Kapitel 67 🎈

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Arm in Arm wollen Lay und ich das Schulgelände verlassen, doch auf dem Schulhof ist einiges los. Zuerst können wir nicht genau erkennen was da abgeht. Wir sehen nur ein Haufen von Menschen die irgendjemanden zujubeln. Bis ich realisiere, dass sich da zwei prügeln, braucht es schon mehrere Blicke.

„Kannst du erkennen, wer sich da prügelt?", fragt auch schon Layla, die wie ich das Geschehnis beobachtet. Erkennen tue ich nichts, aber mein Bauch sagt mir nichts Gutes. Und mein Bauch hat immer recht. Langsam gehen wir näher, da kommt schon Kira und Annabelle auf uns zu: „Taylor, schnell! Tu was!", schreit Annabelle und Kira erklärt: „Es ist Jo!"

Jo? Wieso zum Teufel schlägt er sich mit jemandem?

Ich löse mich von Layla und dränge mich in das Getümmel. Ich stoße einen Zuschauer nach dem anderen zur Seite bis Jo und Kyle vor meinen Stiefeletten landen. Zeit um unter Schock zu stehen habe ich jetzt nicht. Die beide machen sich fertig! Warum tut den hier niemand was? Die bringen sich ja noch um!

Es liegt wohl alles an mir. „Jo! Jo, hör sofort auf damit!", beginne ich zu schreien: „Jo! Bitte."

Ich reiße an seinem harten Oberarm um ihn davon abzuhalten. Doch es dauert nicht lange fliege ich selbst hinten raus. Aua. Warum hören die denn bitte nicht auf? „Jooo!?!"

Ich versuche es noch einmal. Dieses Mal versuche ich die beiden an ihrer Brust auseinander zu drücken.

Und nur so nebenbei bemerkt sind, trotz meinen Absätzen, beide mehr als einen Kopf grösser als ich und der Umfang deren Armmuskeln ist locker so groß wie der meines Kopfes. Der von Jo jedenfalls sicher. Die von Kyle sind nicht so groß, aber dennoch ziemlich groß. Ich bin hier ja fast Selbstmord gefährdet. Denn wieder werde ich weggeschubst und fliege erneut zu Boden. Ich ernte eine kleine Schürfwunde am Ellbogen die höllisch brennt.

Ich weiß nicht, ob ich nochmals einen Versuch wagen soll oder nicht. Denn irgendetwas muss geschehen! Aber diese Entscheidung wird mir zum Glück abgenommen, als sich Parker durch die Menschen drängelt und ohne zu zögern beiden eine Verpasst: „Hört jetzt auf damit! Ihr beide!"

Endlich hören sie zu und gehen auseinander. Wurde aber auch Zeit. „Was soll das?", entsetzt starrt Parker die beiden an. Die Leute um uns sind jetzt auch plötzlich ruhig. Keine Ahnung wie Parker das geschafft hat, aber ich danke ihm dafür. Er soll bloß nicht aufhören. Wütend wendet er sich an Kyle: „Du! Verschwinde! Na los!"

Obwohl Kyle und Parker früher Freunde waren und das nicht so gut geendet hat, hört er auf ihn und verschwindet mit seinen Jungs. Vielleicht hatte er auch einfach keine Kraft mehr sich zu schlagen und ist froh, ist Parker aufgetaucht bevor er verlor. Aber er ist mir so was von egal. Ich bin schließlich die, die immer noch am Boden liegt.

Parker ruft nun den Leuten zu: „Ihr auch. Verschwindet! Hier gibt es nichts mehr zu sehen." und ohne viele Widerworte verschwinden sie. Nur Jo, der eigentlich auch gehen wollte, hält Parker zurück: „Warte, du nicht. Hilf zuerst deiner Schwester hoch, dann musst du uns erklären was das sollte!"

Jo blutet aus der Nase und hat viele Schrammen und Wunden am ganzen Körper. Bückt sich aber leicht und zieht mich hoch: „Danke."

„Sag nicht danke. Was fällt dir eigentlich ein, dich überhaupt einmischen zu wollen? Ich habe gesagt, du sollst dich von mir fernhalten. Ich brauche keine kleine Schwester, die auf mich aufpasst. Ich brauche gar niemanden! Lasst mich einfach alle in Ruhe!", sagt er wütend und geht weg. Jetzt versucht noch nicht einmal mehr Parker ihn aufzuhalten. Wir lassen ihn einfach alle gehen. Soll er doch, wenn er sein riesen Ego beruhigen muss.

Wollten doch nur helfen.

Ich sehe ihm noch nach, wie er vom Schulgelände verschwindet und plötzlich fühle ich mich allein gelassen. Obwohl Parker und die Mädchen noch hinter mir stehen.

„Du blutest.", stellt Parker fest, als er sich mein Ellbogen ansieht. Doch Schmerzen spüre ich dort nicht. Ich weiß nicht was mit mir los ist, eigentlich mag ich Jo gar nicht so sehr, dennoch verletzt es mich, wenn er mich einfach so stehen lässt. Und wenn wir schon unter einem Dach leben müssen, könnten wir uns doch wenigstens verstehen. Warum ist er denn so voreingenommen, egoistisch und stur? Und all die anderen Worte die mir gerade nicht einfallen. Er gibt sich selber ja noch nicht einmal eine Chance.

Ich starre immer noch ins Leere, als mich jemand zu sich umdreht und in seine Arme schließt. Bens altbekannter Geruch steigt in meine Nase und Sicherheit breitet sich in mir aus. Er hat vermutlich dieses ganze Drama verpasst, da er erst jetzt auftaucht. Aber er ist hier. Doch wenn ich an seiner Brust vorbeisehe, sehe ich Parker.

Sein besorgter Blick hat sich gewannt zu einer enttäuschten Eifersucht. Wir alle wissen, dass ich mich nicht für Ben entschieden habe, aber das ändert nichts an der Tastache, dass ich mehrere Jahre mit ihm zusammen war und ihn wirklich geliebt habe. Solche Gefühle können nicht einfach verschwinden. Aber man kann Gefühle dazu entwickeln, welche anderen gegenüber. Wie zum Beispiel Parker. Ich würde lügen wenn ich behaupten würde, nichts für ihn zu empfinden. Er hat mir in letzter Zeit so viel geholfen und ist immer an meiner Seite gestanden, da kann ich nicht keine Gefühle für ihn haben! Auch wenn nur auf Freundschaftlicher Basis.

Und wenn ich auf die andere Seite schaue, blicke ich zu den Mädels, Conner und Leon. Die ebenfalls alle samt nicht gerade glücklich wirken. Das ist ja beinahe gleich wie bei einer Trauerfeier. Nur weil mein Pflegebruder mich sitzen gelassen hat? Das können wir besser.

Ich löse mich aus Bens Armen und stemme meine Fäuste in die Taille: „So, Schluss jetzt! Jetzt wird wieder gelacht. Wann haben wir alle zusammen das letzte Mal was Gemütliches unternommen?"

Alle sehen mich an und Layla spricht meine Gedanken fort: „Dunkin Donuts?"

Alle sind einverstanden, obwohl niemand gefragt wurde oder eine Wahl hat. Es müssen einfach alle mitkommen. Und so treffen wir uns alle zusammen ein paar Minuten später in dem Laden und gönnen uns einen riesen Milkshake mit Sahne und Streusel und jeweils noch einen großen gefüllten Donut zum vernaschen. Und schon fühlt sich das Leben ein kleines Stück besser an.

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