Kapitel 55 🎈

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"Ich denke, der Unterricht beginnt jetzt dann bald wieder und ich möchte auf keinen Fall zuspät kommen. Können wir später weiter reden?"

"Dein Ernst? Ich habe gerade vor der ganzen Schule für dich gesungen und du sagst, dass du in den Unterricht musst?", er betrachtet mich mit einem dein-ernst-Blick. Aber etwas besseres ist mir wirklich nicht eingefallen. Ausserdem beginnt der Unterricht erst in mehr als fünfzehn Minuten.

„Hat es dir nicht gefallen?"

„Doch. Sogar sehr. Wirklich. Aber ich dachte, wir wären nur Freunde.", erkläre ich ihm, damit auch er mir folgen kann. Aber wieso habe ich denn jetzt so ein schlechtes Gewissen? Aber sagen, dass ich das selbe empfinde wäre doch gelogen? Jedenfalls habe ich es nie so betrachtet. Und wenn ich einmal falsche Zeichen geschickt habe, war es nicht mit Absicht. Ich weiss nicht, was ich jetzt tun muss.

Er betrachtet mich und dringt durch meine Augen in meinen Kopf: „Ja aber... könntest du dir denn nicht mehr vorstellen? Schluss machen können wir ja immer noch."

„Wirklich? So siehst du das?", überrascht auf seine Aussage blicke ich ihn fragend an. Doch er antwortet mit Verständnis: „Denk wenigstens bitte darüber nach. Und wenn deine Antwort dann immer noch nein lautet, vergessen wir das ganze Drama und sind einfach wieder nur Freunde. Deal?"

So einen verrückten Deal habe ich noch nie gehört. Klingt aber fair. Also willige ich ein.

Und wenn ich das jetzt richtig schlussfolgere, werde ich irgendjemand veletzen müssen. Sei es Ben oder Parker. Als hätte ich nicht schon genug Probleme.

Layla zieht mich hinein ins Schulgebäude. Mein Kopf ist gerade so voll, dass ich keinen Platz mehr übrig habe darüber nachzudenken wie man geht. Deswegen hat mir Gott eine so tolle beste Freundin gegeben.

Ich frage mich wo Ben ist. Nach Parkers kleinem Auftritt habe ich ihn nicht mehr gesehen. Kein Wunder. Er hasst ihn jetzt bestimmt nur noch mehr. Aber wenn ich mich für Ben entscheiden würde, würde ich Parker das Herz brechen und sein Leben zerstören. Ich bin die erste, die er als erstes richtig an sich ran gelassen hat. Klar früher war er ein Idiot, aber der Tumor hat ihm anscheinend klar gemacht, dass das Leben mehr bieten kann und dass das beliebt sein nicht alles im Leben ist, wenn niemand da ist mit dem man es teilen kann.

Und Ben war meine erste grosse Liebe.

Ich bin mir jetzt nicht sicher, ob das ein pro oder ein Kontra ist, aber ein Punkt ist es sicher.

Das ist gemein. Wieso muss sowas mir passieren?

Nach der Schule warte ich auf meinen Dad, der gesagt hat, er würde mich abholen kommen mit einer Überraschung die mich gerade überhaupt nicht mehr interessiert. Lieber würde ich heim laufen. Bei dem ich schon kurz davor stehe, denn schon nach zwei nicht entgegengenommenen Anrufe an meinen lieben Vater ist er immer noch nicht hier. Hat er mich etwa vergessen?

Traurig sitze ich am Strassenrand und versuche vergeblich meine Gedanken zu sortieren. Warum kommt denn Dad nicht? Ich möchte nach Hause in mein gewohntes Umfeld bei dem niemand möchte, dass ich mich für jemanden entscheiden muss.

Endlich hält ein Auto vor mir und drückt auf die Hube um mich darauf aufmerksam zu machen. Mein erster Gedanke ist natürlich Dad, der es doch noch geschafft hat. Doch es ist nicht Dad. Sondern Ben: „Hey, was ist los? Auf wen wartest du?"

Mit einem grossen Säuftzen antworte ich ihm: „Mein Dad hat gesagt, er würde mich abholen. Hat wahrscheinlich die Zeit vergessen."

„Komm, steig ein! Ich fahre dich nach Hause.", mit einem Kopfnicken gibt er mir das Zeichen einzusteigen. Ich bin schon lange nicht mehr bei ihm mitgefahren. Und da mein Dad wahrscheinlich sowieso nicht mehr kommt, steige ich halt ein: „Danke."

„Schon okay, tue ich gern."

„Was machst du eigentlich noch hier?"

„Hatte noch Training."

Und das war dann auch unsere Unterhaltung für die Fahrt über. Sie war nett, aber nicht gross. Die restliche Zeit schwiegen wir uns an. Und genau vor unserer Tür liess er mich raus. So wie früher auch immer. Ich bedanke mich und gehe dann auch schon rein. So viel Zeit bleibt mir jetzt auch wieder nicht mehr, da in einer Stunde schon 17:00 Uhr ist und da heute Freitag ist, habe ich da ein ganz wichtiger Termin. Obwohl, dort werde ich Parker wieder sehen. Vielleicht gehe ich ja doch nicht.

Unsere beiden Autos stehen an ihren gewohnten Plätzen, worauf ich deuten kann, dass meine Eltern zuhause sein müssten. Ich werde Dad schon meine Meinung geigen wenn ich ihn sehe. Ich schliesse die Tür auf und schreie in das Haus hinein: „Bin da! Ihr braucht mich nicht mehr zu holen."

Mit schweren Beinen trotte ich in mein Zimmer nach oben. Völlig fertig kicke ich die angelehnte Tür auf und gehe hinein. Doch voller Schreck bleibe ich stehen: „Wer bist du und was machst du in meinem Zimmer?"

Ein grosser Typ steht im Muskelshirt da und betrachtet meine Pinwand auf der ich viele Poloroids angepinnt habe. Was macht der da? Wie ist er überhaupt hier hinein gekommen?

„Du bist also Taylor?"

„Woher kennst du mich? Wer bist du?"

„Wozu ist das wichtig?", er gibt sich cool, klappt bei mir aber nicht: „Weil du in meinem Zimmer stehst und meine Fotos betrachtest in meinem Haus. Sag mir wer du bist und was du hier tust, sonst schreie ich."

Er lacht. Wieso lacht dieser Idiot? „Du bist süss."

„Ich bin nicht süss! Sag mir endlich wer du bist!"

Lachend pinnt er das Foto zurück und ergreift ein anderes: „Ist dieser Lauch dein Freund?"

„Häng das sofort wieder zurück!", befehle ich ihm und reisse das Foto mit Ben und mir, bei dem er seine Arme um mich geschlungen hat, ihm fast aus der Hand. Okay, ich versuche es, aber er hält es mir hoch, so, dass ich nicht hoch komme: „Gib es mir sofort wieder zurück!"

„Süss. Deine Eltern mögen ihn bestimmt. Auch sonst scheinst du die perfekte Tochter zu sein."

„Lass das! Verschwinde!"

„Sonst was?"

„Dadddddddyyyyyyyyyyyy!"

CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt