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"Ich möchte mit ihr reden", sagte ich mit ruhiger Stimme und guckte uninteressiert daran, was sie versuchten mir zu erklären in die Runde. 
"Sie dürfen sich aber noch nicht ausgeprägt bewegen" ,erklärte mir der ziemlich alt wirkende Arzt und schaute mich mit einer Mischung aus Mitleid und Warnung an, woraufhin ich nur genervt meine Augen verdrehte.
"Dann rufe ich sie an. Ich will aber mit ihr reden."
"Brian, wir haben sie oft genug an-"
"Sofort",unterbrach ich Drake, als e hervortrat, um es mir auszureden.

Verstehend, dass ich es vollkommen ernst meinte nickte er und holte sein Handy aus der Hosentasche, um es mir zu überreichen, wobei er Blicke mit Alex und Jake austauschte, die eine eigene Bedeutung hatten. Mich machte das alles irgendwie wütend. Warum ließen sie mich nicht einfach mit Claire reden? 

Ich wählte Claires Nummer, legte das Handy mit schmerzverzerrter Miene an mein Ohr und wartete aufgeregt darauf, dass sie abnahm. Mit jedem weiteren Ton stieg meine Aufregung ihre Stimme endlich wieder zu hören. Anscheinend hatte ich das jetzt schon seit drei Tagen nicht. Mein Herz machte einen leichten Sprung, als sie es endlich tat.

"Verdammt Drake, wie oft soll ich es dir noch sagen?! Ich-werde-nicht-kommen! Mich interessiert es nicht, dass er...", fing sie an laut durch den Hörer zu rufen aber stoppte mitten in ihrem Satz, als hätte sie etwas bemerkt. In mir tobten die Glücksgefühle ihre Stimme gehört zu haben und vermischten sich mit der Verwirrung und Verletzung, dass alle recht hatten. Sie wollte nicht zu mir kommen.

Eine tiefe Stille legte sich in die Leitung. Eine Stille, die mehr sagte, als es Worte konnten. Plötzlich nahm ich nicht mehr wahr, wo ich saß. Ich hörte nur die Stille. Sie wusste auch ganz genau, dass ich dran war. Sie konnte es spüren. 

Der Moment, wo ich wartete, dass sie weitersprach zog sich unangenehm in die Länge.
"Clai-"
Noch bevor ich ihren Namen vollständig aussprechen konnte legte sie auf und ließ mich wieder allein. Verwirrt und ungläubig hörte ich , wie mir in mein Ohr gedeutet wurde, dass sie nicht mehr da war. Nicht, um mit mir zu reden. Auch nicht, um die Stille zwischen uns reden zu lassen. 

"Was haben wir gesagt", hörte ich die Stimme meines Vaters sagen, woraufhin ich umgehend wütend wurde. Ich hatte es bis jetzt geschafft seine anwesenheit unter den Menschen, die sich wirklich um mich sorgten, ignoriert und musste mich beherrrschen es weiterhin zu tun.

Meine Mutter streichelte mir aufmuntert über den Oberarm und holte mich somit in die Umgebung zurück. In ihrem Blick lag erneut diese eine Mitteilung, die gegen Claire aussagte. Dieser wollte ich und mein Inneres nicht glauben. Warum tat es Claire das?

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Rasch öffnete ich meine Augen aus dem Schlaf, der mich schwer eingeholt hatte und guckte wild durch das dunkle Zimmer. Mein Blick blieb an der sich schließenden Tür hängen, die dämmriges Licht durchließ, was mein Gefühl verstärkte, Claires Nähe gespürt zu haben. Umgehend warf ich die dünne Decke runter und versuchte aufzustehen. Schmerzen versuchten mich aufzuhalten, was ich aber nicht ließ. 

Meine Füße berührten den kalten Boden des Krankenhauses und als ich versuchte zu gehen wurde ich von dem lästigen Gerät zurückgezogen, das durchgehend an mich verbunden war und die einzige derzeitige Lichtquelle hier war. Ohne zu zögern entfernte ich die Käbel von meinem Finger und die, die an meinem Oberkörper klebten, um mich zur Tür zu ziehen. 

Ich wusste es. Sie war hier. Sie hatte mit mir geredet, als ich geschlafen hatte. Ich hatte es gespürt.

Ich öffnete die Tür und trat schnell in den leblosen dunklen Flur. Ich guckte zu den Enden und dachte, jemanden um die Ecke laufen gesehen zu haben. 
"Claire",flüsterte ich aus Reflex automatisch und bemerkte meinen Atem schneller werden.
"Claire!", rief ich jetzt in die Richtung und eilte so schnell es mein schwacher Körper zuließ.

More Than Just Love ~Unsere VerbindungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt