Kapitel 61 🎈

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Langsam öffne ich meine Augen, welche von einem grellen Licht geblendet werden. Das erste was ich erkennen kann ist ein Gesicht welches mir nur zu bekannt vorkommt: „Bin ich tot?"

„Nein. Zum Glück nicht.", er lächelt mich an und lässt dabei mein Herz schmelzen. Er sitzt am Bettrand und streichelt durch mein kühles Haar: „Was machst du nur für Sachen? Als ich hörte, dass dich ein Krankenwagen mit Horn und Blaulicht hierher transportieren musste, bin ich so schnell gekommen wie ich konnte."

„Bist du denn nicht böse?"

„Du solltest mich besser kennen. Ich kann gar nicht böse auf dich werden."

„Trotzdem tut es mir leid."

Ben schüttelt den Kopf: „Ist schon okay. Werde einfach wieder gesund."

Ich werde ihn nie verstehen. Wie kann ein Mensch nur so gutmütig sein?

An der Tür klopft es und eine tolle Freundin mit schwarzen Haaren kommt hinein: „Hey, na du? Wie geht es dir? Ich habe gerade den Geschenkeshop für dich geplündert, hoffentlich kannst du was damit anfangen. Aber mit den Pralinen solltest du dich beeilen, Conner hat sie nämlich schon in die Finger gekriegt." Wir alle müssen Lachen: „Schon okay, er soll mir einfach die mit Caramel aufheben."

Ben streichelt mich nochmals kurz über die Schulter: „Ich sags ihm. Aber jetzt lasse ich euch zwei kurz alleine." Er verabschiedet sich mit einem kleinen Küsschen auf die Stirn und verschwindet dann auch schon wieder. Okay, ich weiss gar nicht wie lange er hier war. Ich weiss auch nicht wie lange ich weg war. Was ist überhaupt passiert?

Nun setzt sich Layla auf die Bettkante. Besser gesagt springt sie auf die Bettkante fast auf mich hinauf: „Kannst du dich überhaupt noch erinnern, was passiert ist?"

Leicht schüttle ich den Kopf. Aber ich bin mir auch nicht sicher, ob ich es wirklich wissen will. Dennoch beginnt mir Layla alles zu erzählen. Angefangen bei meinem Anfall...

🎈 Laylas Flashback 🎈

Ich redete, wie schon der ganze Abend lang, mit Max und lachten über irgendetwas, als ich vom Raum daneben schreie wahr nahm. Männliche Schreie. Hilfe Schreie. Parkers Schreie. Ich nahm Max an die Hand und zog ihn in die Richtung aus der die Schreie kamen. Zunächst war ich nicht sicher, ob die wirklich von Parker stammen, da ich eigentlich dachte, er wäre nicht hier, aber dann sah ich, wie jede Menge Leute sich um ihn versammelt haben und beobachteten, wie Taylor im sterben lag. Ich versetzte mich in einen Schockzustand. Meine beste Freundin lag da einfach an Boden mit einem Anfall.

Ihre Augen waren nach oben gedreht. Ihre Hände hatte sie wie ein Hund in der Männchen-Stellung. Ihr ganzer Körper zitterte. Und Parker schrie um Hilfe. Ich möchte helfen, aber ich weiss nicht wie. Ich weiss nicht, was ich tun soll. Ein Junge den ich nicht kenne, rufte plötzlich, dass der Krankenwagen unterwegs sei. Wenigstens etwas.

Es versammelten sich immer mehr Glotzer um sie. Und dann sackte ich ebenfalls zusammen. Ich flog vorne raus auf meine Knie neben sie. Langsam greifte ich nach ihrer Hand, die sie wahnsinnig angespannt hatte. Es schmertzte so sehr, ihr nicht in die Augen blicken zu können, denn dort wo früher ein strahlen war, ist jetzt nur noch dunkles nichts.

Ich betete. Ich betete zu Gott, er soll meine beste Freundin gesund machen. So darf sie nicht sterben.

Irgendwann traf dann der Krankenwagen ein. Sie behandelten sie so gut es ging. Parker war eine grosse Hilfe, da er viel über ihre Krankheit und die Medikamente wusste. Und ich hatte nur ein dämliches App. Ich wusste sonst gar nichts. Ausser das sie Leukämie hatte. Wäre Parker nicht gewesen, wäre sie jetzt bestimmt tot.

Ich bin eine furchtbare Freundin. Ich war noch nicht einmal bei ihr, als es passierte. Ich fühle mich furchtbar.

Dann kam plötzlich die Frage, wer begleitet sie ins Krankenhaus. Wir mussten uns schnell entscheiden. Entweder ich, ihre beste Freundin oder Parker. Zu Taylors bestem übergab ich Parker den einzigen Platz der noch frei war im Krankenwagen, da er ihr besser helfen konnte. Max fuhr mich dann aber ins Krankenhaus und Jo nahmen wir auch gleich mit. Ihn plagt sicher auch ein schlechtes Gewissen da er mitschuld hat.

Aber niemand konnte wissen, dass es so kommen würde. Ich hätte bei ihr sein sollen. Ich hätte besser auf sie aufpassen sollen. Max ist das nicht wert. Ich mag ihn und er ist toll, ja, aber nichts und niemand kann sich zwischen Taylor und mich stellen.

Sie wurde direkt in die Notaufnahme gebracht und behandelt. Wir setzten uns in das Wartezimmer und warteten. Irgendwann musste ich aber auch ihre Eltern anrufen. Sie müssen es wissen. Sie sind ihre Eltern.

Und es dauerte auch nicht lange bis sie eintrafen. Melissa war den Tränen Nahe. Auch Julia. Randy ist mehr verärgert. Er wollte unbedingt zu ihr und ihr helfen, aber alle Angestellten in diesem Krankenhaus hielten ihn davon ab, was ihn noch wütender machte. Irgendwie kann ich ihn ja auch verstehen.

Taylor hat den Tot nicht verdient!

Am nächsten Morgen werde ich sanft geweckt. Kaum fassbar das ich hier auf diesen Plastikstühlen schlafen konnte. Max ging nach Hause. Der Typ der mich geweckt hat war Ben. Ich war total überrascht ihn hier zu sehen. Er setzte sich neben mich und fragte, was los sei. Aber wieso wusste er überhaupt das wir hier sind? Mir war das nicht klar, bis sich Parker zu Wort meldete von seinem Stühlchen gegenüber: „Ich habe ihn angerufen."

Ich konnte nicht verstehen, wieso er dies Tat. Taylor sollte die sein, die ihm die Wahrheit erzählt. Doch dann erklärte Parker: „Taylor hat mich gestern in ihrem betrunken Zustand angerufen. Und als ich sie dann sah, war mir klar, dass sie nie mir gehören würde, sondern immer Gefühle für Ben haben wird. Ich habe sie in eine unverbindliche Lage gebracht und das tut mir leid. Ich hätte sie ihr Glück leben lassen sollen. Ich habe alles kompliziert gemacht und das tut mir leid."

Das hat natürlich Ben und mich total geflasht. Zuerst dachten wir beide, er würde uns verarschen. Aber es war sein ernst. Taylor gehört zu Ben.

🎈 Flashback Ende 🎈

„... Und jetzt sitze ich hier und erzähle alles, was du den letzten drei Wochen verpasst hast."

„Drei Wochen?", völlig geschockt setze ich mich auf. Lag ich drei Wochen im Koma?

Doch Layla beginnt zu lachen: „War ein Scherz. Das war erst gestern."

Puh. Hat der nie jemand gesagt, dass man jemanden nicht so erschrecken darf, der erst gerade aus der Narkose aufgewacht ist?

„Jedenfalls. Jetzt bist du wieder auf dem neustem Stand der Dinge über dich. Ruh dich jetzt noch ein bisschen aus, wir sehen uns später wieder.", auch sie geht wieder und lässt mich liegen. Das habe ich ja wieder toll hingekriegt. Hoffentlich war das mit dem Besuchern für heute.

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