✽Seventy Five✽

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Yoongi

Ich wurde so eben das erste Mal gegrüßt. Mitten auf dem Schulflur, von einem anderen Schüler. Er hatte zwar nur schüchtern die Hand gehoben und flüchtig gelächelt, aber er hat definitiv mich gegrüßt.

Mit einem warmen Gefühl im Bauch lasse ich mich auf meinen Platz im Kursraum sinken und hole mein Englischbuch aus der Tasche.
„Hey, Yoongi." Jimin setzt sich neben mich und nimmt einen Schluck aus seiner Wasserflasche.

„Hey," gebe ich zurück und schenke ihm ein schiefes Grinsen. Er aber starrt nur auf meine Hand, die offen auf dem Tisch liegt, die Wunde deutlich sichtbar, es ist klar das eine Narbe bleiben wird.
„Krass, das ist einfach nur abartig. So weit... wären nicht einmal Jungkook und ich gegangen." Jimin schluckt.

Ich seufze nur genervt und schüttele den Kopf. „Du entschuldigst dich jetzt oft genug dafür und es reicht mir vollkommen, wenn ich hier in Frieden meinen Abschluss machen kann. Du weißt gar nicht wie gut es sie anfühlt, morgens aufzustehen und zu wissen, dass man nicht bedroht wird."

„Nein, dass weiß ich tatsächlich nicht." Dann sind wir still und ich vertiefe mich in mein Englischbuch. Nur aus dem Augenwinkel bekomme ich mit, wie Jungkook ebenfalls den Klassenraum betritt und Jimin mit einem kurzen Kuss begrüßt.

Die beiden sind noch nicht offiziell zusammen, aber das ist nur eine Frage der Zeit. Mir ist es zwar sehr unangenehm in Jungkooks Nähe zu sein, aber er hat sowieso nur Augen für Jimin, daher stört es mich nicht.

Und selbst wenn er wieder anfangen würde mich zu ärgern - ich bin mutiger geworden. Ich lasse mich nicht unterkriegen, denn ich bin stark und außerdem nicht alleine. Ich habe meine Familie, meine Freunde, Hoseok und zur Not auch einfach die Polizei. Ich bin sicher.

„Du Yoongi, hast du gerade einmal einen Bleistift für mich? Ich glaube, ich habe einen Fehler in meiner Hausaufgabe."
Überrascht sehe ich zu Chen, zwei Plätze weiter, der mich schüchtern anlächelt und nickend reiche ich ihm den Stift.

Seit Rosé von der Schule verwiesen wurde und ihr fieser Charakter ans Licht gerückt ist, sind alle viel netter zu mir. Auch das ich nicht mehr von Jimin und Jungkook tyrannisiert werde, trägt sein bestes dazu bei. Auf einmal müssen die anderen nicht mehr Angst davor haben, selber fertig gemacht zu werden, wenn sie mit mir sprechen.

Lisa und Jennie sind zwar noch in unserem Jahrgang, aber ihre tiefe Freundschaft zu Rosé und Jisoo haben sie zu Außenseiterinnen gemacht. Sie tun mir ein bisschen leid, sie können ja nicht dafür. Deshalb habe ich begonnen mit ihnen Zeit zu verbringen und die beiden sind wirklich nett.

„Good Morning-"
Der Lehrer betritt den Raum und ich schalte einfach ab. Ein nervöses Lächeln umspielt meine Lippen, als ich daran denke, was heute Nachmittag auf mich zukommen wird.

Wir haben eine kleine Familienfeier geplant, auf der Hoseok und ich offiziell unsere Beziehung Bekannt geben werden. Das wird für mich der Horror, ich werde vor Nervosität sterben. Noch schlimmer ist allerdings, dass Hobi mich eindringlich angesehen hat und meinte, er hätte danach noch etwas Wichtiges mit mir vor.

Sex kann es ja nicht sein, den hatten wir schon und daher sind seine Worte nur noch besorgniserregender.
Wer weiß, vielleicht ist er genauso ein Verräter wie Jin, flüstert eine böse Stimme in meinem Kopf, aber ich verdränge den Gedanken sofort.

Hoseok ist ganz anders und außerdem ist Jin jetzt in psychiatrischer Betreuung. Er konnte nichts für sein Verhalten, deshalb habe ich ihn auch nicht angezeigt. Er braucht einfach nur Hilfe. Vielleicht darf ich ihn in einem halben Jahr sogar besuchen, wenn er nicht mehr das Bedürfnis hat mich sofort umbringen zu wollen. Es besteht also keinen Grund zur Sorge, es kann jetzt nur noch besser werden.

Lächelnd mache ich es mir auf meinem Stuhl bequem und beobachte die anderen Schüler dabei, wie sie sich fleißig Notizen machen.
Ich kenne den Stoff schon, denn das letzte Wochenende hatte ich schreckliche Langeweile und hab so etwas Zeit mit Englisch verbracht.

Hoseok konnte leider nicht vorbeikommen, da er noch etwas Wichtiges zu erledigen hatte, aber ich mache mir da keine Sorgen. Er liebt mich so, wie ich bin und das habe ich verstanden.

Im Moment bin ich einfach nur glücklich.

FattyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt