2013: Gefangen in der Anstalt

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Die Haut- und Organfetzen sowie das Blut spritzten in alle Richtungen. Die Anzugträger verzogen angewidert das Gesicht. Dann sprang Seth einen von ihnen an und biss ihn. Als er sich von ihm löste, sah er mich mit Gold glühenden Augen an. Sein Gesicht war voller Blut. Dann piekste es im Hals und ich wurde schwach, mir ward schwindlig. Hinterhältig, was ein Sch...

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Flackerndes Licht. Stimmengewirr. Geratter. Kreischen. Surren. Weiße Kittel. Pickel. Brille. Glatze. Spritze. Skalpell. Leber. Blut. Bewusstlosigkeit. Taubheit. Schwindel. Schmerz. Schmerz. Mehr Schmerz. Nichts, bis auf Schmerz, Schmerz, Schmerz und SCHMERZ!


Hätte ich mein Leben in den letzten Monaten beschreiben müssen, hätte das genügt. Denn mehr war es nicht. Alles, woran ich mich in den letzten Monaten erinnern konnte, war dieses Zimmer. Alle Wände waren weiß und aus stählernem Metall. Mein Schlafplatz war eine Platte aus Eisen und einem Laken darüber. Dann gab es diese Eisentür, fünfzehn Zentimeter dick. Und dann gab es diesen skurillen Doktor. Er kam regelmäßig. Er untersuchte mich ständig. Jedes mal pumpte er mich mit gefühlt über fünf Liter Narkosemittel, Eisenkraut und Wolfswurz voll. Und damit ich nicht austrocknete, bekam ich jeden Tag ein kleines Reagenzglas voll mit Tierblut. Insektenblut, so wie das Zeug schmeckte. Dieser Doktor hatte eine dicke Brille, graue Augen, eine reine Glatze, und einen riesigen Pickel auf der Stirn. Regelmäßig musste ich auch unter diese Dekontaminations-Dusche. Wofür, keine Ahnung. Soweit ich wusste, war ich nicht verseucht. Bis auf den Vampirismus, der eher ein Geschenk ist, keine Krankheit, und soweit ich weiß, nicht ansteckend. Was mit Seth war, wusste ich nicht. Ich hatte ihn seit dem Angriff nicht mehr gesehen. Jetzt saß ich wieder in diesem Zimmer, kauerte in der Ecke und stierte zu Boden, schwach wie ein Kind. Der Pickel-Doktor kam herein und stand vor mir. Ich sah zu ihm auf und er sagte nur: "Steh auf und stell dich an die Wand!"
Ich tat, wie geheißen und stand nur da. Der Doktor pfiff kurz und zwei Security-Leute kamen herein. Sie trugen einen weißen Kasten und der Doktor öffnete diesen. Dann holte er eine Spritze raus und rollte den Ärmel meines weißen Krankenhaushemdes hoch. Er setzte die Spritze an meinem Unterarm an und ... spritzte mir eine Mischung aus Narkosemittel, Wolfswurz- und Eisenkrautflüssigkeit. Es brennte für einen Moment, dann wurde mir schwindlig und ich schwankte leicht. Der Doktor nahm dies nur neutral zur Kenntnis und sagte: "Es wird Zeit für die Dusche!"
Ich rollte mit den Augen und folgte ihm. Er führte mich durch die Flure, die aussahen wie das Innere eine psychiatrischen Anstalt.  Dann standen wir vor der Dusche in einem Raum. Vor mir standen zwei Gestalten in diesen Anzügen und Atemmasken. Des Doktors Stimme hallte durch den Raum: "Ausziehen und rein da!"
Ich zog mich aus und ging rein. Von allen Seiten sprühte es mir entgegen. Dann Luft, wie bei einem Föhn und trocknete mich. Dann musste ich wieder in den Raum, um mich anzuziehen. Dann wurde ich wieder durch die Flure geführt und in meine Zelle eingesperrt. Diese Routine ging mir langsam auf den Sack. Das alles war alles, was ich tat und tun konnte. Ich legte mich auf meinen Schlafplatz und schloss meine Augen ...

"AHH..."
Ich schreckte aus dem Schlaf. Hatte da jemand geschrien? Ich torkelte zur Tür und spähte durch das kleine Guckloch. Es war nichts im Gang zu sehen. Dann - ratsch - spritzte Blut an die Wand und an den Boden. Daraufhin flog ein toter Wachmann auf den Boden. Auf ihm landete ein riesiger Wolf mit dunkelbraunem Fell, er hatte die Größe eines VW-Busses und seine Augen glühten wie flüssiges Gold. Er riss dem Wachmann die Kehle raus und starrte die Tür an - nein, er starrte mich an. Unmöglich! Dann bellte er laut und ich wich zurück. In nächster Sekunde flog die Tür aus den Angeln und kippte um. Ich stand auf und rannte auf den Gang, aber der Wolf war verschwunden. Ich drehte mich um und der Flur war nicht mehr unerträglich blendend weiß, sondern in dunkelrot getaucht - blutrot. Überall lagen Leichen und lediglich drei Wachmänner versuchten, wegzukriechen. Keine Chance. Meine Adern brannten und die Venen unter den Augen pulsierten hungrig. Ich spürte wie meine Fangzähne wuchsen. Ich fletschte die Zähne und sprang den ersten Wachmann an, um ihn leerzusaugen, damit ich meinen Hunger stillen konnte ...

The Immortals [PAUSIERT]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt