✽Sixteen✽

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Yoongi

Angeekelt sehe ich mich im Spiegel an und betrachte danach die Zahnbürste in meiner Hand. Ich habe jetzt das dritte mal meine Zähne geputzt, selbst meine Lippen hab ich abgeschrubbt und am liebsten würde ich die benutzte Zahnbürste in den Müll werfen.

Das alles nur, um Jungkooks widerliche Berührungen von mir zu waschen. Dieser Kuss mit ihm war das, was ich am wenigsten erwartet habe und gleichzeitig war es das Schlimmste, was er mir antun konnte.

Mein Hass auf mich selber wächst, als ich mich im Spiegel beobachte. Warum habe ich mich nicht gewährt? Warum war ich so unfassbar schwach und habe es über mich ergehen lassen? Ich bin einfach nur abartig.

Ruckartig löse ich Mich von meinem Spiegelbild und ohne es zu wollen, werfe ich einen Blick zur Dusche. Dort liegt mein Rasierer, mit der Spitzen Klinge, die mich so verführerisch anblinzelt.
Stark versuche ich mich zurückzuhalten, aber da ist etwas in mir, was mich förmlich zu der Klinge zwingt.

„Du bist schwach. Du bist abartig. Du bist schwach. Du bist abartig," flüstere ich leise vor mich hin, während ich mich langsam der Klinge nähere. Mein Herz klopft dabei wie verrückt, aber gleichzeitig bin ich innerlich ganz ruhig.

Ich verstehe mich selber nicht, als ich mich auf den warmen Boden mit der Fußbodenheizung setzte und nach dem Rasierer greife. Meine Hand zittert nicht, als ich die Klinge abknipse und sie regungslos anstarre.

Ich will es tun.
Dann wird es mir besser gehen.

Das scharfe und kühle Metall schmiegt sich angenehm an meine Haut, als ich die Klinge einfach nur auf meinen Arm lege. Still betrachte ich meinen Körper und frage mich, ob ich wohl dünner werde, wenn ich Blut aus mir fließen lasse.
Aber gleichzeitig könnte ich mich für diese dumme Idee schlagen.

„Du wirst nicht dünner. Du wirst nur fetter," wispere ich und nehme die Klinge fest in die Hand. Ich atme nicht erst tief durch oder versuche mich vorzubereiten, ich setze die Schneidekante einfach an meine Haut an und ziehe fest durch.

Ich habe nicht viel Druck gebraucht und trotzdem beginnt Der Schnitt nach einer lähmenden Schrecksekunde zu bluten und zu brennen. Fasziniert sehe ich der roten und dicken Flüssigkeit dabei zu, wie sie langsam aus der Wunde tritt und ich erwische mich dabei, wie ich beginne dämlich zu Grinsen.

Wie toll es sich angefühlt hat.
Wie befreiend der Schmerz doch ist.

Ohne es wirklich kontrollieren zu können, setze ich die Klinge noch einmal an, sie verwischt dabei etwas das Blut, welches jetzt immer stärker aus der Wunde tritt.
Ich glaube, ich habe zu fest zugedrückt, aber das ist mir egal.

Der zweite Schnitt ist fast parallel zu dem ersten und wie gebannt starre ich auf die dünnen Verletzungen, als ich mir ein bisschen Klopapier nehme und mein Blut von meinem Arm wische. Es kommt immer wieder neues nach, aber nicht mehr so stark wie am Anfang.

Trotzdem werde ich einen kleinen Verband drummachen und die nächsten Tage trotz Wärme nur langärmelige Shirts tragen.
Kurz frage ich mich, ob ich nicht vielleicht zu tief geschnitten habe, denn es hört nicht auf zu bluten.
Ob ich es wohl übertrieben habe?

Aber dann lächele ich.
Es hat sich so gut angefühlt, da muss es einfach richtig sein.

Die Rasierklinge spüle ich kurz unter heißem Wasser ab und platziere sie dann wieder in der Dusche. Ich werfe keinen Blick in den Spiegel, als ich aus einem unserer kleinen Badezimmerschränke den Verbandskasten suche, um meinen Arm zu verbinden.

Langsam aber sicher taue ich dabei wieder auf, nehme mehr als nur das Brennen der Schnitte wahr und mir wird auf einmal bewusst, was ich da wirklich getan habe.

„Du bist ja krank. Krank und widerlich," schimpfe ich über mich selber.
„Aber es fühlt sich gut an," wispere ich dann und starre auf meinen mittlerweile verbundenen Arm.

Als ich das Badezimmer schließlich verlasse, werfe ich doch noch einen Blick in den Spiegel. Und was ich sehe, erschrickt mich.

Ich bin noch hässlicher als vorher. Es hat nichts gebracht.
Vielleicht sollte ich einfach weiter machen, anstatt nach zwei Schnitten wieder aufzuhören.

Einen Schnitt für jede innere Verletzung, die ich habe.
Mal sehen, wie lange ich dann noch leben würde.

FattyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt