Cancer 🎈

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Das Leben ist nicht immer leicht. 

Bei jedem gibt es Höhen und Tiefen. 

Aber im Grossen und Ganzen, kann ich nicht behaupten, dass mein Leben schlecht war. Klar, dass ich an Leukämie erkrankte war nicht gerade mein Traum. Aber es ist nun mal geschehen. Es hat viele Probleme verursacht, aber ohne diese Krankheit, wären auch viele tolle Sache nicht geschehen. Zum einen wäre ich Parker nie so nahegekommen und hätte nie bemerkt, was für ein toller Mensch er ist. Auch die Freundschaft zu meinen engsten Freunden hat sich gestärkt. Laurel und ich sind nicht mehr auf dem Kriegsfuss. Mein Vater wäre nicht nach Hause gekommen. Ich hätte mich vermutlich Jo nicht so Nahe gefühlt. Ich hätte nie realisiert, dass das zwischen Ben und mir nur ein Märchen war und nichts Reales. So viel ist im letzten Jahr geschehen. So viele kostbare Momente. Ich habe in meinem Leben einiges Erreicht und bereuen tue ich nichts. Rein gar NICHTS! 

Das ist mir in den letzten Tagen erst richtig klar geworden. Als es mit mir immer weiter bergab ging. Kein einziges Medikament half. Keine Therapie konnte was bewirken. Egal wie sehr ich gekämpft habe. Egal wie zuversichtlich ich war. Es half nichts. 

Jetzt liege ich hier. Allein. In einem Krankenbett welches ich seit Monaten nicht mehr richtig verlassen habe und denke an die Worte von meinen Liebsten, die ich immer wieder unter Tränen zu hören bekam:

Layla: "Ich will dich nicht verlieren! Du bist doch meine beste Freundin!" 

Dad: "Du bist meine kleine Prinzessin und das wirst du für immer bleiben." 

Ben: "Du wirst für immer einen ganz besonderen Platz in meinem Herzen haben. Wir haben so viel zusammen erlebt was mir so viel bedeutet hat, das werde ich niemals vergessen." 

Laurel: "Ich habe dich völlig falsch eingeschätzt. Du bist so viel mehr als eine verwöhnte Prinzessin." 

Julia: "Lass mich bitte nicht allein! Ich brauche doch meine Schwester." 

Parker: "Schade, habe ich dich nicht schon früher in diesen Augen gesehen wie ich dich heute sehe. Du bist so ein wunderbarer und schöner Mensch." 

Und dann kam Mam in mein Zimmer. Ich bekam kaum meine Augen auf. Sie nahm meine Hand und strich mir die Haare hinters Ohr: "Spätzchen. Du hast alles immer richtig gemacht. Seit deiner Geburt an hast du gestrahlt. Es tut mir weh dich so leiden zu sehen. Keine Mutter dürfte diese Erfahrung durchleben. Taylor, Schatz, du bist und bleibst meine Tochter. Du gabst mir Gründe glücklich zu sein und das einzige was ich jetzt noch will ist dich glücklich zu sehen. Ich wünschte ich könnte dich von deinen Schmerzen befreien, nach Hause nehmen und ein Festmahl für alle zubereiten und auf deine Gesundheit anzustossen. Doch es ist schwer. Die Gefahr die eigene Tochter zu verlieren will niemand. Erst recht nicht wenn es um eine so grandiose Tochter handelt wie bei dir. Doch eines möchte ich dir noch gesagt haben, Spatz. Ich liebe dich, doch es ist Okay. Es ist okay wenn du gehen willst. Es ist okay, wenn du die Schmerzen nicht mehr erträgst. Es ist okay, los zu lassen. Ich kenne niemand der stärker ist als du. Du hast unglaubliche Stärke gezeigt. Das letzte Jahr war Turbulenz, aufregend, dramatisch und mit so viel Liebe geprägt. Egal wie katastrophal die Situation gerade ausgesehen hat, du hast das Beste daraus gemacht und dein Lachen niemals verloren. Und obwohl dein Leben so kurz war, hast du mehr gelebt als die meisten es je erleben werden. Deshalb sag ich dir: Es ist okay!"

Mir kullert ebenfalls eine Träne runter. Aber das waren auch die letzten Worte die ich gehört habe. Mam's Worte drangen in mich hinein. Sie lösten den Schmerz in mir. Plötzlich wurde alles um mich herum so hell und leicht. Ich lag nicht mehr in dem sterilen Krankenbett, sondern auf einer grünen saftigen Wiese mit wunderschönen Blumen die fantastisch duften. Ich stehe auf und sehe an mir runter. Mein Krankenhauskittel hat sich gegen ein luftiges weisses Kleid getauscht und Barfuss und einem Blumenkranz auf dem Kopf mache ich ein paar Schritte. Es fühlt sich so gut an. Ich fühl mich so frei und spüre gar keine Schmerzen mehr. Ich strahle von einem Ohr zum anderen und sehe in Richtung Sonne. Sogar das tief einatmen fühlt sich fantastisch an. 

"Taylor!"

Schnell drehe ich mich um meine eigene Achse. Irgendjemand hat doch gerade nach mir gerufen? Doch weit und breit ist niemand zu sehen. Doch dann sehe ich eine männliche Silhouette auf mich zukommen. Langsam laufe ich ihr entgegen bis ich das Gesicht erkennen kann. Glücksgefühl breitet sich in mir aus. Wir strahlen uns entgegen. Dicht vor einander bleiben wir stehen. 

"Jo?" 

"Hi, Schwesterherz." 

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