Kapitel 46 🎈

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Ich gehe schnell zur Tür, trage immer noch ein Lachen im Gesicht und ahne nichts. Doch als ich sehe wer hinter der Tür steht, verfliegt mir die gute Laune: "Ben?"

Nervös wechselt er sein Gewicht immer wieder von einem Bein aufs andere und wieder zurück: "Stör ich gerade?"

"Nein! Nein, du störst nie.", ich rede wie immer ohne nachzudenken drauf los. Bis jetzt ist ja noch alles gut.

"Schatz? Wer ist denn an der Tür?", schreit meine Mutter von der Küche aus und kommt auch sogleich um den Ecken, da ich nicht imstande bin, ihr zu antworten: "Ben? Was machst du denn hier?"

"Ich wollte fragen, ob meine Power Bank hier ist, ich suche sie schon überall und langsam macht mir meine Mutter Feuer unter dem Hintern, wenn ich sie nicht bald finde, da sie ja nicht gerade billig war. Ausserdem war ich unsicher wegen heute. Geht es dir auch wirklich gut?", mit einem bemitleideten Blick sieht er mich an wie schon lange nicht mehr. Was sage ich denn jetzt? Wenn meine Mutter erfährt, dass ich umgekippt bin und den halben Tag in der Krankenstation verbracht habe, würde sie mich so schnell es geht ins Krankenhaus bringen und keine Rücksicht auf rote Ampeln oder Stoppschildern zu achten.

Ich beginne irgendetwas zu stottern: "Ja, ja, mir geht es gut. Es war nur ein langer Tag... viel zu anstrengen und da hatte ich zu wenig Zeit genügend zu trinken und so. Du weisst ja wie das ist. Ich glaube, deine Power Bank liegt oben in meinem Zimmer, ich hole sie nur kurz, warte einen Moment." Ich renne schnell die Treppen nach oben und bete dafür, dass Ben nicht meiner Mam erzählt was genau geschehen ist.

Schnell finde ich seine Power Bank und bringe sie runter. Dankend nimmt er sie an sich und streift dabei meine Finger: "Danke, aber darf ich dich noch was fragen, auch wenn es mich nichts angeht?"

"Was kommt denn jetzt?", schockiert und ein bisschen ängstlich stehe ich ihm nun gegenüber. "Weshalb ist Parker hier?"

Ich blicke hinter mich, kann ihn allerdings nicht sehen, aber hören. Und draussen steht sein Auto. Es ist ja eigentlich auch kein Geheimnis. Es ist normal, dass ich Freunde einlade. Ich brauche mich gar nicht hinauszureden: "Ich habe ihn eingeladen.", antworte ich deshalb auch wahrheitsgemäss: "Er ist kein schlechter Kerl. Oder bist du etwa eifersüchtig?"

"Nein! Ich dachte nur immer, dass du ihn nicht leiden kannst."

"Da kannte ich ihn auch nicht wirklich. Er hat sich verändert, zum Guten. Ihr würdet euch gut verstehen."

"Das glaubst du ja selbst kaum.", abschätzend sieht er an mir vorbei: "Na ja, danke, nochmals. Dann sehen wir uns vielleicht wieder in der Schule."

Er dreht sich um und möchte im Schnee wieder davon trampeln, da schreie ich ihm hinterher: "Ben, warte!" Ich gehe in meinen Finken hinaus in den Schnee um wieder nah bei ihm zu sein: "Wie lange möchtest du denn noch wütend auf mich sein?"

Schweigend dringt er durch meine Augen, bis er nach einer langen Pause mir antwortet: "Bist du wieder die Taylor bist, in die ich mich verliebt habe. Die immer nur das beste für alle Menschen wollte und immer die Wahrheit gesagt hat. Die immer hundert Prozent bei allem gab und immer nur Einser schreib. Die Taylor, die immer gelacht hat und überall Freude verbreiten konnte. Na ja, du musst nicht unbedingt wieder die sein, ich könnte dich auch so akzeptieren, wenn du mir sagst, was der Auslöser war, dass du dich so verändert hast. Jetzt wäre der perfekt Zeitpunkt dafür."

Er hat so recht. Ich bin tatsächlich nicht mehr die, die ich zu einst war. Und einen besseren Zeitpunkt wird nicht kommen. Aber mir fehlt fast Laylas Unterstützung. So wie auch die richtigen Worte: "Ben ich habe Leukämie?" "Ich bin Krebskrank?" "Ich werde sterben!?" Das sind alles Worte die ich nicht einfach so bringen kann.

"Beeil dich besser mal, das Zeit Fenster schliesst bald, dann bin ich fertig mit meiner Geduld. Oder ist dein Mund eingefroren?"

Meine Lippen beginnen zu zittern, so wie der Rest meines Körpers: "Tut mir leid, es ist nur verdammt schwierig die richtigen Worte zu finden..."

"Lieber schlechte Worte als gar keine."

Ich atme tief ein.

"Taylor?", schreckhaft drehe ich um und sehe meine Mutter in der Tür: "Komm sofort wieder hinein! Spinnst dir eigentlich noch so raus in den Schnee zu gehen?", sie schreit mich an, als wäre ich ein kleines Kind. Das bin ich aber nicht, deshalb schreie ich zurück: "Nur noch eine Sekunde, Mam." Ich wende meinen Blick wieder Ben zu. Und verstumme wieder.

"Ich denke, ich habe meine Antwort."

"Warte!", ich halte ihn an seinem Arm fest: "Du musst mir glauben, ich habe nichts getan. Ich habe nie irgendetwas falsch gemacht."

"Warum kannst du mir dann nicht sagen, was dann mit dir los ist?"

"Weil ich schwach bin. Ich habe etwas erfahren und bin es immer noch am verarbeiten. Ich möchte es nicht wahr haben und versuche deshalb es so gut es geht zu verdrängen. Wenn ich es jedem erzähle, wird sich alles ändern."

"Aber du musst es nicht jedem erzählen, du musst es nur mir sagen und wenn du es willst werde ich es auch niemandem weiter sagen. Noch nicht einmal Leon oder Conner dem Spasten."

Das glaube ich ihm auch sofort, dennoch geht es nicht: "Ja aber trotzdem... Es wird nie mehr so sein wie es war. Am besten wäre es natürlich wenn ich es nie erfahren hätte und es immer noch so ist wie noch vor einem Monat. So wäre die Geschichte ganz anders abgelaufen und würde vermutlich auch ganz anders enden.", da sie viel kürzer sein würde. Aber was bringt ein verlängertes Leben wenn es so scheisse ist. Ich weiss ja noch nicht einmal was ich hier mache. Es würde mich auch nicht kümmern, wenn ich hier und jetzt erfrieren würde. Dann müsste ich nicht noch lange leiden.

"Du sagst es. Lebwohl, Taylor.", Ben dreht sich um und verschwindet. In seinem Auto fährt er weg und so wie ich mich im Moment fühle werde ich ihn hier nicht mehr so schnell wieder sehen.

***

So, nach langer Zeit melde ich mich wieder einmal. Hoffentlich habe ich euch nicht allzu lange warten lassen. Trotzdem müsst ihr euch weiterhin gedulden, denn ich komme zurzeit kaum, oder besser gesagt gar nicht zum schreiben 😔

Ich wünsche euch trotz allem eine wunderschöne Woche und bis zum nächsten Kapitel 😘

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt