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~Brian
Zappelig stand ich an meinem Auto und behielt meine Augen auf die Einfahrt des Parkplatzes. Das ganze Wochenende über hatte Claire nicht auf meine Nachrichten und Anrufe geantwortet. Wäre gestern nicht ein unnötiges Meeting außerhalb der Stadt gewesen wäre ich zu ihr gefahren.

Unruhig tippte ich mit meinem Fuß auf den Boden. Zwei Tage lang hatte ich sie nicht gesehen und auch ihre Stimme nicht gehört. Es war verrückt, wie sehr mich das bedrückte. Jetzt war ich mir noch sicherer, dass ich ohne Claire nicht konnte.

Ganz genau achtete ich auf die glänzenden Sportwagen, die reinfuhren. Als längere Zeit lang Claire nicht kam, würde ich immer besorgter und fragte mich, ob es ihr überhaupt gut ging. Meine Anrufe hatte sie noch nie ignoriert.

Immer nervöser werdend kratzte ich mich am Hinterkopf. Ich hielt es einfach nicht mehr aus und wollte mich gerade umdrehen, um ins Auto einzusteigen und zu ihr zu fahren, als ich doch noch sah, wie ihr Ford einbog und aus der Menge von teuren Autos herausstach.

Meine Sehnsucht stieg noch mehr und ich wartete darauf, dass sie wirklich ausstieg.
Als sich die Tür öffnete und sie raustrat spürte ich eine große Erleichterung durch mich hindurchfließen. Ganz beruhigt war ich jedoch nicht und eilte in ihre Richtung. Als ich kurz vor ihr war drehte sie sich um und zuckte erschrocken zusammen.

"Claire verdammt, gehts dir gut?",fragte ich schnell und legte meine Hände auf ihre Schultern. Mit aufgerissenen und müden Augen schaute sie zu mir empor und versuchte ihre schnelle Atmung zu kontrollieren, was meine Besorgnis nur steigerte.
"Claire? Was ist los? Alles in Ordnung? Du hast meinen Anrufen nicht geantwortet. Ich habe mir richtige Sorgen gemacht."

Immernoch stumm blinzelte sie mich an.
"Claire?"
"Ich...also",fing sie stotternd und nach Worten suchend an.
"Ich hatte viel zu tun...und ja habs nicht mitbekommen und so."
Mit gerunzelter Stirn guckte ich zu Sarah rüber, welche nur leicht mit den Schultern zuckte.
"Du hättest viel zu tun...und deshalb kannst du nicht an dein Handy gehen? Du hättest mich doch wenigstens einmal anrufen können, damit ich mir keine Sorgen mache, Claire."

"Mir gehts gut Brian. Ich bin spät dran für meine Vorlesung" ,sagte sie nur knapp und versuchte sich aus meinem Griff zu befreien, was meine Skepsis steigerte. Irgendwas stimmte nicht.
"Claire, ist wirklich alles in Ordnung?"
"Ja, alles ist ok Brian, kann ich jetzt bitte zur Vorlesung, es ist zurzeit ziemlich wichtig."

"Ja...klar."
Konfus ließ ich sie los und versuchte sie anzulächeln. Zwar lächelte sie zurück aber es war nicht das süße Lächeln, welches ich sehen wollte. Dann ging sie auch ohne weiteres an mir vorbei und ließ mich verwirrt stehen.
-
Mit meinen Augen auf die Tür gerichtet wartete ich darauf, dass Claire in die Cafeteria trat. Als sie es schließlich tat wartete ich darauf, dass sie wie immer durch den Raum schaute und nach mir suchte. Ich wartete darauf, dass sich unsere Blicke wieder trafen und sie danach wieder strahlte. Doch es passierte nicht. Ohne ihren Blick schweifen zu lassen ging sie zu einem anderen Tisch.

Erstaunt und enttäuscht blickte ich auf ihren Rücken. Das erste Mal fühlte ich eine Distanz zwischen uns und wusste nicht, was los war.
"Was ist los? Habt ihr euch gestritten oder so?",hörte ich Drake neben mich fragen.
Ohne meinen grübelnden Blick von Claire abzuwenden antwortete ich :"Nein, alles war eigentlich gut."
"Das sieht aber nicht danach aus. Sonst könnt ihr eure breit lächelnden Gesichter ja nicht unter Kontrolle bringen und heute kein einziger Blick? Dazu noch setzt sie sich irgendwo anders hin?"
"Ich habe keine Ahnung..."

Die ganze restliche Pause ließ ich sie oder eher gesagt ihren Hinterkopf nicht aus den Augen. Ich fragte mich durchgehend, was los war.
Als sie aufstand, um rauszugehen fiel ihr Blick doch noch auf mich, woraufhin mein Herz einen Sprung machte. Noch bevor ich lächeln konnte, wand sie sich aber schnell ab und eilte raus als wäre ich einfach eine Person in der Uni. Fassungslos starrte ich ihr hinterher.
Schnell sammelte ich mich und stand auf um ihr zu folgen.

~Claire
"Claire!",hörte ich Brians Stimme hinter mir rufen und geriet in leichte Panik. Hilfesuchend guckte ich zu Sarah, die nur mit ihren Schultern zuckte. Ich Tara einfach so als hätte ich ihn nicht gehört und ging weiter in der Hoffnung, er würde mir nicht mehr nachkommen, auch wenn alles in mir wusste, das es nicht passieren würde.

"Claire."
Ich spürte seine große Hand auf meiner Schulter und blieb mit zugekniffenen Augen stehen. Ich wollte mich zwar von ihm distanzieren aber wusste noch nicht wie ich ihm das erklären sollte. Langsam und vorsichtig drehte ich mich um und blickte direkt in seine verwirrten Augen.

"Ja?"
Auf meine unschuldige Stimme runzelte er die Stirn.
"Was ist los?"
"Äh...nichts",versuchte ich ihm zu versichern, weil ich einfach nicht wusste, was ich sagen sollte.
"Wie nichts? Du bist etwas distanziert habe ich das Gefühl",sagte er vorsichtig und kratzte sich am Hinterkopf.
"Und dir geht es nicht gut. Etwas stört dich, das sehe ich."

Ein trauriges Gefühl machte sich in mir breit. Ja, mich störte vieles und natürlich bemerkte er es aber ich konnte und sollte es ihm lieber nicht sagen. Einerseits wegen seinem Vater und andererseits, weil ich mich selbst dazu entschieden hatte wieder auf meinen Kopf zu hören und zu meinem alten Leben zurückzukehren. In dem strikten farblosen Leben Leben, welches nur einen geraden Weg hatte.

"Nein, nichts ist los",antwortete ich ihm schnell und zwang mich zu einem ganz kleinen Lächeln.
"Cla-"
"Ich muss jetzt auch schnell los. Ich muss eine wichtige Präsentation halten",sagte ich hastig als er nochmal auf mich zukommen wollte und dreht mich um, um  weiterzugehen. Mit verzogenem Gesicht und geschlossenen Augen ging ich weiter und lies ihn wieder stehen.

Als würde ich das zurücklassen, was meinen geraden Weg behinderte. Den geraden Weg, den ich auf jeden Fall bis zum Ziel gehen wollte.

"Was wird das?!"
Ich schielte zu Sarah, welche mich fragend ansah.
"Was denn?"
"Du lässt ihn einfach wieder stehen? Einfach so? Glaubst du er akzeptiert das einfach und lässt dich in Ruhe?"
Nachdenklich und der Wahrheit dieser Frage bewusst kaufte ich auf meine Unterlippe aber antwortete nicht.

"So kannst du das nicht machen."
"Ich..."
"Wenn du dich gegen Brian entschieden hast Claire, was ich übrigens nicht so prickelnd finde, solltest du ihm wenigstens nicht so aus dem Weg gehen. Keine Ahnung, was er denkt. Du solltest zumindest mit ihm reden."

Seufzend blieb ich stehen und drehte mich zu ihr.
"Hör zu. Du hast recht, aber zurzeit weiß ich einfach nicht wie. Ich muss mich selber noch sammeln und wenn ich weiterweiß rede ich mit ihm."
Die Verzweiflung war meiner Stimme zu entnehmen. Nicht überzeugt verschränkte sie ihre schlanken Arme vor der Brust.
"Und was wirst du sagen?"

Diese Frage war tatsächlich ziemlich schwer. Ich hatte keinen Plan, wie ich das, was zwischen uns war beenden sollte. Aber irgendwie musste ich es tun. Und ich wusste genau, wie schwer es werden würde. Denn Brian würde es nicht einfach so akzeptieren.

More Than Just Love ~Unsere VerbindungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt