein Hirn nur noch Haferbrei ist, war das eigentlich recht gut.

Er streicht sich nervös durch seine Haare: "Und was denkst du?"

Na toll. Noch ein Junge der von mir eine Antwort will die ich nicht habe.

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt