49. Kapitel

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Ich legte mich zu Dag und Justus auf die Couch. Wie Dag den Kleinen ansah war einfach Zucker. „Ich kann es noch garnicht richtig glauben."sagte Dag. „Wenn du heute Nacht um 1 Uhr aufstehen musst, weil der Kleine schreit, wirst du es glauben."lachte ich. „An ihm ist alles so klein und so weich... ist dir schon aufgefallen, dass er deine Augen hat?"fragte Dag. Ich musste lächeln. Ich hatte Dag lange nicht so ruhig aber zutiefst glücklich erlebt. Wenig später klingelte es an der Tür. „Hey."lächelten Vincent und Timi mich an. „Hey..kommt rein."sagte ich lächelnd. Sie hatten beide einen Blumenstrauß dabei, die sie mir in die Hand drückten. „Gut siehst du aus."sagte Timi. „Danke."sagte ich lächelnd und kümmerte mich um die Blumen während die Jungs im Wohnzimmer zusammen fanden.
Die nächsten Tage hielt uns der Kleine ganz schön auf Trab aber langsam hatten wir eine richtige Routine. Dag kümmerte sich morgens, damit ich ausschlafen konnte, weil ich nachts immer aufstand wenn der Kleine wach wurde. In dem Punkt ist es schon ziemlich nützlich, dass Dag so flexibel ist, was die Arbeit angeht.
Ich war ja jetzt erstmal ein Jahr in Mutterschutz.
Isabelle hatte ihren kleinen Bruder auch schon lieb gewonnen. Sie hatte stundenlang neben ihm gesessen und hat seine kleinen Händchen gehalten.
Bevor ich anfing Mittagessen zu machen, packte ich den Kleinen in den Kinderwagen und ging noch eine Runde spazieren. Im Park traf ich meinen Vater und war erstaunt über seine Begleitung. Meine Mutter, die müsste nämlich eigentlich in irgendeinem Gefängnis ihre Haftstrafe absitzen.

„Hallo Kayla... und da ist ja der kleine Justus."begrüßte Papa uns während ich unsicher zu Mama schaute. „Keine Angst, ich hab ne Fußfessel.. ich tu deinem Kind schon nichts."sagte sie und wirkte genervt. Hat diese Frau eigentlich jemals gute Laune? „Ich würde ja total gerne plaudern... aber ich muss langsam mal wieder nach Hause."sagte ich. „Lüg doch nicht.. wir wissen genau warum du nicht plaudern willst."sagte Mama. „Da könntest du tatsächlich mal Recht haben..."sagte ich und drehte mich weg. Ich spürte den Griff meiner Mutter an meinem Handgelenk und bekam Panik. „Lass mich los."sagte ich schnell und zog meine Hand weg. „Jetzt spiel dich nicht so auf."sagte sie. Schlagartig sammelten sich Tränen in meinen Augen. „Ich soll mich nicht aufspielen? Du hast mir mein Leben zur Hölle gemacht, meinst du das vergesse ich einfach so nur weil du im Gefängnis bist? Es gibt mehr als nur einen Grund warum ich dich nie Besuche oder sonst irgendwie Kontakt aufgenommen habe... du machst mich kaputt, selbst wenn du dich ändern würdest, die Erinnerungen, die Narben, die bleiben für immer und eins habe ich jetzt wieder gemerkt. Selbst jetzt, nachdem ich dich fast ein Jahr nicht gesehen habe wird mir schlecht sobald ich dich sehe... weil ich Angst habe, weil ich Panik kriege wenn du mich berührst, weil all die Scheiße die du mir angetan hast immernoch hier oben drin ist. Am liebsten hätte ich, wenn ich dich nie wieder sehen würde."erzählte ich vor mich hin und es tat gut das alles loszuwerden. „Ich habe ein Recht meinen Enkel zu sehen und Isabelle hat doch sicher auch nach mir gefragt."sagte sie. „Ehrlich gesagt, Nein, Isabelle hat nicht ein einziges Mal nach dir gefragt und was den Kleinen angeht.. du warst nie eine Mutter für mich, also ist er auch nicht dein Enkel."sagte ich und ging nun zügig nach Hause. Papa wollte ich eigentlich nicht so stehen lassen aber was soll ich denn machen? Ich musste einfach weg von dieser Frau.

Aufgewühlt kam ich zu Hause wieder an. In der Küche fand ich Vincent und Dag, die sofort merkten, dass etwas nicht stimmte. „Ist was passiert?"fragte Dag als er mir den Kleinen abnahm. „Ich hab meine Mutter getroffen."sagte ich. „Was? Müsste die nicht im Gefängnis sitzen?"fragte Vincent. „Anscheinend hat sie Freigang, sie war mit Papa im Park... sie muss nur in meiner Nähe sein und mir wird schlecht."sagte ich. „Ich bin ja bei dir, die tut dir schon nichts."sagte Dag, der vor mir stand. „Ich weiß... aber.. sie hat mich am Arm gepackt und ich habe sofort Panik bekommen, ich weiß, dass sie mir eigentlich nichts mehr tun kann.. aber sie macht mir Angst."sagte ich traurig. Eine Mutter sollte ihrer Tochter keine Angst machen, im Gegenteil.
„Du bist nicht alleine Kayla... du kannst mit dem Kleinen auch mit ins Studio kommen wenn du dich unwohl fühlst und Patrick steht dir bestimmt auch zur Seite."sagte Vincent. „Danke..."sagte ich nur und schaute zu ihm. Er nickte mir verständnisvoll zu.

Die Begegnung mit meiner Mutter beschäftigte mich noch eine ganze Weile. Mittlerweile saß ich auf der Couch und stillte Justus. Dag kam gerade vom Einkaufen wieder. „Hier, die magst du doch so gerne."hielt er mir meine Lieblingsschokolade hin. „Danke."lächelte ich ihn an. Er ging dann in die Küche und räumte die Einkäufe weg. Als ich fertig mit Stillen war, wiegte ich den Kleinen in meinen Armen. Dag setzte sich zu uns und legte seinen Arm um mich.
„Du denkst immernoch über deine Mutter nach, oder?"hinterfragte er.
„Ich weiß dass das total idiotisch ist aber sie ist und bleibt nunmal meine Mutter und ich komme einfach nicht damit klar, dass ich Panik bekomme wenn sie mich nur eine Sekunde berührt. Ich habe Angst vor meiner eigenen Mutter.."sagte ich aufgelöst. „Maus... deine Mutter hat dir so viele schlimme Dinge angetan, es ist kein Wunder dass du Panik bekommst.."sagte Dag. „Das ist ja nicht mal das Schlimmste.."sagte ich und es sammelten sich Tränen in meinen Augen. „Was denn?"hinterfragte Dag und zog mich näher an sich heran. „Ich habe Angst, dass ich irgendwann werde wie sie..."sagte ich und brach in Tränen aus. „Kayla... das wird nicht passieren, hörst du? Du bist nicht wie deine Mutter und du wirst auch nie so werden."sagte Dag und gab mir einen Kuss auf die Wange.
Wir gingen dann auch bald ins Bett und nach der ganzen Aufregung schlief ich zwar schnell ein aber ich wurde immer wieder von Alpträumen geweckt.

Liebe oder Freundschaft ? {Dag|SDP FF} (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt