Kapitel 98 🎈

68 6 1
                                    

Händchenhaltend begleitet Parker mich zur Schule direkt hinter die Bühne. Es dauert nicht lange bis Layla und Laurel uns entdecken. Sofort weiten beide ihre Augen und kommen auf uns zu: „Ich wusste es doch! Ich wusste das ihr es irgendwann einseht wie cute ihr zusammen aussieht!", quiekt Lay und Laurel meint: „Ich habe schon immer gesagt, sie und Ben sind langweilig, Taylor und Parker, das ist das absolut Traumpaar schlecht hin."

„Wirklich? Habt ihr?"

„Nein, eigentlich nicht. Hätte ich aber wenn ich dich nicht ganz so ohne Grund abscheulich gefunden hätte.", korrigiert sich Laurel, die seit dem Lager auf beste Freundin macht, und Layla quiekt weiter: „Also ich fand dich nie abscheulich, ich war immer ein Fan von euch! Aber seit wann? Und wieso hast du mir nichts gesagt?"

Leicht nervös muss ich lachen: „Es ist noch ganz frisch. Erst seit zwei Stunden..."

„Und 18 Minuten", fügt Parker hinzu und legt dabei seinen Arm um meine Schultern. Aber um noch einen drauf zu setzen sehe ich auf meine Uhr und rechne: „... und 36 Sekunden!"

Um ehrlich zu sein habe ich keine Ahnung. Schliesslich hatte ich dort keine Zeit gefunden auf die Uhr zu sehen, ich wollte unseren Kuss geniessen. Wie auch jetzt. Parker beugt sich leicht zu mir runter und ich zu ihm hoch bis sich unsere Lippen berühren. Dabei murmelt er: „Ich liebe dich, Taylor Claywell!"

„Ich dich auch, Parker Davis!"

Dann verabschiedet er sich nochmals mit einem Kuss auf die Stirn, schliesslich bin ich ja jetzt wieder gut aufgehoben. Aber er versichert mir, dass er später, wenn die Aufführung startet, er in der ersten Reihe sitzt und mir am lautesten zujubelt.

Lay und Laurel wollen alles wissen. Was ich ihnen in der Maske auch erzähle. Doch sie werden früher als ich hinausgerufen, weil irgendwas mit dem Bühnenbild nicht stimmt. Ich grinse aber weiter. Eigentlich sollte ich doch nervös sein oder über die Premiere in einer Stunde nachdenken. Stattdessen denke ich nur an Parker.

Wie konnte ich nur so blind sein und es nicht schon früher einsehen? Wenigstens habe ich es noch gesehen, bevor es zu spät ist.

Ich grinse gerade in den Spiegel vor mir, als ich hinten im Ecken Ben stehen sehe. Ihm wird gerade das Mikrofon auf dem Rücken montiert, als er ebenfalls zu mir rüber guckt. Sofort schwindet mein Grinsen. Soweit habe ich jetzt nicht gedacht. Was sage ich jetzt zu ihm? Wie wird er es aufnehmen? Möchte er überhaupt noch mit mir auf die Bühne?

In dem Moment ist der Techniker fertig und lasst ihn allein und er kommt ohne zu zögern auf mich zu und nimmt den Platz neben mir ein: „Hey."

Dieses 'hey' sagt er in einem Ton, der nicht zu deuten ist. Ist er glücklich? Wütend? Enttäuscht? Weiss er es überhaupt schon?

„Hey", antworte ich mit einem kleinen, schmalen, unschuldigen lächeln. Das ist am sichersten.

Er betrachtet mich, bis er das Schweigen bricht: „Ich habe dich und Parker vorher gesehen. Ihr saht unglaublich glücklich aus.", er macht eine kleine Pause: „Ich wünsche euch das Beste. Du hast es verdient glücklich zu sein, wenn du mir versprichst, meine beste Freundin zu werden!", er hält mir mit einem Grinsen im Gesicht seinen kleinen Finger hin.

„Du hast keine Ahnung was mir diese Worte gerade beutet haben. Aber bist du sicher das diese Entscheidung dich auch glücklich macht?", mir kommen fast die Tränen vor Glück. Und mit einem Lachen bestätigt er seine Aussage: „Wir haben es versucht, wir sind gescheitert. Es ist Zeit aufzustehen und weiter zu machen. Aber eins ist klar, dich voll und ganz verlieren kann ich nicht."

Ich ergreife seinen kleinen Finger mit meinem Kleinsten: „Auf unsere Freundschaft?"

„Auf unser Glück!", verbessert er mich.

Ich kann mich gerade nicht daran erinnern, wenn ich das letzte Mal so glücklich war. Ich versuche gerade wirklich meine Freudentränen zu verdrängen weil ich gerade so wunderschön geschminkt wurde.

„Ich mag dich Tayli, aber weinen musst du trotzdem nicht.", lacht Ben mich zum Schluss noch aus und steht auch schon wieder auf.

Hinter mir ist das absolute Chaos, welches ich komplett ausblende. Ich betrachte mich im Spiegel und fühle mich voll und ganz glücklich. Es gibt gerade nichts, was mich jetzt noch aufhalten könnte.

Wenig später stehe ich zwischen meinen Freunden und starren auf einen monitor, der uns das Publikum zeigt. Später wird dort unser Schauspiel gezeigt, dass die mit dem Bühnenbild und Techniker es einfacher haben. Aber jetzt ist es super praktisch, dass wir sehen können wer schon da ist.

In der vordersten Reihe sitzt wie angekündigt Parker zwischen Julia und Jesse. Dabei noch meine Eltern und... oh my gosh... ich könnte schreien vor Glück... Grammy und Gramps! Ich wusste nicht, dass sie schon so früh kommen. Ich werde von Sekunde zu Sekunde glücklicher. Bis mir jemand auf die Schulter tippt: „Taylor, da ist so ein Mann der dringend zu dir möchte. Er ist nicht abzuwimmeln."

Jetzt bin ich verwirrt. Es sitzen doch alle im Publikum. Ich folge ihr und sehe beim Ausgang Dr. Carter: „Hey, ich dachte, sie hassen Musicals?

„Da bist du ja endlich. Ich versuche dich schon den ganzen Tag zu erreichen.", er sieht nicht mal annähernd so glücklich aus wie ich: „Wieso? Was ist denn los?"

Ich gehe mit ihm hinter die Tür, um zu vermeiden das jemand vor lauter Nervosität in uns hinein rennt.

„Dein Blut ist aus dem Labor gekommen. Wir müssen so schnell wie möglich mit der Chemo starten. Am besten jetzt gleich oder noch besser, als ich dich zum ersten Mal angerufen habe."

Boom.

Nein! Ich... ich...: „Ich. Kann. Nicht. Jedenfalls nicht jetzt. In ein paar Minuten muss ich auf die Bühne!"

„Wir haben sowieso schon zu lange gewartet, Taylor."

„Ja dann kommt jetzt eine Stunde mehr oder weniger auch nicht mehr drauf an."

„Taylor?"

„Was? Es geht hier immer noch um mein Leben! Und ich fühle mich gut, wenn nicht sogar noch besser. Ich kann jetzt nicht mitkommen. Ich gehe jetzt auf die Bühne und sie können nichts dagegen unternehmen!"

„Du könntest sterben!"

„Ich fühle mich aber nicht so!", schreie ich schon beinahe. Ich erschrecke selbst fast ab diesem Kommentar.

Jetzt sind wir beide Sprachlos.

Doch es dauert nicht lang öffnet jemand die Tür: „Taylor, wir brauchen dich!"

„Ich komme.", sage ich knapp und sehe kurz zu Dr. Carter.

„Bist du dir wirklich sicher?"

„Bin ich.", und mit diesen Worten lasse ich Dr. Carter stehen und gehe wieder zurück hinter die Bühne.

Hals und Beinbruch.


CancerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt