Kapitel 47 ~ Right now, I wish you were here with me.

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Mit einem lauten Knall wurde die Tür aufgerissen und gegen die Wand geknallt. Keine zwei Sekunden später stürmte ein aufgewühlter, Tränen überströmter Louis in das kleine Zimmer.

Suchend blickte er sich im Raum um, bis sein Blick an Harry hängen blieb. Noch mehr Tränen quollen aus seinen blauen Augen, es war, als hätte er einen Tunnelblick aufgesetzt. Alles, was er sah, war Harry. So schnell wie er eben noch in das Zimmer gerannt kam, war er auch schon an seinem Bett angelangt. Erst jetzt schien er mich zu bemerken, sein schmerzverzerrtes Gesicht wandte sich zu mir und Sekunden später lag er in meinen Armen. Ich versuchte angestrengt, mir nichts von meinen Schmerzen anmerken zu lassen, obwohl seine Berührung schmerzhaft gegen meine Rippen drückte. Schluchzend lag er in meinen Armen, die Tränen schienen kein Ende mehr zu finden. Auch ich konnte sie nicht länger zurück halten und gemeinsam ließen wir ihnen freien lauf. Sein Griff verstärkte sich immer weiter, bis ich schon fast keine Luft mehr bekam. Ich verkniff mir ein schmerzvolles aufstöhnen und biss die Zähne fest zusammen. Doch ich sagte nichts, im Gegenteil, ich drückte ihn genauso fest zurück. Ich verdrängte, dass er Harry und Jade verletzt hatte, dass er uns ignoriert hatte und etwas mit Kelsey angefangen hatte. Alles, was zählte, war, dass wir beide jetzt Halt brauchten und diesen uns gegenseitig geben konnten. Mir war klar, dass Harry ihm unendlich viel bedeutete, auch wenn er es in der letzten Zeit nicht sonderlich gezeigt hatte. Wie schwer musste es für ihn sein, dass er es ihm jetzt nicht mehr sagen konnte? Wie schmerzhaft musste der Gedanke sein, vielleicht niemals wieder die Chance dazu zu haben?

Vorsichtig lösten wir uns wieder aus der Umarmung, geknickt ließ Louis seine Arme neben seinem Körper runter hängen. Er weinte noch immer stumm vor sich hin, war jedoch zu stolz, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen. Ich sah ihm an, dass es ihm schwer fiel, doch letztendlich drehte er sich wieder zu Harry um. Während er krampfhaft versuchte, nicht noch stärker zu weinen, griff er nach seiner Hand.

„Harry“, wisperte er. Seine Stimme war brüchig, kaum leiser als ein Flüstern. Ich hatte das dringende Gefühl, die zwei alleine lassen zu müssen und erhob mich von dem Bett. So leise wie möglich wollte ich mich aus dem Zimmer schleichen, doch Louis drehte sich erschrocken zu mir um. „Bitte, bleib.“ Er sah so verzweifelt aus, so kaputt. Es tat weh, einen Menschen, der einem etwas bedeutete, so zu sehen, also blieb ich. Stumm setzte ich mich wieder auf meinen vorherigen Platz. Hin und her gerissen, ob ich Louis' leisen Worten zu hören oder doch weg hören sollte, spielte ich mit meinen Fingern. Doch in dem Raum war es gespenstisch ruhig, es war beinahe unmöglich, Louis nicht zu hören.

„Es tut mir so Leid“, wimmerte er. „Hörst du mich? Hazza, mach doch irgendetwas. Du kannst mich doch nicht alleine lassen. Mit wem soll ich denn jetzt scheiße bauen?“ Ein klitzekleines Lächeln schlich sich auf seine Lippen, doch es sah sehr gequält aus.

„Wir brauchen dich hier, deine Familie, deine Freunde. Man, Harry, du kannst deine Freundin doch nicht alleine lassen!“

Auch wenn ich mir sicher war, dass er es nicht für extra machte, versetzten mir seine Worte einen Stich. Tränen bildeten sich erneut in meinen Augen, weswegen ich den Blick abwandte, damit Louis sie nicht sah.

„Wirklich? Nicht einmal wegen ihr öffnest du deine Augen? Darüber werden wir aber noch einmal reden, junger Mann!“ Ein leises Schluchzen kam über seine Lippen. Es war typisch Louis, zu versuchen, seine Schmerzen unter Humor zu verstecken. Galgenhumor war schon immer seine Stärke gewesen. Ich wusste nicht wieso, aber es tat gut, dass er so normal mit Harry redete. Nun ja, wenn man das normal nennen konnte. Einzig sein leises Schluchzen, dass zwischendurch immer wieder ertönte, zeugte davon, wie sehr ihn die Sache tatsächlich mitnahm.

„Verdammt, ich weiß, dass du es schaffen kannst. Du warst schon immer der stärkere von uns beiden. Neben dir sah ich immer wie ein Schwächling aus, dafür habe ich dich gehasst. Warte – darf man so etwas zu einem sagen, der im Koma liegt? Wahrscheinlich nicht. Vielleicht solltest du aufwachen und mir eine rein hauen.“

The day you left meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt