Ich stand schnell auf und ließ mich auf mein Bett fallen, um daraufhin nach meinem Handy zu greifen. Ohne zu schauen, wer mich anrief, nahm ich den Anruf an.
„Hallo?“, fragte ich in den Hörer.
„Hi, Sarah.“ Jade's Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
„Jade, gut dass du es bist. Ich hatte dich vorhin angerufen.“
„Ich weiß“, wisperte sie. Irgendetwas stimmte hier nicht. Ihre Stimme klang seltsam belegt.
„Ist alles okay?“, Langsam breitete sich Sorge in mir aus. „Jade, weinst du etwa?“
Sie wollte widersprechen, doch schon kam das erste Schluchzen über ihre Lippen.
„Was ist passiert?“Ich wartete auf ihre Antwort, doch anstelle von Jades Stimme schlug mir das Tuten des Telefons entgegen. Geschockt schaute ich das Handy vor mir an. Sie hatte doch nicht wirklich aufgelegt? War sie sauer auf mich? Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, steckte ich mein Handy ein, rannte die Treppen herunter und zog meine Schuhe an.
„Ich bin bei Jade!“, rief ich noch durch das Haus, in der Hoffnung, Jack würde mich hören. Das Auto meiner Eltern war noch nicht da, zu meinem Glück aber das von Jack. Ich dachte nicht weiter darüber nach, ob es ihn stören würde oder er es heute Abend noch bräuchte, sondern stieg einfach ein. Sobald ich hinter dem Steuer saß, atmete ich erst einmal tief durch. So aufgewühlt, wie ich jetzt war, konnte ich schlecht fahren. Doch mir ging einfach zu viel durch den Kopf. Der Zettel, Jade.. Mit einem frustrierten Schrei schlug ich auf das Lenkrad vor mir und legte daraufhin meine Stirn darauf.
Tief durchatmen, ein und aus, rief ich mich selbst zur Besinnung. Schlussendlich steckte ich den Schlüssel ins Zündloch und fuhr los. Obwohl es mich viel Mühe kostete, blieb ich unter dem vorgeschriebenen Geschwindigkeitslimit und fuhr unauffällig, auch wenn ich am liebsten wie eine Verrückte die Straßen entlang gerast wäre. Jade wohnte nur etwa zehn Minuten entfernt, doch es kam mir endlos vor. War sie sauer auf mich? Und wenn nicht, warum weinte sie dann und drückte mich weg?
Was, wenn sie gar nicht daheim war? Der Gedanke war mir erst jetzt gekommen, doch ich stand schon in ihrer Einfahrt. Ich hätte sie einfach noch einmal anrufen können. Aber wo ich schon einmal hier war, konnte ich auch gleich klingeln.Ein letztes Mal holte ich tief Luft und schlug dann die Autotür hinter mir zu. Nach wenigen Sekunden öffnete mir Jades Mutter die Tür. Bei meinem Anblick legte sich ein sanftes Lächeln auf ihre Lippen.
„Ist Jade da?“, fragte ich und erwiderte das Lächeln.
„Sie ist in ihrem Zimmer.“ Sie trat mit einer einladenden Geste zur Seite.Als ich die Treppen zu Jades Zimmer gehen wollte, hielt sie mich noch einmal auf. „Danke, dass du immer für sie da bist. Mich lässt sie ja fast gar nicht mehr an sich ran. Auch heute nicht.“ Ein Seufzen kam über ihre Lippen. Ohne auf eine Antwort abzuwarten, drehte sie sich um und verschwand in der Küche. Verwirrt blieb ich auf der Treppe stehen, bis ich mich wieder gefangen hatte und die restlichen Stufen nach oben ging.
Leise klopfte ich an ihre Tür, als sie nichts erwiderte, klopfte ich ein zweites Mal, dieses Mal etwas lauter. „Lass mich in Ruhe, Mum.“ Auch jetzt war ihre Stimme nicht viel lauter.
Ich drückte die Klinke nach unten und stellte überrascht fest, dass sie nicht abgeschlossen hatte.
Die Tür öffnete sich einen Spalt und stickige Luft schlug mir entgegen. Alle Fenster waren geschlossen, die Rollläden herunter gelassen. Das Licht hatte sie ausgeschaltet und lag nun mit dem Rücken auf ihrem Bett, den Blick starr an die Decke gerichtet. Ohne etwas zu sagen, lief ich auf sie zu und ließ mich auf der Bettkante nieder. Zum ersten Mal blickte sie zu mir. Ihre Augen weiteten sich in Entsetzen und sie setzte sich auf. Bevor sie fragen konnte, was ich hier machte, zog ich sie in meine Arme. Sanft fuhr ich ihr über den Rücken, versuchte verzweifelt sie zu beruhigen, da sie erneut in Tränen ausgebrochen war.„Was ist passiert?“, wiederholte ich mich. „Bist du sauer auf mich?“
Sofort schüttelte sie ihren Kopf und löste sich aus der Umarmung. „Louis“, schluchzte sie und von Neuem begannen die Tränen ihre Wange herunter zu laufen. Was war mit Louis? Was hatte er angestellt? Oder ist ihm etwas passiert? Verwirrt musterte ich sie, wartete aber, bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Doch das dauerte länger, als ich erwartet hatte. „Ich gehe runter und mach dir einen Tee und danach erzählst du mir alles in Ruhe, okay?“
Müde nickte sie, woraufhin ich mich erhob und, wie vorher ihre Mutter, in der Küche verschwand. Wie zu erwarten war sie dort immer noch und war gerade dabei, Wasser aufzusetzen.
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The day you left me
FanfictionWas machst du, wenn dein bester Freund sich von dir distanziert? Wenn er plötzlich eine Freundin hat und komplett den Kontakt abbricht? Was machst du, wenn dein bester Freund zu deinem Feind wird? Und was macht er, wenn du in Gefahr bist? Für wen wi...