2012: Wettlauf mit Seth

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Victor POV

Ich stand vor meinem Anwesen und lächelte, im Gedanken daran, als ich es hatte vor 200 Jahren erbauen lassen. Und dennoch sah es aus wie neu. Es war eines der größten Anwesen in der Stadt. Mein Anwesen gehörte zu New Orleans, aber stand nicht in der Stadt, sondern außerhalb. Es war von zwanzig Hektar Landfläche und Wald umgeben. Ein steiniger Weg führte direkt zur Tür. Die Fassade war hell und in einem hellen Grau gehalten, im Sonnenlicht machte es den Eindruck, als wäre es weiß. Es hatte zehn Etagen und vier Untergeschosse.
Es war meine größte Errungenschaft, wenn man davon absieht, dass ich im 9. Jahrhundert über viertausend Vampire im Kampf tötete.
Ich betrat das Gebäude und blickte mich um, der Flur war zwanzig Meter lang und es waren etliche Türen an den Seiten. Ich lief bis zum Ende des Gangs und ging durch die Tür am Ende, ich befand mich daraufhin im ersten Wohnzimmer wieder, was die Größe einer kleinen Halle hatte. Ich ließ mich daraufhin auf meinen schwarzen Sessel plumpsen und blickte nach vorn, wo ein riesiger Flachbildfernseher prangte. Aber ich ließ ihn aus. Stattdessen sah ich zu Seth, der soeben reinkam und auf mich zulief, er blieb vor mir stehen und verschränkte die Arme. Er hatte eine dunkelblaue Jeans an und ein blutrotes T-Shirt.
"Bruder, was verschafft mir die Ehre?", sagte ich grinsend und zog die Augenbrauen hoch. "Hm?"
Seth steckte sich beide Hände in die Hosentaschen. "Komm! Wir gehen was trinken." Er wies mit einem Nicken zur Tür und lief los.
Ich murmelte: "Kaum ist man drin, muss man wieder raus." Seth lachte kurz und ging raus, ich lief mit.
Wir liefen über das Grundstück, durch den Wald, Richtung Stadt.
"Du sagtest, wir gehen was trinken. Wo ist der Haken?", fragte ich ihn.
"Haken? Es gibt keinen Haken", antwortet Seth und schnaubte belustigt. "Wirklich."
"So wie ich dich kenne, Seth, da ... hm ..."
"Quatsch, Victor. Ich will nur mit meinem großen Bruder etwas trinken gehen. Oder darf ich das nicht?"
"Doch, doch. Ich meine ja nur ..."
Seth rollte kurz mit den Augen und lief weiter.
Ich grinste kurz und fragte: "Wo genau gehen wir hin?"
"In's French Quarter. Ich kenne da eine gute Bar. Nennt sich Rousseau's", antwortete mein Bruder.
"Rousseau's", wiederholte ich murmelnd.
Seth grinste süffisant. "Wie wäre es mit einem Wettrennen?"
"Oh, bitte", murmelte ich abwertend. "Ich bin der ältere Bruder, Seth. Und ich wurde von euch allen zuerst verwandelt."
"Nun ja. Aber würde Spaß machen richtig? Na los, Victor", rief Seth und grinste breiter. "Oder hast du Angst, zu verlieren?"
"Ich und verlieren? Ha, lächerlich." Ich lockerte mich etwas. "Dann mal los!"
Wir speedeten gleichzeitig los, die Gegend zischte rasant an uns vorbei und dennoch konnten wir alles sehen, da wir ja sonst gegen etwas laufen würden. Seth und ich waren anfangs gleich schnell, aber langsam überholte ich ihn. Dann kamen wir in der Stadt an. Damit uns niemand sah, sprangen wir von Haus zu Haus und landeten dann vor dem Hintereingang des Rousseau's.
"Gewonnen", jubilierte ich siegreich.
Seth lachte nur und ging rein, ich folgte ihm und wir setzten uns an den Tresen.
Eine Blondine stand vor uns und fragte freundlich. "Sie wünschen?"
"Tequila", bestellte Seth und ich bestellte auch: "Bourbon!"

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