✽Seventy Two✽

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(bitte schaut kurz auf mein nachrichtenboard💓)




Yoongi

Mein Herz sackt mir in die Hose, mein Mund steht offen und ich beginne zu zittern. Nein. Das kann einfach nicht sein, das glaube ich nicht.
„Nicht du."

„Oh doch, ich."
Ich weiche einen Schritt zurück, aber mein Gegenüber folgt mir sofort. Ich kann es nicht glauben. Das darf nicht sein.

„Warum?"
Meine Stimme ist zu hoch und er beginnt zu kichern. „Ach, du bist so dumm, Yoongi. Hast du gedacht, ich überlasse dir Hoseok? Du willst gar nicht wissen wie lange ich mich schon für ihn interessiere." Er wirkt für einen kurzen Moment verträumt.

Tränen bahnen sich den Weg in meine Augen, lösen sich schließlich und rollen über meine Wange. Verdammt. „Ich dachte wir wären Freunde."
„Waren wir auch, bis du dummes Ding mir in den Weg gekommen bist."

„Das macht aber keinen Sinn," sage ich verzweifelt.
„Wieso nicht?" fragt er nur und kommt noch näher, bis ich schließlich mit dem Rücken an eine Hauswand stoße.
Wieso nicht?" wiederholt er, als ich ihm nicht antworte. Mein Atem geht stoßweise.

Jin.

„Weil du Namjoon hast!" krächze ich, aber er lacht nur. Amüsiert kommt Jin mir näher, bis wir uns fast berühren und er mir bequem eine Strähne nach hinten streichen kann.
„Das mit Namjoon und mir ist Vergangenheit. Er hat mir gezeigt, wie schön ich bin. Und schöne Menschen können jeden haben."

Ich schüttele wild mit dem Kopf. „Ich dachte ihr liebt euch!"
Jin zuckt mit den Achseln. „Tun wir auch. Aber das reicht mir nicht. Ich möchte bewundert werden, ich möchte von allen bewundert werden und ganz besonders von Hoseok. Er ist einer Beliebtesten an der Schule und was glaubst du, wie gut ich mich an seiner Seite machen würde?"

Ein Wimmern verlässt meine Kehle und Jin tritt einen Schritt zurück um mich schräg anzusehen. Das Licht der Abenddämmerung trifft dabei auf seine Narbe und lässt sie noch markanter hervorstechen.

„Weißt du wie schrecklich es war, all die Jahre verspottet und gehasst zu werden, und das nur wegen meiner kranken Mutter? Ich bin durch die Hölle gegangen, habe Schmerzen ertragen müssen, aber trotzdem haben die Menschen mich nur verächtlich angesehen."

Es schwingt Bitterkeit in Jins Stimme mit und ich bin versucht, etwas zu sagen, aber da spricht er schon weiter. „Vielleicht mag ich dich deshalb so. Weil du auch so schwach warst, wie ich früher. Und Namjoon hat mir, so wie Hoseok dir, gezeigt, dass ich trotzdem etwas wert bin. Aber im Gegensatz zu dir reicht mir das nicht."

Ein Schmerz durchzuckt meine Brust, als ich beinahe spüren kann, wie unsere Freundschaft zerbricht. Aber das Schlimmste daran ist, dass ich gerade keinen Hass auf Jin verspüren kann, nicht einmal tiefe Abneigung. Er tut mir einfach nur leid.

„Du bist immer noch schwach, Yoongi. Du erkennst deine Chance aufzusteigen nicht, du kämpfst nicht für dich und aus diesem Grund werde ich dir Hoseok auch nicht überlassen. Es wäre Verschwendung, ihn bei so einem Schwächling wie dir zu sehen." Jin schnaubt verächtlich, ehe er in seine hintere Hosentasche greift und etwas glänzendes hervorzieht.

Ich schlucke beklommen, als ich das lange Messer sehe. Mein Puls verdoppelt sich und ich bin vor Angst wie gelähmt.

„Also, du hast jetzt die Wahl abzuhauen und für immer mit deiner Mutter aus dieser Stadt zu verschwinden. Wage es ja nicht, Kontakt zu den Leuten hier zu behalten, ich würde es erfahren," Jin spielt mit dem Messer in seiner Hand. „Oder aber ich entsorge dich hier und jetzt und glaube mir, keiner würde wissen, wer es war." Er kichert.

„A-Aber Hoseok ist gewissermaßen Teil meiner Familie. Ich kann ihn nicht aus meinem Leben streichen," wispere ich und Jin murmelt etwas leises, bei dem ich nur die Worte beinahe Inzest und widerlich verstehen kann. Ich will mich sofort verteidigen und erklären, dass Hobi und ich in keiner Weise irgendwie verwandt sind, aber Jin spricht schon weiter.

„Na gut," zuckt er mit den Achseln, „Dann bleibt uns wohl nur die eine Möglichkeit." Er hebt das Messer und lächelt ein bisschen.
„Fast schon schade, ich hätte dich gerne gehen lassen. Aber du bist nun mal ein Störfaktor."

Langsam tritt Jin an mich heran und reflexartig hebe ich meine Hand um mich zu verteidigen, aber ein gleißender Schmerz lässt mich zurückzucken. Alarmiert sehe ich, wie aus der dünnen Haut meiner Handinnenfläche Blut quillt und wie Jin ungerührt das Messer abschüttelt. Er hat einfach zugestochen.

Es braucht ein paar Sekunden, bis der unbeschreibliche Schmerz mein Gehirn erreicht und ich schwer atmend in die Knie gehe, während mir noch mehr Tränen in die Augen treten.
„Wehr dich doch nicht, du Dummerchen. Dadurch dauert es nur länger und du machst es für dich schmerzvoller."

Jin kniet sich zu mir und hebt mein Kinn an, um in mein tränenverschmiertes Gesicht blicken zu können. „Ich war schon immer neidisch auf deine schöne Haut." Ich antworte nicht sondern balle mit einem gequälten Laut meine verletzte Hand zu einer Faust.

Plötzlich huscht ein trauriger Ausdruck über Jins Gesicht. „Es tut mir ehrlich leid, Yoongi," meint er auf einmal vollkommen ernst.
„Unsere Freundschaft hat mir sehr viel bedeutet. Aber ich bedeute mir selber nun mal mehr."

FattyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt