Kapitel 79 🎈

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„Mann, Tay, kannst du nicht mit dem Krebsbonus kommen? Mia ist total langweilig und wir haben nichts gemeinsam. Und das Verhältnis zwischen Laurel und dir ist auch das pure Gegenteil von guter Freundschaft.", redet Layla auf mich ein, als wir die Treppen hoch gehen.

„Lay, das kann ich doch nicht bringen. Nicht, weil ich nicht will das irgendjemand die Wahrheit erfährt, sondern weil ich den Krebs nicht als Vorteil für etwas brauchen will. Das ist ja schon fast so, wenn man den Feind um einen Gefallen bitten müsste.", rede ich mich hinaus, wobei sie laut aufstöhnt: „Mann Taylor, wieso musst du nur so Gutmütig sein. Kein Mensch ist so. Du muss dein Leben in vollen Zügen geniessen und Risiken eingehen!"

„Dieses Risiko ist mir leider zu hoch. Sorry, aber ich werde es nicht tun."

"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du langweilig bist?", fragt mich Layla enttäuscht. Schon klar, sie hat sich diese Woche sicher anders vorgestellt, aber was soll man tun. Ich kann das nicht tun, auch wenn das bedeutet, dass ich langweilig bin. Und jetzt kommen auch schon die Jungs mit unseren Koffern: "Sind wir endlich da? Mal ganz im ernst, Mädels, was habt ihr eingepackt, dass euer Koffer so schwer ist?", jammert Leon und lässt Laylas und seinen Koffer fallen.

"Nur das nötigste.", rechtfertigt sich Layla obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das nötigste für sie eine vollkommen andere Definition ist als für viele Andere. Zum Beispiel würde sie niemals eine ganze Woche ohne ihr Haar Glätteisen verreisen oder nicht sicher zu sein, dass sie für alle 7000 Lebenssituationen die passieren könnten das perfekte Outfit bereit zu haben. Ich kenne meine Layla, sie hat jede Menge unnötige Sachen dabei.

Auch Leon verdreht nur seine Augen, was Layla nicht verstehen kann: "Was ist? Suchst du dein Gehirn?"

"Wie wäre es denn mit Danke Leon, dass du meinen 10 Tonnen schweren Koffer hier hoch gehievt hast?"

"Danke Leon.", antworte ich für Layla, denn sie ist gerade etwas genervt drauf und dann ist sie nicht im Stande etwas nettes zu sagen, auch wenn sie es gern möchte. Ich kenne sie wirklich besser als jeder andere. Manchmal sogar besser als mich selbst. Und nach dieser winzig kleinen Diskussion zwischen diesen beiden Dramaqueens meldet sich auch mal Ben zu Wort: "Kriege ich auch ein Danke?"

Ich muss schmunzeln: "Danke Ben. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich tun würde."

Gemeinsam gehen wir den Flur entlang und suchen unsere Zimmer. Laylas ist ziemlich nähe am Treppenhaus, Ben und Leons kommt auch schon bald, ausser meines muss natürlich ganz zuhinterst am Flur sein. Wie soll mich denn da jemand hören wenn ich um mein Leben schreie wenn Laurel mich töten will? Okay, ich muss ja nicht gleich vom schlimmsten ausgehen. Aber einen Notfallplan brauche ich trotzdem.

Ich schliesse das Zimmer auf und rolle meinen Koffer hinein. Als erstes werde ich von einem üblen riechenden Duft fast erschlagen, der eindeutig zeigt, dass hier schon länger nicht mehr durchgelüftet wurde. Schnell gehe ich zum Balkon und öffne dessen Türe. Luft! Wie gut das tut.

Und von hier aus hat man auch noch so eine tolle Aussicht... Auf eine Fassade eines alten Gebäudes. Ganz toll. Man kann richtig dabei zusehen wie die Farbe abblättert. Und mein eigentliches Zimmer sieht dabei auch nicht gleich viel besser aus. Es ist klein. Wirklich klein. Es besteht aus einem Raum mit beigen Wänden und einem dreckigen Teppich auf wessen zwei 90 Betten stehen. Neben jedem von denen steht noch ein kleines Tischchen welches nicht viel Ablagefläche bietet. Sonst hat es in diesem Zimmer nur noch eine Türe die zum Bad führt, bei dem die Wände schon zu schimmeln begonnen haben. Von der Toilette selbst möchte ich gar nicht erst sprechen. Eine so hinuntergekommene Bruchbude habe ich noch so nah erlebt und möchte an dieser Stelle alles zurücknehmen was ich jemals über Leons oder Conners Zimmer gesagt habe. Sie haben zwar nie aufgeräumt, aber so schlimm sah es dann schon nie aus.

"Iiiiiiiih, sag mir bitte nicht, dass ich in diesem Zimmer die ganze Woche aushalten muss?", erklingt Laurels angeekelte Stimme hinter mir. Ihr Blick sagt schon alles. Sie ist vielleicht zum ersten mal in meinem Leben der selben Meinung wie ich.

Mit ihren perfekten Manikürten Fingern sucht sie in ihrer Michael Kors Handtasche nach ihrem Desinfektionsmittel und beginnt damit herum zu spritzen.

"Glaubst du ernsthaft, dass bringt noch irgendwas?"

"Ich möchte nicht an einer Infektion sterben, da man mich in so einer Bruchbude abgeschoben hat."

Okay, ich sagt nichts mehr. Wenn sie will.

„Als ob es nicht schon schlimm genug wäre mit dir in einem Zimmer zu sein, muss es auch noch so stinken.", meint Laurel, und ich kann ihr versichern, dass ich genauso empfinde. Schlimmer hätte es wirklich nicht mehr kommen können. Und mit einer Nacht darüber schlafen wird sich auch nicht viel ändern, bis auf die übrigbleibende Zeit die wir hier gefangen sind.

Aber da klopft es an der Tür, welche auch sogleich geöffnet wird: „Wow, euer Zimmer ist ja genauso grausam wie unseres.", stellt Ben entsetzt fest.

Also da hätte unsere Schule doch etwas mehr springen lassen können, schliesslich machen wir das alle freiwillig.

„Aber ja, was ich eigentlich sagen wollte.", wechselt Ben das Thema: „Ich soll euch von Miss Monroe ausrichten, dass wir uns in fünf Minuten unten treffen. Neben der Lobby müsste ein Proberaum sein den wir benützen dürfen."

Und so kommt es, das sich fünf Minuten später zwei Dutzend Jugendliche in diesem Proberaum stehen und sich über ihre Zimmer beschwären.

„Taylor, ist dein Zimmer auch so grauenhaft? Ich weiss nicht, ob ich das die ganze Woche überstehe...", meint Layla verzweifelt. Wie gesagt, auf einen gewissen Luxus kann sie einfach nicht verzichten und dieses Motel ist wirklich unterstes Niveau. Ich bin gespannt was Miss Monroe dazu meint: „Seid mal alle kurz still, ich weiss, die Zimmer sind sicher nicht der Standard den ihr euch gewöhnt seid, aber etwas besseres kann sich zurzeit unsere Schule nicht leisten. Also möchte ich nichts mehr darüber hören. Jetzt proben wir. Wir beginnen mit einem kleinen Gesangsduell zum einwärmen. Freiwillige vor!"

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