✽Six✽

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Yoongi

Stück für Stück esse ich mein Steak. Ich habe mir extra das Kleinste genommen, damit Hoseok nicht denkt, ich wäre allzu verfressen. Außerdem habe ich auf die Mayonnaise und den Ketschup verzichtet, ebenso wie auf den Kartoffelsalat.

Hoseok hingegen hat sämtliches Essen auf seinem Teller gestapelt, eigentlich von allem ein bisschen.
Aber er kann es sich auch leisten.

Mein Vater, der neben Lee sitzt und einen Arm auf ihre Stuhllehne gelegt hat, unterhält sich angeregt mit meiner Mutter. Gerade geht es um meine schulischen Leistungen, die leider nicht die Besten sind. Aber im Unterricht traue ich mich nicht, mich zu melden und nur die Arbeiten gut zu schreiben, reißt es auch nicht raus.

Doch weiß mein Vater nicht, warum ich mittlerweile so schlecht bin, und so versteht er es nicht und ist wie immer von mir enttäuscht. Aber ich bin es gewöhnt, eine Enttäuschung für meine Familie zu sein.

"Yoongi, wie lange tanzt du schon?," fragt mich Hoseok auf einmal und ich werde rot, weil er mich angesprochen hat. Schnell schlucke ich das trockene Stück Fleisch herunter, um ihn zu antworten.
"Seid ein paar Jahren. Und du?"

"Ich auch." Er beginnt zu Lächeln. "Wir machen manchmal kleinere Auftritte und suchen immer mal wieder Tänzer. Vielleicht willst du mal vortanzen und mitmachen?" Er schaut mich hoffnungsvoll an und mir wird warm.

"Besser nicht. Ich bin immer so schrecklich nervös vor Auftritten und vergesse die halbe Choreo," wiegele ich ab, auch wenn das gar nicht der Fall ist. Normalerweise bin ich sogar ziemlich gut, aber das traue ich mich nicht, zuzugeben.

"Achso, aber Lampenfieber hat ja jeder. Trotzdem will ich dich mal Tanzen sehen," lächelt Hoseok und ich verziehe das Gesicht.
"Damit du mich auslachen kannst, oder was?"

Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, will ich sie auch schon wieder zurücknehmen.
Das Lächeln ist aus Hoseoks Gesicht fast augenblicklich verschwunden und er sieht mich fast verletzt an.
Ich bin zu doof um eine einfache Kommunikation zu führen.

"Entschuldige bitte, dass war blöd von mir. Ich mag Zuschauer einfach nicht so gerne," entschuldige ich mich, und Hoseok nickt.
"Schon gut," meint er, aber ich weiß das nichts gut ist.
Hoseok wendet sich ab und isst schweigend sein Essen weiter, während ich mich schlecht fühle.

"Hobi, so war das nicht gemeint," versuche ich es noch einmal und Hoseok beginnt auf einmal zu strahlen.
"Du hast mich Hobi genannt," lächelt er glücklich und ich werde rot, weil es mir nicht einmal aufgefallen ist. Verlegen kratze ich mich am Arm.

"Ich werde dich auch nicht wieder fragen, ob ich dir beim Tanzen zusehen kann, wenn es dir so unangenehm ist," verspricht er jetzt und ich sehe schüchtern auf meinen Teller.
"Vielleicht kannst du irgendwann ja mal mitkommen," räume ich schließlich ein.

Der Rest des Essens ist unspektakulär. Die Erwachsenen haben uns irgendwie in ihre Komversation über Wasserreinigung verwickelt und ich bin mit meinen Gedanken die ganze Zeit bei dem hübschen Brünetten mir gegenüber.

Ich verstehe mich selber nicht.
Normalerweise bin ich kein Mensch, der sich von anderen sofort beeindrucken lässt, aber Hoseok hat es mir einfach angetan. Ich bin einfach hin und weg.

Und das ist ziemlich bedenklich. Denn Menschen, die einem viel bedeuten, können einen viel schneller verletzen, als andere.

Und es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch Hobi erkennen wird, dass ich nur ein dickes, hässliches Entlein bin. Dann wird er mich genauso auslachen und hänseln wie alle anderen. Aber das bin ich schon gewohnt.

Vielleicht muss es auch einfach so sein. Vielleicht darf ich mich gar nicht verlieben, weil ich so dick bin. Ich meine, alle Menschen um mich herum haben einen Partner, aber sie sind auch alle schlank und hübsch.
Ich nicht.
Außerdem: wer sollte sich schon in mich verlieben?

Ich bin einfach Fatty. Und dicke Jungen lieben nicht.

FattyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt