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Say Something

Die Minuten, die ich hinter der Säule damit verbrachte, darauf zu warten, dass alle Ärzte und Krankenschwestern aus dem OP-Raum gingen, fühlten sich so an wie die längsten meines Lebens. Alles in mir wollte nur noch zu Brian. Sehen wie es ihm ging.

Vorsichtig trat ich hervor und sah die Tür nur ein paar wenige Meter von mir entfernt. Bei dem Gedanken, dass Brian hinter dieser Tür war, schwer von dem Tod entkommen, wurde der Knoten in meinem Hals immer dicker. Mein Blick War auf dem kleinen runden Fenster gerichtet, durch das dämmriges Licht herausstach. Durch diesen Kreis würde ich ihn sehen können.

Tief atmete ich ein und ging auf die Tür zu. Mit jedem Schritt spürte ich ein Ziehen durch mein Bein, welches jedoch durch das meiner Brust bedeckt wurde. Je näher ich kam, desto stärker schlug mein Herz.

Dann setzte es aus. Ich sah ihn. 

Meine Unterlippe fing an zu zittern, als ich meine Fingerspitzen auf das kalte Glas des Fensters legte und versuchte Brian dadurch irgendwie berühren zu können.
"Brian", kam es druckhaft durch meine Kehle. Der Anblick zerrte an mir. Erdrückte mich. Ich biss mir fest die Zähne zusammen und verkrampfte die Finger, um die Qual in mir erträglicher zu machen, doch sie fraß mich förmlich auf.

Sofort umklammerte ich die Türklinke und öffnete die Tür. Das nicht gerade schöne Geräusch des  EKG empfang mich und steigerte die deprimierende Atmosphäre des Krankenhauses und verdeutlichte noch mehr, dass Brians Leben gerettet werden musste. Mit achtsamen Schritten ging ich auf ihn zu. Versuchte mich zu kontrollieren, um nicht loszuweinen. 

Vor ihm angekommen ließ ich meinen Blick über ihn gleiten. Bewusstlos und reglos lag er mit verbundenen Kopf auf dem viel zu kleinen Patientenbett. Sein nackter, zugepflasterter Oberkörper wurde von einer dünnen hellblauen Decke bedeckt Ich streckte meine Hand nach ihm aus, wollte ihn berühren, doch traute mich nicht.

Ruckartig zog ich die Hand zurück und hielt sie mir vor den Mund, als mir ein Schluchzen zu entfahren drohte. Die Tränen, die in meinen Augen die ganze Zeit schon brannten, wollten sich nicht zurückhalten.

Ich setzte mich neben ihn auf das Bett, ohne ihn zu berühren. Voller Trauer und Bedrückung blickte ich auf ihn hinab, während ich nichts weiteres mehr wahrnahm. Die lästigen Geräusche der Geräte verstummten. Der farblose kalt wirkende Raum verschwamm. Ich sah nur Brian, der selbst nichts wahrnehmen konnte.

Erneut führte ich meine Hand in die Richtung seines Gesichtes. Ein Zittern durchfuhr diese bei der Näherung. Der starke Drang in mir, ihn zu spüren schmerzte innerlich. Vor seiner Wange hielt ich Inne. Ich wusste nicht, wo er alles Schmerzen haben könnte. Ich versuchte seinen Namen wieder auszusprechen aber schaffte es nicht einen Ton über meine Lippen zu bringen.Plötzlich stieg alles mir an und ich fiel schluchzend mit meinem Kopf auf seine Brust.

Meine Tränen strömten aus meinen Augen und durchnässten den rauen Stoff. Ich krallte meine Finger in die Decke und schluchzte die Sammlung von den ganzen Emotionen, die meine Seele eingeengt hatten heraus. Jedoch spürte ich immer noch das Bedürfnis ihm ganz nah zu sein. Dem nachgehend zögerte ich nicht lange und hob die Decke an und legte mich neben seinen Körper. Umgehend empfing mich sine Körperwärme und lockerte meine Muskeln. Mit immer weiter fließendem salzigen Wasser aus meinen Augen, das meine Sicht komplett verschwimmen ließ, legte ich ganz sanft meinen Arm über seinen heißen Oberkörper. In der Hoffnung ihm nicht wehzutun. Ich platzierte meinen Kopf auf seiner Brust. Genau über sein Herz.

"Es tut mir so leid", flüsterte ich ihm entgegen, wissend, dass er mich nicht hörte. Schuldgefühle sorgten für mehr Kummer und Bedrückung, verkrampften mich vollkommen, sodass ich laut aufschluchzte. 

More Than Just Love ~Unsere VerbindungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt