Kapitel 88 🎈

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„Wenn rauskommt, wer das war, der Laurel das angetan hat, wird die Konsequenzen dafür tragen müssen. Das kann auch heißen, dass diese Person nicht am Schulmusical mitspielen darf. Da sehe ich keine Gnade. Also wenn irgendjemand etwas weiß, sagt derjenige mir bitte sofort Bescheid! Habt ihr gehört?", paukt Miss Monroe uns vor.

So ist das jetzt also, auch wenn man Tod krank auf der Krankenstation liegt, muss man zur Probe, färbt man aber jemanden die Haare, wird man Suspendiert. Soll man diese Schule mal verstehen.

Aber Layla hat Gott sei Dank keine Spuren hinterlassen und außer uns zwei weiß es niemand, noch nicht einmal Ben oder Leon. Wir dürfen bloß keine Aufmerksamkeit auf uns ziehen oder uns verplappern. Aber ich bin doch so furchtbar schlecht in sowas.

Nach dieser Stammpauke ist Miss Monroe übel aufgelegt und nimmt uns furchtbar hart dran. Bis auf eine Stunde Mittagspause probten wir bis spät in den Nachmittag. Danach war ich fix und fertig. Das einzige wozu ich noch fähig war, war in mein Bett zu liegen und zu schlafen. Das Abendessen schwänzte ich. Ich schlief einfach durch bis am nächsten Morgen Miss Monroe mich wieder weckte: „Alé hopp! Raus aus den Federn! Ein neuer Tag bedeutet eine neue Chance euch zu beweisen, dass ihr über Nacht endlich den Text besser beherrschen könnt. Also los geht's!" Und schon schließt sie wieder die Tür hinter sich.

Ich fühle mich gerade wie Dornröschen welche unsanft von der bösen Fee geweckt wurde. Was keinen Sinn ergibt, denn Maleficent wollte ja, dass sie 100 Jahre schläft aber trotzdem.

Auf einen kurzen Blick auf die Uhr stelle ich klar, dass ich gerade mehr als 12 Stunden am Stück geschlafen habe. Also sollte ich gar nicht mehr müde sein. Ich stoße meine Bettdecke weg und setze mich auf. Mit schweren Schritten bewege ich mich zum Fenster und ziehe die Vorhänge auf und lasse die frischen Sonnenstrahlen das Zimmer erhellen.

Klingt eigentlich schön, es blendet aber nicht nur mich, sondern löst auch ein Murren unter der Bettdecke von Laurel aus. Stimmt, die gibt es ja auch noch.

Sie und ihre undefinierbaren Geräusche die sie von sich gibt ignoriere ich gekonnt und verschwinde ins Bad. Nach der Dusche fühle ich mich schon viel wacher und fühle mich als könnte ich die Welt erobern. Aber sobald ich das Bad verlasse und Laurel sich an mir vorbeizwängt, verliere ich die Motivation die Welt beherrschen zu wollen.

Was möchte ich den auch mir einer Welt die voller Idioten ist. Dann lieber einen Keks.

Laurels Haare sind übrigens nicht mehr grün, sondern blond, aber viel heller als mein Blond. Es grenzt fast schon an weiß. Aber irgendwie passt es zu ihr. Leider hat die neue Frisur nichts an ihrer Persönlichkeit geändert und sie ist noch die selbe Bitch wie zuvor.

Ich nehme meine Medikamente hervor und spüle sie hinunter. Das mache ich auch schon ganz automatisch. Kaum vorstellbar, dass ich früher nie Tabletten schlucken konnte. Noch nicht einmal die ganz kleinen. Selbst ich mache Fortschritte.

Immer positiv denken.

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„Na, wer bin ich?", fragt eindeutig Ben hinter mir und hält mir die Augen zu.

Ich tue so, als würde ich nachdenken: „mmmmh... lass mich raten. Nadia?"

„Dein ernst? Nadia ist erstens Russin und zweitens weiblich! Ich gebe dir einen Tipp: ich bin beides weder noch, dafür habe ich starke Muskeln, sehe gut aus und bin unglaublich liebenswert.", meint er von sich selbst überzeugt. Sein Ego kann man auch nicht mehr stoppen: „Und selbstverliebt!"

Ich lasse mich von Ben ein paar Schritte nach vorne führen, da wir gerade für unser Frühstück anstehen.

„Autsch!", sagt Ben spielerisch: „Selbstverliebt? Ich? Würde ich, wenn ich so selbstverliebt wäre, dir Frühstück von einer richtigen Bäckerei kaufen?" Erst jetzt lässt er meine Augen frei und ich erblicke eine Tüte auf dem Tresen, die er mir darauffolgend in die Hände drückt: „Nur für dich!"

„Ben? Das wäre doch nicht nötig gewesen.", ich weiß gar nicht wie ich ihm danken soll.

„Schon gut. Du musst mir nur versprechen das wir uns nie entfremden werden.", meint er ernst. Doch ich weiß nicht auf was er hinauswill: „Wie kommst du denn auf so was? Ich erwarte sogar das du zu meiner Beerdigung kommen musst und Layla tröstest."

„Wer sagt denn, dass du zuerst stirbst? Aber wenn ich vor dir sterbe musst du Leon trösten und ihm die Taschentücher reichen! Versprochen?", scherzt er und streckt sein kleiner Finger mir entgegen. Ohne Hintergedanken greife ich sein Finger mit meinem kleinen: „Versprochen! Ich gebe dir sogar die Erlaubnis auf meiner Beerdigung zu weinen. Ich möchte nicht, dass du den Schmerz in dich hineinfrisst, dir Vorwürfe machst und den harten Kerl raushängen lässt. Auch wenn ich dann tot bin, werde ich in euren Herzen weiterleben und jede Sekunde über euch wachen. Ihr solltet weiterhin glücklich weiterleben und euch von nichts scheuen. Das Leben kann so schön sein, wenn man es zulässt. Vergiss das bitte nie!"

„Wow, du redest so, als ob du morgen sterben wirst. Hattest du auch so einen verrückten Traum wie ich der zu real rüberkam und dich an unserem Leben zweifeln lässt?"

Ou, ich bin wohl zu fest abgeschweift. Ich sollte meine Emotionsausbrüche besser unter Kontrolle kriegen: „Wieso? Hast du deswegen mir diese Frage gestellt?"

„Ja.", er atmet schwer aus: „Aber jetzt brauche ich ja keine Angst mehr zu haben, denn ich weiß du wirst auch noch in fünfzig Jahren noch an meiner Seite stehen."

Gewissen? Warum wirst du denn jetzt so schwarz? Ich muss doch deswegen kein schlechtes Gewissen haben? Oder doch? Ist es wirklich lügen, wenn man nur die Wahrheit verschweigt? Wieso tut er mir denn jetzt so leid? Er hat mir sogar Frühstück gebracht und ich kann ihm noch nicht einmal die Wahrheit sagen. Ich bin ein schlechter Mensch. Ganz klar. Ich hasse mich selber.

„Ist doch so, Taylor?", fragt er nach, da mein Gesicht anscheinend etwas anders gesagt hat. Schnell lege ich wieder ein Lächeln auf die Lippen: „Klar doch. Wir sind wie Jing und Jang."

Schnell strecke ich ihm noch die Faust entgegen, auf die er lachend einschlägt.

Jetzt steht es offiziell fest: Mein Leben habe ich alles andere als im Griff.

Ich meine, eine Faust? Ich mache nie die Ghettofaust. Ich versuche diese peinliche Panne jetzt einfach schnell zu vergessen und esse mein leckeres Frühstück.

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt