65. Kapitel

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Dags Sicht:
Ein paar Tage später spazierte ich mit Justus, im Kinderwagen, und Vincent zur Polizeiwache um Kayla von der Arbeit abzuholen. „Dicker, warum ist'n da abgesperrt?"fragte Vincent als das Presidium schon in Sichtweite war. Ein paar, schwer bewaffnete, Polizisten standen vor einem Flatterband, dass ungefähr 200 Meter um das Presidium gespannt war. „Keine Ahnung.."sagte ich nur. „Gehen sie, hier läuft gerade ein Einsatz."kam eine Polizistin auf uns zu. „Aber.." „Nichts aber, ihr Sohn ist hier wirklich nicht gut aufgehoben."unterbrach sie mich. „Ja, ich hab ja verstanden aber meine Freundin arbeitet hier bei der KriPo."sagte ich. „Oh.."entsprang es der Frau. „Was oh? Ist sie noch dadrin? Was passiert hier?"fragte ich nervös. „Naja... alle Kollegen von der KriPo wurden als Geiseln genommen... hier, schreiben sie mir ihre Nummer auf, ich melde mich bei ihnen sobald alles vorbei ist."schlug sie vor. „Nein! Ich gehe hier nicht weg."sagte ich entschlossen. „Dicker.. beruhig dich."hielt Vincent mich zurück. „Denken sie an ihren Sohn... für den Kleinen ist das doch viel zu viel Aufregung."sagte sie. Ich schaute auf Justus, er schlief. Hinter der Frau, sah ich, wie eine maskierte Person mit Kayla in seinen Fängen aus der Tür des Presidiums kam. Und die maskierte Person hielt Kayla eine Waffe an die Schläfe. Die Polizistin drehte sich um, als sie merkte, dass ich nicht mehr auf sie reagierte. „Mach jetzt nichts Dummes, Dicker."sagte Vincent und stellte sich neben mich. „Egal was passiert, das Kind wird nicht alleine gelassen."sagte die Polizistin. Ich schaute sie kurz verwundert an. „Ich habe selbst ein kleines Kind.."sagte sie. Und schon war ich wieder nervös und schaute zu Kayla, die weinte. Erst jetzt sah ich, dass ihre Hände gefesselt waren. „Keiner kommt zu dem Mädchen, ich hole die anderen Geiseln."sagte die maskierte Person. Es war eine dunkle Frauenstimme.

Wenig später kam die Person mit Shalin, Jim und Herr Troschke raus. Ihre Hände waren nicht gefesselt. „Keine Angst! Den Dreien passiert nichts. Die könnt ihr wieder haben."sagte die Person. Sie zog die Skimaske oder was auch immer es war vom Kopf. Anette! Kaylas Mutter! „Scheiße.."hörte ich Vincent. Ich ging langsam auf das Absperrband zu. Ich merkte, dass mir jemand hinterher kam. „So sieht man sich wieder... Töchterchen."sagte Anette und sah zu Kayla die mittlerweile zitternd auf dem Boden lag. „Legen sie die Waffe weg!"hörte man Herr Troschke. „Liebend gerne... aber erst muss ich noch was erledigen.." Ich sah selbst von hier aus, dass Kayla Panik hatte. Sie hielt die Waffe auf Kayla. Vincent war es, der mir gefolgt war, er legte seine Hand auf meine Schulter. Wahrscheinlich weil er so ne Ahnung hatte, dass ich sonst gleich zu Kayla gerannt wäre. Anette entsperrte die Waffe und lud nach. „Sag Bye Bye.."sagte sie. Und Schuss. „NEIN!"schrie ich. Sofort rannten Polizisten auf Anette zu und konnten ihr die Waffe aus der Hand nehmen. Kayla lag regungslos am Boden. Ich schlug Vincents Hand von meiner Schulter und rannte zu Kayla. Ich weinte. „Nein! Kayla! Ich brauche dich doch... Justus braucht dich."brachte ich schluchzend heraus. Langsam öffneten sich Kaylas Augen. „Ich.. liebe.. dich.."brachte sie heraus und man hörte, dass sie starke Schmerzen hat. „Ich dich auch Kayla. Hörst du? Ich liebe dich.."weinte ich. Dann schlossen sich ihre Augen wieder. Die Sanitäter schickten mich weg. Ich war völlig neben der Spur. An Vincent vorbei ging ich zu Justus. Die Polizistin war bei ihm geblieben. Er war wach geworden und weinte. Ich nahm ihn auf den Arm. Immernoch weinte ich. War es das jetzt? Ist Kayla tot? Scheiße. Was mach ich denn jetzt? „Dicker.."stand Vincent plötzlich neben mir. Auch er weinte.

Wenig später kam ein Sanitäter zu uns. „Sie sind der Freund von Frau Becker, richtig?"sprach er mich an. Ich nickte. „Ich will ehrlich zu ihnen sein, momentan schwebt ihre Freundin in Lebensgefahr.. aber sie kann es noch schaffen. Es war ein Streifschuss. Sie können uns hinterher fahren. Der Kollege ihrer Freundin hat angeboten sie zu fahren."schlug der Sanitäter vor. Ich nickte und wir gingen zu Jim, der mit ins Krankenhaus kam.

Wir saßen im kalten Flur und warteten. Die ganze Zeit hielt ich Justus fest im Arm. Er schlief nicht aber er kuschelte sich an mich und sah sehr müde aus. Ich gab ihm einen Kuss und streichelte sanft über seinen Kopf und Rücken. Ich habe Angst. Was wenn Kayla nicht durchkommt? Was passiert denn dann? „Dag? Weißt du schon was Neues?"kam Kaylas Vater mit Mark bei uns an. Ich schaute hoch und schüttelte mit dem Kopf. „Was war denn da überhaupt los? Wer zur Hölle nimmt denn Polizisten als Geiseln?"fragte Mark aufgeregt. „Anette."sagte Vincent. „Nein... das ist'n schlechter Witz oder?"fragte Mark. Niemand sagte etwas. „Wie ist die überhaupt aus'm Knast rausgekommen?"fragte nun Kaylas Papa. „Das versuchen wir gerade rauszufinden.. also, unsere Kollegen."sagte Jim. „Mama hat es jetzt wirklich auf die Spitze getrieben. Wieso will sie Kayla umbringen? Ich verstehe das nicht, Papa."hinterfragte Mark und klang verzweifelt. Kurz war es still. Ich verstehe das auch nicht. Dass sie Kayla nicht mag, ok, aber man bringt doch nicht sein eigenes Kind um. „Anette hatte eine schwere Kindheit."fing Marks Vater an zu erzählen. Wir schauten alle zu ihm. „Sie wurde von ihrem Onkel misshandelt, ihre Mutter war starke Alkoholikerin, erst vor ein paar Jahren hat sie es geschafft ihre Sucht zu bezwingen. Und ihr Vater, naja der war immer arbeiten. Eure Mutter hat gelernt, dass sie als Frau nichts Wert ist. Ich habe versucht ihr klar zu machen dass sie das nicht auf Kayla projezieren darf aber sie ist stur. Ich hätte nie gedacht, dass es irgendwann so weit kommt, dass sie Kayla wirklich umbringen will. Tief in ihrem Inneren liebt sie Kayla, auch wenn sie es nicht zeigt."erklärte er zu Ende. „Deswegen war sie bei mir so überfürsorglich? Einfach nur weil ich ein Junge war?"hinterfragte Mark. Henning nickte schuldbewusst. Er kam zu mir und Vincent. „Es tut mir leid. Ihr beide musstet viel mitmachen, wegen meiner Ex-Frau. Vorallem du Dag. In den letzten zwei Jahren hat sich alles total überschlagen. Aber egal was jetzt passiert, ich verspreche dir, ich werde dir helfen wann immer ich kann."sagte er. Ich nickte ihm zu aber das war jetzt meine geringste Sorge. Ich will endlich wissen was mit Kayla ist.

Liebe oder Freundschaft ? {Dag|SDP FF} (beendet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt